Zwei Wollen Meer

Vanuatu

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Holpriger Start ins nächste Reiseland

Noumea, Neukaledonien, 08.08.2022

Es ist 02:25 Uhr nachts am Abreisetag nach Neukaledonien, als wir ruppig aus dem Schlaf gerissen werden. Es ist, als würde jemand am Bett wackeln, das ganze Hotelzimmer bewegt sich hin und her, dazu eine Art schleifende Geräuschkulisse. In der Umgebung beginnen unzählige Hunde Alarm zu schlagen. Hannes und ich springen auf und schauen aus dem Fenster unseres Zimmers im zweiten Stock – und stellen fest, dass sich auch das Haus bewegt. Es ist ein Erdbeben! Wie es sich später herausstellt, hat es die Stärke 5,0 – siehe Bericht von Volcano Discovery. Als wir am Fenster stehen und überlegen, nach Draußen zu rennen, lässt das Wackeln langsam nach. Für uns eine aufregende Erfahrung – für die Menschen hier in Vanuatu fast Alltag. So gab es im Jahr 2021 allein in Vanuatu 76 registrierte Erdbeben mit einer Stärke von mindestens 5,0. Kein Wunder, befinden wir uns hier doch direkt auf dem Pazifischen Feuerring, wo die Indisch-Australische und die Pazifische Platte aneinander grenzen. Dies führt neben der hohen vulkanischen Aktivität immer wieder zu Erd- bzw. Seebeben.

Am Vormittag machen wir uns auf dem Weg zum Flughafen. Da der ATR72, der uns in nur anderthalb Stunden nach Neukaledonien bringt, über vier Stunden Verspätung hat, lernen wir die Wartehalle des Port Vila International Airports ausführlich kennen. Ein technischer Defekt soll Schuld an der Verzögerung sein. Aber für die pazifische Gelassenheit, die auch uns mittlerweile in ihren Bann gezogen hat, stellen Verspätungen kein wirkliches Problem dar. Solange wir heute noch irgendwann ankommen, ist alles gut. Und so landen wir am Abend in La Tontouta, wo sich der moderne, internationale Flughafen von Neukaledonien befindet. Wir merken sofort, dass wir wieder in Europa angekommen sind – Europa im Pazifik.

Ein Shuttlebus bringt uns in die 45km entfernte Hauptstadt Nouméa, wo wir die nächsten sechs Tage verbringen werden. Im Smalltalk mit Fahrerin Esther finden wir heraus, dass sie eigentlich aus Französisch-Polynesien, von Rurutu stammt. Falls ihr euch erinnert – wir hatten das Glück, diese herrliche Insel im November 2021 besuchen zu können.

Die Stadt Nouméa ist berühmt für ihre außergewöhnliche Lage, verfügt über jede Menge Museen und Sehenswürdigkeiten und gilt als Schmelztigel der Kulturen. Wir sind gespannt, ob das Hotel Gondwana Green, das erste Nachhaltigkeitshotel der Stadt, hält was es verspricht.

Ein paar allgemeine Informationen zu Neukaledonien findet ihr ganz unten auf der Reiseziel-Seite.

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Von Meerjungfrauen und Mördern

Port Vila, Efate, 06.08.2022

Die Menschheit ist bekannt dafür, Seemannsgarn zu spinnen und verzerrte Wahrnehmungen aus dem Alkoholrausch von Matrosen zu Legenden werden zu lassen. Oft verteufeln diese Geschichten die betroffene Spezies leider zu Unrecht und machen z. B. friedliche Muscheln zu Mördern. Ob Seekühe hingegen einen Vorteil davon hatten, für Meerjungfrauen gehalten zu werden? Wenn man den weltweit gefährdeten Bestand dieser Tiere betrachtet, wohl eher nicht. Umso größer ist die Freude unsererseits, sowohl die Riesenmuschel als auch die Gabelschwanzseekuh auf den Maskelynes beobachten zu können.

 

Die Riesenmuscheln kamen zu ihrem Ruf als Mörder, da sie beim Zuklappen ihrer Schalen Taucher einklemmen könnten, welche in der Folge ersticken. Belegte Fälle gibt es dafür nicht – klar ist aber, dass der Mensch es ist, der die Existenz der Riesenmuscheln gefährdet. Denn hier im Pazifik steht sie großflächig auf dem Speiseplan der Menschen, lebt sie doch im flachen Wasser, ist durch ihre farbenfrohen Symbiosealgen gut zu erkennen und kann nicht flüchten. Da die Tiere so sehr überfischt sind, schaffen sie es in vielen Gegenden des Pazifik nicht mehr, sich ausreichend zu reproduzieren. Immer kleinere Exemplare werden vom Menschen verspeist, bevor sie sich überhaupt fortpflanzen können. Die Folge liegt auf der Hand: die Muschel verschwindet vollständig.

Diese Feststellung machte bereits vor über 30 Jahren ein Bewohner der Maskelyne-Inseln, Simon Enrel. Es gab kaum mehr Fische noch Muscheln in der Lagune von Uluveo. Mit Zustimmung des Chiefs entschloss er sich, ein Meeresschutzgebiet in der Lagune anzulegen und Riesenmuscheln anzusiedeln. Knapp einen Quadratkilometer Wasserfläche steckten er und sein Sohn Jack ab und platzierten darin nach und nach Riesenmuscheln, welche sie von den Fischern in der Umgebung kauften. Zunächst wurde das Areal mit Stöcken und einem größeren, aus dem Wasser ragenden Stein markiert. Simon taufte sein Schutzgebiet „Ringi Te Suh“ – was vermehren bzw. in Ruhe lassen bedeutet.

Mit den Jahren siedelten sich selbstständig Fische im Schutzgebiet an und vermehrten sich. Als die Dorfbewohner berichteten, es gäbe auch außerhalb des Schutzgebietes wieder Riesenmuscheln, wurden Jack und sein Vater in ihrer Arbeit bestärkt. Um die Akzeptanz für das Schutzgebiet noch mehr zu erhöhen, kam dem Lehrer Jack eine weitere Idee. In Vanuatu gibt es bis heute keine Schulpflicht und der Schulbesuch kostet eine jährliche Gebühr. Diese liegt in der Primärstufe bei ca. 50€, je nach Schule und Region. Auch wenn dies für uns nicht viel erscheint – nicht alle Eltern in Vanuatu können sich das leisten. So boten Jack und sein Vater Kindern aus dem Dorf an, ihnen bei der Errichtung einer kleinen Insel zu helfen. Als Dank dafür bezahlten sie ihnen ein Jahr Schulgebühr. Die Aufgabe der Kinder bestand darin, eine ca. 1m² große Fläche mit Steinen auszulegen, welche von Uluveo mit dem Kanu zum Schutzgebiet transportiert werden mussten. Und so wuchs eine kleine Insel heran, die den Anfang des Schutzgebietes mit einem Schild markiert. Später kamen Picknickplätze, ein Umkleide- und Toilettenhäuschen sowie Bäume hinzu.

Finanziert hat die Familie Enrel dies alles aus eigener Tasche. Nach dem Tod von seinem Vater führt Jack nun das Schutzgebiet fort. Zwischenzeitlich war er sogar zu einer Fortbildung in den USA, um über die bessere Pflege und Vermehrung der Muscheln zu erfahren. Doch er bleibt leider Einzelkämpfer. Schon oft wurde ihm seitens der Regierung Unterstützung angeboten, nie aber folgten Taten auf die Worte, sagt er. Ab und zu „verirren“ sich glücklicher Weise Touristen auf die Maskelynes – so wie wir – und unterstützen das Schutzgebiet mit umgerechnet 8€ Eintritt. Doch seit 2017 sind wir gerade einmal die achten Besucher.

Nachdem Jack uns eine Präsentation über die Entstehung von Ringi Te Suh gezeigt hat, bittet er uns noch kurz um Verständnis, dass wir auch tote Muscheln sehen werden. Ursächlich hierfür sieht er den Klimawandel, der die Wassertemperaturen in der Lagune steigen lässt, aber auch die menschengemachte Verschmutzung und Versauerung der Meere. Begleitet von Willy, einem Bekannten von Jack, paddeln wir mit einem Auslegerkanu hinüber und passieren die Holzstäbe, die den Beginn des Areals markieren. Aufrecht steckende Holzstangen gelten in ganz Vanuatu als Zeichen für ein Tabu, was in der breiten Bevölkerung auch als solches akzeptiert wird. Jack bestätigt, dass Wilderei nur recht selten vorkäme und in Abstimmung mit dem Chief mit 10.000 Vatu Strafe (ca. 83 Euro) belegt sei.

Wir steigen vom Auslegerkanu ins Wasser. Durch die gezeitenbedingte Lage in der Lagune ist das Wasser zwar etwas trüb, aber uns fällt sofort der Unterschied zu den Riffen außerhalb der Schutzzone auf. Waren wir am Vormittag noch in einem fast ausgestorbenen „Geisterriff“ nahe unseres Ankerplatzes schnorcheln, sind wir nun umgeben von unzähligen Fischen, soweit das Auge reicht. Wir entdecken zwei Arten von Riesenmuscheln – die Pferdehufmuschel Hippopus Hippopus und die große Riesenmuschel, außerdem Kauri- und Spinnenschnecken. Tiere, die wir außerhalb des Schutzgebietes bisher nur sehr, sehr selten gesehen haben. Ein sicht- und spürbarer Unterschied!

 

Wir sind begeistert vom Werk der Familie Enrel und haben wieder einmal einen Eindruck davon gewonnen, wie die Natur wohl ohne Einfluss des Menschen einst ausgesehen haben muss. In der Umkleide der künstlich errichteten Insel entdecken wir dann noch ein weiteres besonderes Tier: Eine Gelblippenseeschlange. Ihr Biss kann durchaus fatale Folgen haben, doch sie gilt nicht als angriffslustig. Auch sie hat erkannt, dass Ringi Te Suh ihr Schutz bietet.

Wir sind begeistert von Ringi Te Suh und überreichen Jack eine Geldspende für die weitere Erhaltung seines Reservates. Er ist so gerührt und überrascht, dass ihm die Tränen kommen – und wir freuen uns mit ihm. Als Dank gibt es Kava und Pomelos, außerdem teilt er einen Tintenfisch mit uns. Jack möchte mit uns in Kontakt bleiben und uns zukünftig News von Ringi Te Suh senden.

Legende Nummer Zwei handelt von maskulin wirkenden Meerjungfrauen, wenn man den Berichten von Christoph Kolumbus Glauben schenkt. Vermutlich waren es damals Seekühe, die der Entdecker in der Karibik beobachtete. Die beiden heute noch existierenden Arten – Rundschwanz– und Gabelschwanzseekühe – sind beide stark bedroht. Hier im Pazifik lebt der Dugong, wie die Gabelschwanzseekuh auch genannt wird, in küstennahen Gewässern. Während der Flut kommt das Tier in die Lagunen, um Seegras zu fressen. Bei Ebbe ruht es am Außenriff, dann ist ihm das Wasser in den Seegraswiesen zu flach.

Kalo, unser Gastgeber vom Kanu-Rennen, organisiert für uns eine Tour zu Insel Sakao, wo die Tiere während der Ebbe ruhen. Die Männer, die uns begleiten, kennen diese Stellen genau. Heute sind Seekühe in Vanuatu Tabu – in anderen Teilen der Erde werden sie aber leider nach wie vor gejagt. Weitere Gefahren für die Tiere stellen der Verlust von Lebensraum, das Überfahrenwerden von Motorbooten, das Ertrinken in Fischernetzen und die Verschmutzung der Meere dar. Dass wir bei unserem Ausflug mindestens acht verschiedene Dugongs sehen, ist erfüllt uns mit Ehrfurcht. Unter ihnen sind auch zwei Mütter mit Jungtieren. Nur alle drei bis sieben Jahre gebärt ein Dugong-Weibchen ein Junges, was dann im Regelfall zwei Jahre die Nähe der Mutter sucht. Weitere Infos über diese ungewöhlichen Tiere findet ihr beim WWF.

Nach diesen einmaligen Naturerlebnissen befinden wir uns mittlerweile wieder in Port Vila, der Hauptstadt Vanuatus, und unsere Reise neigt sich mehr und mehr dem Ende. Abschließend besuchen wir hier noch das Nationalmuseum, bevor es weiter zum vorletzten Reiseziel geht: Neukaledonien (die gewohnten Länderinfos folgen in Kürze).

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Maskelyne Canoe Race 2022

Moso Island, Shefa, 02.08.2022

Im Internet erfahren wir, dass jährlich Ende Juli ein Rennen traditioneller Auslegerkanus auf den Maskelyne-Inseln stattfindet und nehmen Kontakt mit Organisator Kalo Nathaniel auf. Dieser bestätigt den Termin vom 25. bis 27. Juli und lädt uns ein, vorbei zu kommen.

Bei den Maskelynes handelt es sich um eine kleine Inselgruppe im Südosten Malekulas. Namensgeber war der Seefahrer James Cook, der sie dem britischen Hofastronomen Nevil Maskelyne widmete. Die Hauptinsel Uluveo verfügt über drei Dörfer und ist mit ca. 1.000 Einwohnern recht dicht besiedelt. Der Großteil der Menschen lebt von der Kopra-Produktion sowie vom Reichtum des Meeres, woher vor allem die Affinität zum Kanufahren rührt.

Der Ausrichter des Kanu-Rennens, Kalo Nathaniel, stammt von Uluveo. Er war einige Jahre als Koch in einem Hotel auf Efate tätig, bevor er als Smutje an Bord eines Segelkatamaran, Modell „Vaka Moana“, den Pazifik kennenlernen konnte. Die deutsche Stiftung Okeanos konstruierte insgesamt sieben dieser traditionellen, hochseetauglichen Katamarane nach Jahrtausende altem, polynesischen Vorbild. Das Nachfolgeprojekt „Vaka Motu“ dient heute in Vanuatu dem nachhaltigen Transport von Gütern zwischen den Inseln. Auch Mitsegeln ist möglich. Betrieben wird das Vaka mit dem Wind, mit Solarenergie und lokal produziertem Kokosöl. Mehr Informationen zur Stiftung und den Vakas gibt es hier (auf Englisch). Kalo kehrte nach seiner Pazifik-Reise auf die Maskelyne-Inseln zurück und betreibt heute mit seiner Frau Nina die Malog Bungalows.

Wir erreichen die Maskelynes nach einer dreistündigen Fahrt von Port Sandwich aus. Die Nachbarinseln Ambrym und Paama sowie Lopevi, deren Vulkankegel in dichten Wolken versteckt ist, schützen vor allzu starkem Seegang. In Uluveo angekommen ankern wir im Süden, in einer geschützten Bucht nahe Kalo’s Bungalows. Es ist der 24. Juli, Vanuatu-Kindertag und zahlreiche, vollbesetzte Ausflugsboote sind rund um die Insel unterwegs.

Kalo und seine Familie begrüßen uns herzlich mit Blumen, Flechtschmuck (Salusalu-Ketten), einem kleinen Buffet und natürlich mit Kava. Der Chief von Südmalekula, Jimmy, ist als Schirmherr und Eröffner des Kanu-Rennens ebenfalls anwesend. Kalo erzählt uns, dass das Rennen eigentlich dieses Jahr ausfallen sollte. Durch den bis Juni andauernden Lockdown waren Sportveranstaltungen verboten. Mit der Grenzöffnung zum 1. Juli hatte man so schnell nicht gerechnet und daher auch keine weitere Planung vorgenommen. Erst durch unser Interesse sowie die Buchung von Luke, einem Australier, hatte sich Kalo entschieden, das Rennen nun doch stattfinden zu lassen. Darüber freuen wir uns natürlich sehr!

 

Bevor die Rennen am nächsten Tag starten, machen wir einen Inselrundgang. Vom Dorf Peskarus aus, wo Kalo wohnt, laufen wir nach Pellongk. In beiden Dörfern finden bereits Vorbereitungen und Veranstaltungen zum 42. Unabhängigkeitstag Vanuatus statt. In Pellongk treffen Jack, der in der Lagune ein Naturschutzgebiet besitzt. Doch dazu später mehr.

Die Rennen finden in den Kategorien Kinder, Frauen und Männer statt. Hannes und Luke tragen sich als Männerteam ein – Luke hat schon an vielen Kanurennen im Pazifik teilgenommen, z. B. in Samoa. Beide dürfen ein paar Proberunden mit dem hölzernen Auslegerkanu drehen, bevor es losgeht.

Die Teilnehmer reihen sich in der Bucht vor Kalos Bungalows auf. Alle Paddel müssen zum Start in die Luft gestreckt werden. Chief Jimmy führt mit einer Bambusstange den Startschlag aus und das Rennen beginnt. Gespannt beobachten die Zuschauer den jeweiligen Rennverlauf. Für Luke und Hannes deutet sich schon bei der Startaufstellung der Männer der letzte Platz an: das Kanu läuft voll mit Wasser. Dabei sein ist alles!

Neben den Paddelrennen hat sich Kalos Familie noch ein Rahmenprogramm für uns überlegt: Flechten, Tauziehen und gemeinsames Kochen gehören dazu. Überraschte Gesichter gibt es, als ich den Frauen den Fröbelstern mit Schraubenbaumblättern zeige. Ob sie sich ihn merken? Außerdem präsentiert uns eine Dorfbewohnerin das Sanddrawing, also Zeichnen im Sand. Diese Tradition Vanuatus wurde von der UNESCO in die Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen.

Dass wir parallel zu diesem Programm auf den Maskelynes noch zwei herrliche Natur-Highlights erleben dürfen, verdanken wir Jack und Kalo. Dazu jedoch mehr im Folgebeitrag…

Zum Abschluss des Maskelyne Canoe Race treten nochmal alle Gewinnerteams gegeneinander an. Außerdem dürfen Hannes und Luke noch einmal starten – dieses Mal mit einem größeren Kanu und mit Unterstützung von Dorfbewohner Philipp. Das Team erreicht Platz Zwei! Bei einem gemeinsamen Abendessen klingt der Tag aus – wir lassen uns das tagsüber zubereitete Laplap schmecken. Das Nationalgericht Vanuatus wird eingeschlagen in Bananenblättern auf heißen Steinen gegart. Zumeist besteht es aus dem Brei von verschiedenene Knollenfrüchten und Bananen, verfeinert mit Kokosmilch. Ab und zu kommen Kräuter, Gewürze und Fleisch hinzu. Das Ganze ist extrem sättigend!

Am nächsten Morgen besucht uns Kalos Familie an Bord von Vava-U. Die Auslegerkanus werden festgemacht und wir haben kurzzeitig 14 Crewmitglieder mehr. Nach fast vier Tagen, die wir hier auf den Maskelynes verbracht haben, fällt uns der folgende Abschied von ihnen schwer.

Wir segeln nun leider zurück zur Hauptinsel Efate, bei sehr unbeständigem, regnerischen Wetter. Vava-U muss dort kurzfristig in die Werft, was für uns mehr als überraschend kam. Die geplante Weiterreise nach Neukaledonien verschiebt sich dadurch um einige Tage. Mit unseren Mitseglern Marianne und Peter suchen wir uns für die Zeit eine gemütliche Unterkunft auf der kleinen Insel Moso, die nur einen Kilometer von Efate entfernt liegt.

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Der Osten Malekulas

Moso Island, Shefa, 30.07.2022

Im Nordosten Malekulas könne man noch historische Stätten besuchen, erfahren wir in der Touristinfo auf Santo. Die Inseln Atchin, Wala und Rano seien bekannt für ihre Chief-Gräber und Cannibal-Sites, also Orte, wo Kannibalismus betrieben wurde.

Letzteres sollen die Menschen hier aber nicht aus Hunger, sondern vor allem aus rituellen Gründen getan haben. Verspeist wurden die besiegten Gegner verfeindeter Stämme, wovon es auf Malekula vor allem die sog. Small und Big Nambas gab. Auch einige der ersten Missionare, welche auf Malekula ankamen, sollen dem grausamen Ritual zum Opfer gefallen sein. Der letzte belegte Fall von Kannibalismus auf Malekula fand in den 1960er Jahren statt. Die Christianisierung Vanuatus beendete glückliches Weise Stammesrivalitäten und Kannibalismus, vernichtete jedoch leider auch einen Großteil friedlicher Traditionen der hier lebenden Menschen.

Wir lassen den Anker vor der kleinen Insel Wala fallen, wo wir sofort von Charlie mit seinem Auslegerkanu begrüßt werden. Er wolle uns gern die Insel zeigen, sagt er und bittet uns an Land. Ein zugerümpeltes Toilettenhäuschen und ein verfallener Steg erinnern an Zeiten, in denen hier Kreuzfahrtschiffe anlegten und einen gewissen Wohlstand brachten. Doch wegen Landstreitigkeiten der Bewohner bleiben die Schiffe seit 2014 aus, erzählt Charlie. Die Schwimmsegmente des einstigen Steges dienen den Dorfbewohnern heute als Sitzgelegenheiten.

Charlie führt uns einen Weg durchs Dorf nach oben auf den Hügel der Insel, wo er uns die historischen Stätten zeigen möchte. Unter einem großen Banjanbaum befinden sich zahlreiche größere Felsen, teilweise übereinander gestapelt und zugewachsen. Die Vorfahren hätten hier Rituale abgehalten – was genau kann er uns leider nicht erklären. Mal spricht er davon, dass Schweine auf den Felsen geschlachtet worden, mal, dass sie darunter begraben worden sein. Dann wiederum erzählt er, dass die Nachkommen eines Verstorbenen hier einen Felsen ergänzten, um das Land des Toten auf sich übergehen zu lassen. Details lässt sich Charlie nicht entlocken – vermutlich kennt er das Ganze auch nur vom Hörensagen. „Today, Vanuatu is a Christian country“, antwortet er jedes Mal, wenn er nicht weiter weiß.

Ob es nun Landmarkierungen oder Begräbnisstätten sind, bleibt offen. Zum Kannibalismus weiß Charlie nichts – „today, Vanuatu is a Christian country“. Auf dem Rückweg schenkt uns Charlie ein paar Pomelos, die Früchte haben gerade Hochsaison und liegen zu Hauf am Boden, da sie kaum mehr einer essen mag. Wieder im Dorf angekommen, verlangt er von uns je 500 Vatu, ca. 4 Euro, für die Führung. Außerdem sollen wir Souvenirs kaufen: er zeigt uns einen Tisch voll mit Nautilus– und Fechterschneckenhäuser, beides geschützte Arten nach CITES. Am Abend bringen wir Charlie noch ein paar Medikamente, um die er uns gebeten hat. Ohne große Dankbarkeit nimmt er den Beutel ganz selbstverständlich entgegen und erkundigt sich weiter, ob Martin noch ein Seil für seine Kuh hat. Wir merken, der Kreuzfahrttourismus hat zumindest bei Charlie leider tiefe Spuren hinterlassen.

Am Folgetag möchte Charlies Frau Elisabeth uns die Nachbarinsel Rano zeigen, von wo sie stammt. Dort sollen ebenfalls historische Stätten zu bestaunen sein. Wir machen uns mit ihr und ihrer kleinen Enkelin Eva auf den Weg – den Preis von 600 Vatu pro Person habe ich dieses Mal vorher erfragt. Das Geld müsse sie dem Chief abliefern, sagt sie. Die beiden Dörfer, die wir auf Rano besuchen, erscheinen uns wie ausgestorben. Nur wenige Menschen treffen wir unterwegs, dafür sehen wir jede Menge Verpackungsmüll und riesige Tamanubäume am Strand. Im Inselinneren zeigt uns Elisabeth ähnliche Felsformationen wie auf Wala – dieses Mal noch zugewachsener. Es seien früher Schweine darauf getötet worden, sagt sie. „But today, no more. Vanuatu is now a Christian country“. Auf dem Rückweg möchte Elisabeth plötzlich 1.000 Vatu pro Person von uns, der Chief würde so viel verlangen. Auf mein deutliches „that’s too much“ rudert sie allerdings zurück. Unser erster Eindruck, dass das Geld in ihrer eigenen und nicht in der Tasche des Dorfes landet, scheint sich zu bestätigen. Wir verlassen Wala und Rano mit gemischten Gefühlen.

Wir legen ab und segeln weiter in Richtung Süden. Die echten Cannibal Sites haben wir vermutlich nicht gesehen – diese befinden sich direkt auf Malekula, lese ich später im Internet. Das nächste Ziel ist ein Naturschutzgebiet, die Amal Crab Bay. Wir melden uns über das Tourismusbüro in Santo an, um die Ankergebühr von 1.500 Vatu zu entrichten und eventuell eine Führung sowie eine Schnorchelerlaubnis zu bekommen. Doch schon bei der Einfahrt in die Bucht wird deutlich, dass das Versammlungshaus schon seit längerer Zeit leersteht.

Die Amal Krab Bay wurde 2002 von mehreren Chiefs der umliegenden Dörfer unter Schutz gestellt, da es immer weniger Landkrabben, Riesenmuscheln und Spinnenschnecken gab. Ursächlich hierfür waren bzw. ist die Überfischung, die im engen Zusammenhang mit dem starken Bevölkerungswachstum Vanuatus steht (in den letzten 70 Jahren hat sich die Bevölkerung in Vanuatu versechsfacht). Meerestiere werden mittlerweile nicht mehr nur zum Eigenbedarf gefangen, sondern auch auf dem Markt gehandelt und exportiert. Im Jahr 2006 erhielt das Naturschutzprojekt Amal Crab Bay sogar eine Auszeichnung der Equator Initiative. Der besondere Wert der Bucht liegt neben dem Seegrasbewuchs vor allem im fast durchgängigen Mangrovengürtel.

Als am zweiten Tag immer noch kein Verantwortlicher zu sehen ist, begeben wir uns an Land und schauen uns etwas um. Das Naturschutzprojekt scheint seine beste Zeit leider hinter sich zu haben. Am Strand finden wir geknackte Schalen von Riesen- und Spinnenmuscheln sowie Austern. An das Fang-Tabu scheint sich hier nicht jeder zu halten… Immerhin können wir uns mit Müllsammeln etwas nützlich machen. Zurück auf Vava-U bestaunen wir neben dem wolkenverhangenen Sonnenuntergang zahlreiche Schildkröten, die an der Wasseroberfläche nach Luft schnappen.

Wir fahren weiter nach Süden. Im Osten thront die Vulkaninsel Ambrym, deren Lavaseen in den Kratern Marum und Benbow jedoch zur Zeit erloschen sind. 2017 hatten wir dort eine spektakuläre, nicht ganz ungefährliche Vulkanwanderung gemacht und dabei unsere Freunde Rüdiger und Martina aus Seligenstadt kennengelernt. Der aufmerksame Leser erinnert sich, dass die beiden uns im Januar in Französisch-Polynesien besucht haben. Doch zurück nach Malekula: Nahe Lamap, wo sich einer der drei Inselflugplätze befindet, führt eine Bucht tief ins Land. Hier liegt Port Sandwich, ein äußerst ruhiger Ankerplatz mit verfallenem Betonsteg. Zu unserer Überraschung liegen hier drei französische Segelschiffe vor Anker – den letzten Segler hatten wir auf Espiritu Santo gesehen. Die geschützte Bucht und die französische Sprache, die in Lamap überwiegt, haben sie wohl angelockt.

Ringsum wachsen Kokospalmen für die Kopraproduktion. Und obwohl es sehr grün ist,  sieht man zwischen den Plantagen fast keinen Baum mehr. Schuld daran ist Merremia peltata, die Windenpflanze, die auch auf Espiritu Santo ganze Wälder überwuchert. Hier rings um die Bucht ist es ebenfalls besonders schlimm. Zwar befreien die Einheimischen ihre Kokospalmen von der Rankenpflanze, die Wälder erhalten jedoch keine Hilfe und sterben nach und nach unbemerkt unter dem Windendickicht ab.

Im Reiseführer lesen wir, man solle in Port Sandwich nicht baden gehen. In der Vergangenheit habe es zahlreiche Haiangriffe gegeben – eine Recherche im Internet bestätigt dies allerdings nur bis ins Jahr 1992. In der Vergangenheit hatte Port Sandwich einen kleinen Schlachthof, da neben Kopra und Kakao vor allem Rinder zum Haupterwerb zählen. Die Schlachtabfälle der Rinder seien hier von einer Rampe ins Meer gespült worden. Das hätte über Jahre große Haie in der Bucht angesiedelt. Wir fahren also lieber mit dem Dinghy an Land und schauen uns die kleine Siedlung sowie ein unbeschriftetes Denkmal an. Auf der anderen Seite der Bucht gibt es zudem die rostigen Überreste eines in den 50er Jahren auf Grund gelaufenen Koprafrachters zu sehen.

An der Südostspitze Malekulas schließt sich eine kleine Inselgruppe an – die Maskelynes. Sie sind unser nächstes Ziel auf dem Weg zurück nach Port Vila. Jährlich findet hier ein Kanurennen statt, bei dem sich Frauen, Kinder und Männer der Region im Wettkampf messen. Was wir hier Ende Juli alles erleben konnten, lest ihr in unserem nächsten Beitrag!

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Espiritu Santo - geprägt vom zweiten Weltkrieg

Amal Crab Bay, Malekula, 21.07.2022

Von Nordmalekula aus erreichen wir die Südseite Espiritu Santos in wenigen Stunden. Leider ist es fast windstill, sodass wir für die Passage den Motor nutzen müssen. Die größte Insel Vanuatus zeigt bereits von Weitem ihre Bergkulisse. Auf einer Fläche von knapp 4.000km² (einem Viertel Thüringens) türmen sich die Berge bis über 1.800m auf. Ihren Namen bekam die Insel vom portugiesischen Entdecker Pedro Fernández de Quirós. Er glaubte bei seiner Ankunft 1606 den hypothetischen Südkontinent Terra Australis gefunden zu haben und widmete ihn dem Heiligen Geist – Espiritu Santo. Heute ist die Insel vor allem für ihre typischen Südseestrände, ihre Blue Holes und ihre Geschichte zu Zeiten des Zweiten Weltkrieges bekannt. Die Highlights gibt es hier zusammengefasst.

Zunächst ankern wir vor der Hauptstadt Santos, Luganville. Auf dem großen Markt können wir uns wieder mit saisonalen Früchten und Gemüse eindecken – und das zu einem Bruchteil des Preises von Port Vila. Kokosnüsse, verschiedene Sorten von Bananen, Taro, Yams, Maniok, Süßkartoffeln, Pomelos, Orangen, Gurken, Papaya, Erdnüsse, Pak Choi, Weißkohl, Zitronen, Paprika und Tomaten haben die Marktfrauen im Angebot. Außer Lebensmitteln gibt es noch Feuerholz, tropische Blumen und Tabakblätter zu kaufen. Plastiktüten sind wie in Port Vila auch hier nicht zu finden – mit Ausnahmen für Fleisch, Fisch und Meeresfrüchte. Stattdessen erwarten uns kreative Verpackungsideen aus Blättern.

Beim anschließenden Besuch der Vanuatu-Brauerei „Tusker“ können wir sogar unser Leergut wieder abgeben und bekommen umgerechnet 8 Cent Pfand pro Bierflasche. Hier gibt’s ein Video über die Recyclingkampagne von Tusker – das Abenteuer einer Glasflasche. Tahiti, Hawaii, Fiji und Vanuatu – in jedem der Länder, die wir auf unserer Reise bisher besucht haben, werden Bierflaschen bepfandet bzw. wiederverwendet. Warum klappt das nicht auch mit allen anderen Getränken, fragen wir uns?!

Zum Schluss unseres Stadtbummels decken sich die fleischkonsumierenden Crewmitglieder noch beim örtlichen Metzger ein, der so ziemlich alles in der Auslage hat, was das Rind hergibt. Auf der Insel leben unzählige Fleischrinder, die überwiegend das Gras auf den riesigen Kokosplantagen kurz halten und nicht zugefüttert werden müssen.

Beim mehrmaligen Queren der Hauptstraße, die durch Luganville führt, entdeckt man zwangsläufig eine geschichtliche Besonderheit. Die Straße ist extrem breit. So breit, dass einem die Fahrzeuge winzig vorkommen. Gebaut wurde sie zu Zeiten des Zweiten Weltkrieges von den Amerikanern, welche hier eine Militärbasis errichteten. Der zuständige General bestand darauf, dass die Straße in ihrer Breite vier LKWs fassen kann. Direkte Kriegshandlungen blieben in Vanuatu glücklicher Weise aus, fanden allerdings auf den nordwestlich gelegeneren Salomonen gegen Japan statt. Auch einige Gebäude in Luganville sind Überbleibsel aus dieser Zeit.

Auf Grund der Kürze der Zeit, die uns in Vanuatu zur Verfügung steht, können wir uns leider nur einen kleinen Teil von Santo anschauen. Dazu gehört die Surunda Bay, in der wir bei unserer Vanuatu-Reise im Jahr 2017 gewohnt haben. Die geschützte Bucht ist berühmt für ihre Dugongs, die man in der deutschen Sprache meist unter dem Namen Seekuh kennt.

Doch bevor wir uns auf die Suche nach den Dugongs begeben, passieren wir auf dem Weg zur Surunda Bay den nächsten historischen Schauplatz, den Million Dollar Point. Es ist gerade Ebbe und mit dem Fernglas können wir allerlei verrosteten Schrott in der Gezeitenzone sehen. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges haben die auf Santo stationierten Amerikaner hier alles, was sie nicht mehr in die USA transportieren wollten oder konnten, im Meer entsorgt. Großbritannien und Frankreich, unter deren Verwaltung Vanuatu damals stand, hatten zuvor ein Verkaufsangebot abgelehnt, in der Hoffnung die Ausstattung später gratis zu bekommen.

Fahrzeuge, Truppenausstattung, Verpflegung und Möbel, Werte in Höhe vieler Millionen US-Dollar, versenkt mit samt den Bulldozern, die zuvor eine umfangreiche Infrastruktur auf der hiesigen Insel geschaffen hatten. Ein spannender Ort für Taucher und Historiker, zugleich ein trauriger für Naturfreunde. Noch heute belastet der vor sich hin rottende Müll die Umwelt. Um uns den Million Dollar Point anzuschauen, blieb uns diesmal leider keine Zeit. Nachfolgend daher ein Youtube-Video für Interessierte:

Einen Großteil seiner auch noch heute in Nutzung befindlichen Infrastruktur verdankt Espiritu Santo den amerikanischen Truppen. Dazu zählen nicht nur Straßen, sondern auch der Santo International Airport (SON). Doch auch eine Pflanzenpest haben die Soldaten hierher geschleppt, die der Insel wohl ewig erhalten bleiben wird: Merremia peltata, eine rasch wachsende Pflanze aus der Familie der Winden, sollte militärische Anlagen in kurzer Zeit überwuchern und tarnen. Dies macht die Pflanze jedoch mittlerweile mit allem, was ihr in die Quere kommt. Selbst Urwaldriesen werden von ihr überwuchert – die Bäume sind nichts weiter als ein Spalier für die Winde auf dem Weg gen Himmel.

Wir ankern für zwei Tage in der Surunda Bay und begeben uns auf die Suche nach Dugongs. Bei high tide, also Flut, soll die Wahrscheinlichkeit am höchsten sein, ihnen zu begegnen. Doch trübes Wetter und Wasser lassen keine Sichtung zu. Uns trösten die zahlreichen Meeresschildkröten, die immer wieder kurz zum Luft schnappen rund um Vava-U auftauchen. Von ihnen gibt es hier eine Menge – erfreulicher Weise. Wie die Dugongs auch fressen sie Seegras, was in der Surunda Bay zu Hauf wächst.

Am Abend gibt es ein Schälchen Kava bei unserer Freundin Megan, die 2017 unsere Kurzzeit-Nachbarin war. Sie ist Inhaberin eines Reiterhofes, ihr Mann bietet Sportfischer- und Schnorchelausflüge an. Mit Schließung der Grenzen wegen der Pandemie brach für beide der Umsatz ein und sie entschlossen sich, eine Kavabar zu eröffnen. Und die Seahorse Kavabar läuft so gut, dass sie trotz Rückkehr der Touristen ein Standbein von Megan und Fabrice bleiben wird.

Unser letzter Ankerplatz auf Santo liegt bei Oyster Island. Ganz in der Nähe befinden sich zwei sog. Blue Holes, Riri und Matevulu. Die Süßwasserlöcher werden von Quellen gespeist, ihre Tiefe, der Untergrund und die enthaltenene Minerale verursachen eine fast unglaubliche blaue Wasserfarbe. Dass diese beiden Naturspektakel nicht den amerikanischen Soldaten zum Opfer gefallen sind, gleicht einem Wunder. Sie liegen knapp am Rand des ehemaligen Turtle Bay Airfieldes, welches sich die Natur aber mittlerweile fast vollständig zurückerobert hat. Zu Fuß und per Kajak besuchen wir das Matevulu sowie das Riri Blue Hole, deren Schönheit jedoch während der Pandemie gelitten zu haben scheint. Rutschige, zugewachsene Wege, eingestürzte Kassen- und Toilettenhäuschen, morsche Stege und ins Wasser gefallene Bäume prägen das Bild. Wir genießen dennoch das klare, erfrischend kalte Wasser gemeinsam mit ein paar feiernden, einheimischen Jugendlichen.

Zum Abschluss unseres Aufenthaltes auf Santo treffen wir noch einmal Megan – wir haben uns zum gemeinsamen Ausritt verabredet. Die gebürtige Neuseeländerin rettet seit nunmehr 13 Jahren Pferde und andere vernachlässigte Tiere und gibt ihnen ein neues, behütetes Zuhause bei Santo Horse Adventures. Viele der Pferde wurden zu zeitig eingeritten, angepflockt gehalten, überlastet und/oder misshandelt. Megan päppelt die meisten ihrer Schützlinge so gut auf, dass sie sie zum Großteil sogar wieder in den Reitbetrieb integrieren kann. Das ist insbesondere deshalb bemerkenswert, weil es auf Santo keinen Tierarzt gibt.

Wie schon vor fünf Jahren sind wir wieder erstaunt über die Gelassenheit und gute Erziehung von Megans Pferden. Jedes der Tiere wird ausschießlich gebisslos geritten. Das Geheimnis dahinter ist vor allem der zwanglose Umgang sowie der viele Auslauf, den die Herden genießen. Direkt auf ihrem Grundstück steht die Versehrten-Herde, neben dem Stall. Dies sind die Tiere, die besondere Aufmerksamkeit benötigen. Etwas weiter weg, auf einer unendlich erscheinenden Weide, grasen, toben und dösen die vierbeinigen „Mitarbeiter“. Hengste und Nachwuchs wohnen etwas abseits, im Hügelland der benachbarten Rinderfarm.

Zur erweiterten Familie von Megan zählen außerdem eine Ziege, ein Ochse, mehrere junge Flughunde, drei Katzen, vier Hunde, jede Menge Hühner und Enten sowie ein Papagei. Allesamt aus Notlagen gerettet. Flughundbabys werden ihr mittlerweile regelmäßig von den Einheimischen übergeben. Denn die erwachsenen Tiere landen in Vanuatu häufig auf dem Teller. Dank Megan haben zumindest die Babys, die sich noch am gejagten Muttertier festklammern, eine Chance. Megans Herz schlägt im gleichen Takt wie die unseren – für Tiere.

Zusammen mit zwei tasmanischen Touristen zeigt uns Megan das Farmland in Richtung des Inselinneren. Unsere Pferde Blighs und Missy zeigen sich mit Ausnahme von etwas Stutenbissigkeit von ihrer entspannten Seite. Missy ist Ekzemerin, regelmäßige Copra-Mahlzeiten (getrocknetes Kokosnussfleisch) mildern jedoch ihre Beschwerden. Blighs hingegen hat eine Fehlstellung der Vordergliedmaßen, weshalb er besondere Aufmerksamkeit bei der Hufpflege braucht. Zunächst reiten wir einmal quer durch die Weide der „Mitarbeiter“, wo Megan geduldig jedes einzelne Pferd vorstellt. Auf dem weiteren Farmgelände passieren wir eine Rinderherde, einen dichten Wald und Kokosnussplantagen, bevor wir zum Mangroventunnel in der Surunda Bay abbiegen.

Der natürliche Tunnel ist nicht nur für die Reiter das Highlight der Tour. Es braucht keinerlei Überzeugungskraft, damit die Pferde ins Wasser gehen, wo sie sofort mit den Vorderbeinen zu Planschen beginnen. Der Tunnel ist menschengemacht, eine Art Einfahrt vom Dorf zur Bay. Die sonst undurchdringlichen Mangroven sind hier auf einer Breite von ca. drei Metern freigeschlagen. Auf Grund der King’s Tide, der Vollmondgezeiten, ist der Wasserstand besonders hoch. Am Ende des Tunnels öffnet sich der Blick auf die Surunda Bay, wo wir in den vergangenen Tagen ankerten. Die Pferde fallen in eine Art Tiefenentspannung – hier an dieser Stelle gibt es bei jedem Ausritt eine Pause. Während Blighs gemütlich gähnt, plätschert Missy nach Herzenslust mit ihren Nüstern im Meerwasser. Was für ein gelungener Abschluss der Tour! Tankyu tumas, vielen Dank, Megan – hoffentlich sehen wir uns bald wieder!

Wehleidig verlassen wir nach viel zu kurzer Zeit Espiritu Santo und nehmen wieder Kurs auf Malekula. Auf der Ostseite soll es auf kleinen Inselchen noch historische Stätten aus Zeiten vor Ankunft der Missionare geben. Auch der Kannibalismus sei dort praktiziert worden, heißt es…

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Wir segeln dahin, wo der Pfeffer wächst

Surunda Bay, Espiritu Santo, 16.07.2022

Nachdem die letzten Einreiseformalien in Port Vila, Vanuatus Hauptstadt, erledigt sind, tauchen wir wieder ein in die ‚Zivilisation‘. Unser Ankerplatz liegt direkt vor dem Zentrum der Stadt – mit allen Vor- und Nachteilen, die sie zu bieten hat. Auto- und Partylärm, Einkaufsmöglichkeiten und Restaurants zum Beispiel. Neben uns ankern Schiffe aus Dänemark und Deutschland – aus der Tageszeitung erfahren wir, dass bereits “über 18 Jachten“ seit der Grenzöffnung nach Vanuatu eingereist seien.

Wir nutzen die zwei Tage Aufenthalt in der quirligen Stadt, um unsere Lebensmittelvorräte aufzustocken und zu flanieren. Zu gern hätten wir das Landesmuseum besucht, doch das befindet sich trotz der Öffnung von Vanuatus Grenzen noch im Dornröschenschlaf. Auf dem Handicraft-Market, dem Kunsthandwerkermarkt, hat ‚Frau‘ hingegen bereits ausgeschlafen. Die Marktverantwortliche freut sich sehr, dass wir den Weg in die Halle gefunden haben. Am ersten Juli hätte die Regierung die ‚Mamas‘, wie die Verkäuferinnen liebevoll genannt werden, dazu aufgerufen, wieder an ihre Stände zurückzukehren, da die ersten Touristen kämen. Und tatsächlich gibt es allerlei authentische Schnitzereien, Flechtereien, Schmuck, Gemälde und andere handwerkliche Besonderheiten zu entdecken.

Die aus Schraubenbaum geflochtenen Umhängetaschen, welche nicht nur auf dem Handicraft Market, sondern überall in Vanuatu zu sehen und in Nutzung sind, scheinen seit dem Verbot von Einwegplastik einen regelrechten ‚Run‘ erlebt zu haben. In zwei Schritten – 2018 und 2019 – hat Vanuatu Einwegplastik bzw. -styropor verboten, wie z. B. Tüten, Besteck, Becher, Trinkhalme, Eierkartons, Obstnetze und Takeaway-Boxen. Dadurch haben sich die Menschen auf ihre Traditionen besinnt und flechten wieder vermehrt Körbe und Taschen aus Schraubenbaum- und Kokospalmenblättern. Den Unterschied zu unserem Besuch im Jahr 2017 stellen wir vor allem auf dem Wochenmarkt fest, wo Obst und Gemüse in geflochtenen Palmenblatttaschen statt in Plastik angeboten werden. Und im Supermarkt müssen wir das Mehrwegnetz, in welchem wir unsere Zwiebeln eingepackt und gewogen haben, an der Kasse wieder abgeben. Wer keinen eigenen Beutel dabei hat, muss die Zwiebeln lose nach Hause tragen – der Lerneffekt tritt schnell ein. Schlupflöcher wie der Import von bereits eingeschweißtem Obst bestehen zwar nach wie vor, ein spürbarer Anfang ist jedoch gemacht!

Dass Vanuatu bis 1980 unter britisch-französischer Doppelverwaltung war, stellt man an verschiedenen Orten in Port Vila fest. Es gibt z. B. eine öffentliche Bibliothek, einen Bio-Laden und Patisserien. Einige Supermärkte tragen französische Namen und haben mehr als drei Sorten Käse im Angebot. Man unterhält sich auf Englisch, Französisch oder eben in der Landessprache Bislama. Was jedoch ebenfalls nicht zu übersehen ist: Der chinesische Einfluss im Pazifik nimmt mehr und mehr zu. In vielen kleinen Läden wird billiger Plastikplunder verkauft und “China Aid“ errichtet völlig uneigennützig Gebäude an den besten Standorten der Stadt, wie z. B. ein Konferenzzentrum.

Mit aufgestocktem Lebensmittelvorrat brechen wir auf Richtung Norden. Das nächste Ziel ist die Insel Malekula, die vor allem für ihre Geschichte bekannt ist. Die Stammeskämpfe zwischen den Smol und Big Nambas sowie der Kannibalismus gehören zwar heute der Vergangenheit an (Details hierzu folgen in einem späteren Beitrag), das ursprüngliche, naturnahe Leben der Menschen ist teilweise aber noch erhalten geblieben. Viele Dörfer im Inland sind nur zu Fuß erreichbar und die Menschen leben von dem, was sie selbst anbauen. Um die 4o verschiedene Sprachen gibt es heute noch auf Malekula, was belegt, wie isoliert die einzelnen Dorfgemeinschaften voneinander leben.

Unser erster Ankerplatz befindet sich in der South West Bay, welche wir nach der nächtlichen Überfahrt von Efate erreichen. Die Bucht ist äußerst geschützt und durch einen Fluss mit einer Mangrovenlagune verbunden. Ein paar Dörfer reihen sich entlang der Bucht, Straßen sucht man jedoch vergebens. Fiberglasboote sind das Fortbewegungsmittel Nummer 1, außerdem ermöglicht eine Graspiste das Landen von kleineren Flugzeugen. Die nächste Straße erreicht man zu Fuß in ca. drei bis vier Tagen – sie liegt auf der Ostseite der Insel.

Nach unserer Ankunft wollen wir das Dorf Lembinwen besuchen, um den Chief um Erlaubnis zum Verweilen zu bitten. ‚No long Corona‘, antwortet er uns jedoch auf Bislama. Wegen Corona sollen wir bitte von einem Dorfbesuch absehen, den Strand und die Bucht dürfen wir aber nutzen. Dass seitens einiger Chiefs die Wiederöffnung der Grenzen abgelehnt wurde, hatten wir bereits auf Tanna von Thomas erfahren. Zu zeitig sei es, die Impfquote noch zu gering, so die Befürchtung. Vanuatu war bis zum Januar 2022 frei von Covid 19, erst dann begann sich die Krankheit im Land auszubreiten.

Wir genießen dennoch die Ruhe in der South West Bay und ihre herrlichen Sonnenuntergänge, bevor wir weiter zum Dogs Head, dem Hundskopf fahren (Malekula gleicht in ihren Inselumrissen einem sitzenden Hund, dessen Kopf sich im Norden befindet). 

In der Malua Bay im Norden Malekulas erleben wir das völlige Gegenteil von Lembinwen. Wir sind noch beim Ankermanöver, als am Strand schon jemand sein Auslegerkanu schnappt und auf uns zu paddelt. Es ist Peter, ein Pfefferbauer, welcher uns freundlich willkommen heißt. An Land angekommen bringt er uns zum Chief, welcher ebenfalls erfreut über den Besuch scheint. Wir seien das erste Schiff hier seit über zwei Jahren. Peter zeigt uns anschließend die Schule und das Dorf, was Dank einer halbwegs befestigten Straße Verbindung zum Hauptort Lakatoro und dem dort befindlichen Flugplatz Norsup hat.

Das Dorf verfügt über eine Wasserleitung, welche von einer Quelle gespeist wird. Strom hingegen gibt es nur über Solar – insofern man sich die Anschaffung einer entsprechenden Anlage leisten kann. Peter zeigt uns sein Haus, wo er den gepflückten Pfeffer säubert und trocknet. Angebaut wird das Gewürz im ‚Busch‘, also im Wald, etwas abgelegen vom Dorf. Das Kilo getrockneten, schwarzen Pfeffer verkauft er für 2.000 Vatu, ca. 17 Euro. Peters Vater lebt mit im Haus und produziert Dachsegmente aus den Blättern einer speziellen Palme – Natangura oder Vanuatu-Sagopalme. Damit ist ein Großteil der traditionellen Häuser des Landes gedeckt. Die Segmente kann die Familie für umgerechnet 1,25 Euro verkaufen.

Peter und der Chief unternehmen mit uns am nächsten Tag eine Wanderung entlang des Flusses, der in der Malua Bay mündet. Wir queren eine Kokosnussplantage, bevor wir in einen dichten Dschungel eintauchen. Dann kreuzen wir den Fluss mehrfach, bevor wir schließlich eine hellblaue Badegumpe erreichen. Nach dem erfrischenden Ausflug bedankt sich Martin stellvertretend für uns mit einer Tüte voll Kleidung beim Chief. Da die Menschen hier kaum Mittel noch Möglichkeiten für den Kauf von Kleidung haben, ist es ein willkommendes Geschenk. Gleiches gilt für ein paar Schreibhefte und Stifte, welche wir bereits zuvor in der Schule abgegeben haben.

Am Nachmittag besucht uns Peter noch einmal mit seinem Auslegerkanu an Bord. Wir kaufen etwas Pfeffer und Früchte von ihm und er bekommt von Martin ein ausgedientes Seil, um eine seiner Kühe anzubinden. Schraubgläser nimmt Peter außerdem gern von uns an – zur trockenen Lagerung seiner Pfefferernte.

Von der Malua Bay aus legen wir ab in Richtung Espiritu Santo. Die größte Insel Vanuatus hat Berge bis 1.800m Höhe, typische Südseestrände und zahlreiche kleine Nachbarinselchen zu bieten.

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Welkam to Vanuatu!

Port Vila, Efate, 08.07.2022
mit Videos ergänzt am 12.07.2022

Sonntag Mittag, drei Tage nachdem wir in Fiji abgelegt sind, sind am Horizont dicke Wolken zu erkennen. Die Prüfung mit dem Fernglas ergibt: Land in Sicht! Es ist Tanna, eine der südlichsten Inseln Vanuatus.

Unsere Überfahrt war geprägt von Geschaukel, auf und ab, Wellengedonner gegen den Bug und kräftigem Wind, der uns recht flott hierher gebracht hat. Zwischenzeitlich hatten wir sogar einen Besucher: wahrscheinlich ein südlicher Zwergwal schwamm über eine Stunde neben Vava-U her, beäugte den Bug aus mehreren Richtungen, zeigte immer wieder seinen Bauch und surfte in den Wellen hinter uns. Ob er dachte, er könne den beiden Waldamen, für die er die Rümpfe von VAVA-U möglicher Weise hielt, damit imponieren?

Als wir uns Tanna mehr und mehr nähern, wird deutlich, warum die ganze Insel in Wolken und Dunst verschwinden zu scheint: der Vulkan Yasur schickt kräftige Aschewolken in den Himmel. Recht erschöpft vom wenigen Schlaf der letzten Tage laufen wir in die Bucht Port Resolution ein, wo schon James Cook 1767 ankerte. Nur zum Ablegen und für das jetzt bevorstehende Ankermanöver haben wir den Motor gebraucht, ansonsten hat uns der Wind die 470 Seemeilen (870 km) hierher gebracht. Wir sind erleichtert!

In der Bucht liegen bereits zwei dänische Schiffe, die einen Tag vor uns in Fiji gestartet waren. Beide haben noch ihre gelbe Quarantäne-Flagge gehisst. Dies bedeutet, dass die Besatzung noch nicht vom Zoll abgefertigt wurde und vorerst an Bord bleiben muss. Auch Vava-U hat kurz vor unserer Ankunft von Martin eine solche Flagge verpasst bekommen. Der Zöllner hat sich für den Folgetag angekündigt und wir genießen den ersten Abend im neuen Reiseland erstmal an Bord – mit einem BBQ. Dass neben unserem Ankerplatz an verschiedenen Stellen Dampf aus den Steilwänden der Bucht aufsteigt ist ein Beweis für die vulkanische Aktivität Tannas. Und diese ist der Hauptgrund, warum wir hier sind: Wir wollen den Yasur besuchen. Der Stratovulkan macht Tanna wohl zur berühmtesten Insel des Landes, vor allem da er ständig aktiv und leicht zu besuchen ist.

Nach der Zollabfertigung am Folgetag sind wir frei – fast. Da es auf Tanna keinen Grenzbeamten gibt, bekommen wir vorerst keinen Stempel in den Pass. Dies mögen wir bitte in Port Vila nachholen, trägt uns der Zollbeamte auf. Freundlicher Weise nimmt er uns mit in die anderthalb Stunden entfernte Inselhauptstadt Lenakel, welche wohl eher die Bezeichnung Dorf verdient. Bevor es auf den Vulkan geht, besorgen wir hier frisches Obst und Gemüse, SIM-Karten und natürlich Bargeld. Die Landeswährung sind Vanuatu-Vatu, wobei 100 Vatu ca. 0,83€ entsprechen. Während wir durch den Ort laufen, sind wir wahre Exoten für die Einheimischen – wir werden begrüßt, staunend beäugt, es wird getuschelt und gekichert. Über zwei Jahre waren keine ausländischen Touristen hier, da sich das Land während der Pandemie vollständig abgeschottet hatte.

Tanna ist trotz seiner touristischen Berühmtheit recht ursprünglich geblieben. Es gibt abseits von Lenakel weder Strom noch fließend Wasser. Viele Häuser sind im traditionellen Stil aus Naturmaterialien gebaut. Die meisten Menschen leben zum Großteil noch von dem, was die Natur ihnen zur Verfügung stellt. Doch die moderne Welt hat es leider schon geschafft, diese Lebensweise zu beeinflussen. Konsumgüter und Plastik sind bereits in den entlegendsten Ecken der Insel angekommen. Und so findet sich Verpackungsmüll überall da, wo Menschen wohnen, auf den Grundstücken und in der Natur wieder.

 

Am Fuße des Vulkanes Yasur wohnt Thomas, ein alter Bekannter. Der pfiffige Familienvater betreibt die Yasur View Lodge, in welcher wir bereits 2017 übernachtet haben. Ein perfekter Ausgangspunkt, um Yasur zu besuchen, denn der Eingang ist direkt gegenüber. Eingang? Ja, seit 2015 wird der Besuch des Vulkanes über ein Tourismusunternehmen reglementiert. Zunächst muss man Eintrittskarten erwerben, bevor man mit einem geländegängigen Fahrzeug eine ziemlich abenteuerliche Aschepiste hinauf bis kurz vor den Kraterrand gefahren wird. Der erste Besuch kostet 6.000 Vatu (ca. 50€), der zweite nur noch die Hälfte und jeder weitere Besuch ist gratis. Hinzu kommen die Kosten für den Transport, welche je nach Fahrer variieren.

Wir entschließen uns, bei Thomas zu übernachten und Yasur einmal abends sowie am folgenden Morgen zu besuchen. Schon von der Unterkunft aus ist das Donnern der regelmäßigen, explosionsartigen Ausbrüche zu hören, eine Mischung aus Gewitter und durchstartendem Flugzeug. Nachdem wir unsere Tickets bezahlt haben, fährt uns der Sohn von Thomas hinauf zum Yasur. Insgesamt sind wir 14 Touristen, begleitet von drei Guides. Ein kurzer Fußweg führt uns vom Gipfelparkplatz zum Kraterrand. Hier beobachten wir zunächst den Sonnenuntergang, während der Herzschlag jedes Einzelnen immer wieder durch Yasurs plötzliche, heftige Ausbrüche beschleunigt wird.

Mit zunehmender Dunkelheit beginnt der Krater orange zu leuchten, mehr und mehr erkennen wir die Lavabrocken, die bei jeder Explosion in die Höhe geschleudert werden. Wir dürfen in Begleitung der Guides auf dem Kraterrand zu höher gelegenen Aussichtspunkten laufen. Hier kann man direkt in das Herz des Kraters schauen. Mehr und mehr spüren wir die Macht dieser Naturgewalt mit allen Sinnen. Hitze, Lärm, Druckwellen, Schwefelgase, Ascheregen. Dazu ein bebender Untergrund, auf dem wir stehen. Die Augen brennen, das Atmen fällt schwer, die Asche peitscht uns ins Gesicht, immer dann wenn der Wind eine der Gaswolken zu uns hinüber pustet. Wir sind klein, geradezu hilflos gegenüber dem, was wir hier erfahren. Immer wieder überkommt einen das Gefühl, man wolle lieber wegrennen, wenn die leuchtenden Lavabrocken in die Höhe geschleudert werden. Doch davor haben die Guides eindringlich gewarnt. Zu hoch die Stolpergefahr, zu scharfkantig die überall liegenden, erkalteten Lavabrocken. Sie empfehlen stattdessen, die fliegenden Lavabomben zu beobachten und im Ernstfall einen Schritt beiseite zu gehen. Ganz einfach, oder?

Die Sonnenaufgangstour lässt uns das ganze Spektakel noch einmal rückwärts erleben. Mit Kopflampen steigen wir zunächst hinauf auf den Kraterrand. Als es dämmert, werden die Vulkandämpfe geradezu mystisch beleuchtet. Die Sonne setzt dem natürlichen Feuerwerk ein Ende: das Leuchten der Lava verschwindet, jedoch nicht der Lärm, der Geruch, das Beben. Furchteinflößend – und doch faszinierend ist Yasur. Kein Wunder, dass die Menschen auch heute noch an vielen Orten der Erde glauben, dass es sich bei Vulkanen um göttliche Mächte handelt.

Hannes hat das Spektakel am Yasur in Zeitraffer-Aufnahmen festgehalten. Neben den Lava-Eruptionen dokumentieren sie vor allem die gewaltigen Gaswolken, welche der Krater ausstößt.

Zurück auf Vava-U lichten wir den Anker und nehmen Kurs auf Efate. Gern wären wir länger auf Tanna geblieben, doch leider ist unsere verbleibende Reisezeit zu knapp. 155 Seemeilen sind es bis zur Hauptstadt Port Vila, der Wind bringt uns wieder einmal zuverlässig in gut 21 Stunden ans Ziel. Es gilt nun, die Einreiseformalitäten zu vervollständigen und den Proviant ein bisschen aufzufüllen.

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Kurs auf Vanuatu!

Pazifik vor Fiji, 30.06.2022

Leinen los – wir legen ab nach Vanuatu! Lange haben wir gebangt, ob der pazifische Inselstaat überhaupt noch rechtzeitig öffnen wird. Und nun haben wir sogar die Erlaubnis, direkt nach Tanna zu segeln. Tanna ist spätestens seit dem gleichnamigen Kinofilm wohl die bekannteste Insel von Vanuatu, besitzt sie doch einen der am leichtesten zugänglichen, aktiven Vulkane der Welt: den Mount Yasur.

Ungefähr vier Tage werden wir nun unterwegs sein, die Windvorhersage ist gut. Die ca. 500 Seemeilen (über 900km) nach Tanna werden wir daher voraussichtlich zum großen Teil segeln können. Die Crew wechselt sich dabei mit den Wachen ab – alle acht Stunden ist man für zwei Stunden verantwortlich, das Schiff, das Meer und das Wetter zu beobachten. Kommt uns ein anderes Schiff entgegen? Wird der Wind stärker und muss eventuell das Segel gerefft werden? Und das natürlich tags wie nachts.

Hier noch eine kurze Übersicht unseres absolvierten Segeltörns in Fiji – 1.250 Seemeilen, d.h. über 2.300km haben wir zurückgelegt. Vielen Dank an die Schule von Cakova, die diese niedliche Karte gemalt hat!

Unser Fiji-Törn

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Ein paar Informationen zu Vanuatu

Der Inselstaat Vanuatu liegt im Westpazifik und hat rund 300.000 Einwohner. Vor Ankunft der Europäer siedelten hier seit ca. 3.000 Jahren die Melanesier. Später war Vanuatu britisch-französisches Kondominium unter dem Namen Neue Hebriden, bevor es 1980 unabhängig wurde. Weitere Informationen zur Geschichte des Landes gibt es hier.

Die insgesamt 83 Inseln ergeben eine Fläche von ca. 12.000 km², was ca. zwei Dritteln der Fläche von Sachsen entspricht. Die größten Inseln sind Espiritu Santo und Malekula. Tanna gilt auf Grund ihres Vulkanes Yasur wohl als bekannteste Insel, wobei die Lage auf dem Pazifischen Feuerring Vanuatu gleich mehrere aktive Vulkane beschert.

Vanuatus Hauptstadt Port Vila liegt auf der kleineren Insel Efate. Der Großteil der Bevölkerung besteht aus Melanesiern – über 98%. Als Amtssprachen gelten Englisch, Französisch und Bislama. Zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen des Landes zählen Tourismus, Landwirtschaft und Fischerei. Weiterführende Informationen gibt es hier.

Wir  konnten Vanuatu bereits im Jahr 2017 schon einmal besuchen und waren von der Ursprünglichkeit und ausgeprägten Kultur des Landes überrascht. Mit fünf Inseln haben wir jedoch nur einen Bruchteil gesehen. Nun wollen wir Vanuatu weiter erkunden – dieses Mal vom Wasser aus mit Vava-U.

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Vanuatu

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