Zwei Wollen Meer
Nachhaltigkeit
Plastiksparen &
nachhaltige Verpackungen
Auf dieser Seite möchten wir euch darüber informieren, welche schädliche Wirkung Plastik sowohl für den Menschen als auch für unsere Umwelt hat. Außerdem findet ihr ein paar Anregungen, um euren persönlichen Plastikverbrauch zu reduzieren und Alternativprodukte zu entdecken.
Plastiksparen
„Forscher weisen Mikroplastik in menschlichem Blut nach“, diese Schlagzeile ging Anfang des Jahres durch die Medien. Dass der Mensch Mikroplastik mit der Nahrung aufnimmt, ist schon seit Längerem bekannt, doch dass diese auch über die Verdauungsorgane in unser Blut gelangt, war bisher noch unklar. Welche gesundheitlichen Schäden Plastik in uns anrichtet, ist ebenfalls bisher nicht umfassend untersucht. Fest steht jedoch: Plastik und die enthaltenen Weichmacher sind schädlich, für unsere Umwelt und für uns. Es gilt als gesichert, dass Mikroplastik Entzündungen im Magen-Darm-Trakt hervorruft. Dies fördert wahrscheinlich die Entstehung von Tumoren.
Auf unserer Reise werden wir mittlerweile tagtäglich mit Plastikmüll konfrontiert. In Französisch-Polynesien war die Lage stellenweise schon erdrückend, auf Hawai’i konnten wir kurz aufatmen, doch hier in Fiji ist das Ausmaß erneut erschreckend: die abgelegensten Inseln, unbewohnt noch dazu, sind an der windzugewandten Seite stets mit Plastikmüll überflutet. Noch viel größer muss diese Flut in den Ozeanen sein, denn das was angespült wird, ist wahrscheinlich nur die stecknadelkopfgroße Spitze des Eisberges. Zeugen davon sind beispielsweise die unzähligen Plastikschraubdeckel, welche am Strand angespült werden. Wo sind die zugehörigen Flaschen?
Plastik, was ins Meer gelangt, wird mit der Zeit durch Lichteinwirkung spröde und Wellen, Strömung und Sand mahlen sie mikroskopisch klein – und so wird sie als sog. Mikroplastik auf Ewigkeiten im Meer bleiben. Fische und andere Meereslebewesen nehmen die Mikroplastik auf und da sie sie nicht verdauen können, wird sie teilweise in ihrem Gewebe eingelagert. Die Tiere wiederum landen auf unseren Tellern und die Mikroplastik in unserem Körper, in unserem Blut. Ein weiteres Beispiel ist Meersalz, welches noch stärker mit Mikroplastik belastet ist als Steinsalz (auch Steinsalz enthält meist Mikroplastik – vom Produktions- und Verpackungsprozess).
Gleiches passiert mit weiteren Lebensmitteln, welche plastikverpackt aus dem Supermarkt den Weg zu uns nach Hause finden. Damit sie elastisch, weich und dehnbar ist, wird der Plastik Weichmacher zugesetzt. Dieser ist krebserregend, wenn er in den menschlichen Körper gelangt. Ist ein Lebensmittel längere Zeit in Plastik verpackt, geht der Weichmacher durch Ausgasen in das Lebensmittel über. Mikroplastik gesellt sich hinzu, welche beim Aufreißen, Aufschneiden oder durch sonstige Reibung von der Verpackung an das Nahrungsmittel gelangt.
Zusätzlich nehmen wir Mikroplastik aus unserer Umgebung auf: Alltagsgegenstände wie Synthetikbekleidung und Mikrofasersitzbezüge haben mit unserem Körper engen Kontakt und gelangen über die Hände in den Mund. Feinste Fasern verteilen sich zudem über die Luft im Raum und finden über die Atmung den Weg in den Körper. Zahlreiche Kosmetika enthalten Mikroplastik, z. B. als Peeling in Cremes oder als Schleifmittel in Zahnpasta (hinzu kommt die Zahnbürste, welche ebenfalls beim Putzen Plastikpartikel abgibt). Untersuchungen haben ermittelt, dass der Europäer im Durchschnitt pro Woche über die Nahrung eine Plastikmenge aufnimmt, die der Größe einer Kreditkarte entspricht (ca. 5g)! Im Jenke-Experiment, einer Sendung von RTL, wurde der Plastikkonsum intensiviert und bereits zeitnah litt der Reporter Jenke von Wilmsdorff unter gesundheitlichen Folgen.
Der durchschnittliche Deutsche verursacht im Jahr fast 40kg Plastikmüll. Offiziell wird die Hälfte des Mülls recycelt, der Rest landet in Müllberbrennungsanlagen, wo giftige Schlacke zurückbleibt. Recherchen von Umweltorganisationen ergeben jedoch immer wieder, dass deutscher Verpackungsmüll auf Deponien im Ausland, z. B. in der Türkei, Vietnam oder in Malaysia, landet, anstatt recycelt zu werden. Es ist also recht wahrscheinlich, dass deutscher Müll nicht nur in Nord- und Ostsee, sondern in den gesamten Weltmeeren unterwegs ist.
Höchste Zeit, sowohl für unsere eigene Gesundheit als auch für unsere Natur, den Plastikverbrauch zu reduzieren! Von unseren Eltern oder Großeltern kennen noch viele, dass Milch in Pfandflaschen statt in Getränkekartons, Wurst in der mitgebrachten Dose statt in Plastik eingeschweißt oder Obst und Gemüse im eigenen Stoff- statt im Folienbeutel eingekauft wurden. Doch ist das heute überhaupt möglich, vor allem in Zeiten von strengen Hygieneregeln?
Bereits vor unserer Reise haben wir uns umfassend mit dem Thema Plastiksparen beschäftigt, Bücher gewälzt, das Angebot in den Geschäften studiert, Verkäufer*innen mit unseren mitgebrachten Glasboxen gestriezt und uns von einigen Produkten in unserem Einkaufswagen verabschiedet. Dank einiger Sachbücher des Smarticular Verlags konnten wir unseren Plastikverbrauch stark senken, denn die Tipps betreffen den kompletten Alltag. Nachfolgend findet ihr eine Auswahl von einfachen Plastikspartipps, die für den Anfang zunächst eine kleine Herausforderung sein mögen. Sie sind jeweils sortiert von „Einsteiger“ zu „Fortgeschrittener“. Ist man einmal auf dem Weg zum Plastiksparer, wird man jedoch schnell Motivation darin finden, weitere plastikfreie Alternativen in den Alltag einzubauen – für unsere Gesundheit und die Umwelt!
In Rucksack oder Handtasche kann man Folgendes immer dabei haben:
- Stoffbeutel
- faltbarer to-go-Becher (z. B. von „light my fire„)
- leichtes Besteck (z. B. sog. „Göffel„, mit dem wir sehr gute Erfahrungen gemacht haben)
- „schlechte“ Esser nehmen ins Restaurant eine eigene Box mit, um sich den Rest einpacken zu können. Gleiches gilt für die Dönerbude und sonstige Takeaway-Imbisse
In der Küche ist es leicht, von Plastik auf Holz, Glas, Keramik oder Metall umzustellen, z. B.
- Schneidebretter (hier entsteht beim Schneiden extrem viel Mikroplastik, die direkt ans Essen gelangt)
- Pfannenwender, Kellen und andere Utensilien
- Geschirr
- Aufbewahrungsdosen aus Glas oder zumindest weichmacherfreiem Kunststoff
- Bienenwachstücher und Butterbrotpapier statt Frischhalte- oder Alufolie (auch Alu ist für unsere Gesundheit und Umwelt schädlich). Die Wachstücher kann man kaufen oder selbst herstellen.
- Die Aufbewahrung von Lebensmitteln in Schraubgläsern verhindert auch den Befall bzw. das Herauskrabbeln von Schädlingen, wie bspw. Motten im Mehl.
Im Haushalt kann man viele Reinigungsmittel selbst herstellen, wenn man sich einmal einen Grundvorrat aus den wichtigsten Zutaten angelegt hat (Natron, Waschsoda, Zitronensäure, Essigessenz, palmölfreie Kernseife, Spülersalz), z. B.
Die Zutaten gibt es z. B. bei Hinterauer oder in der örtlichen Drogerie. Mit den selbst hergestellten Reinigungsmitteln schont man sowohl die Natur als auch den Geldbeutel!
- Eigene Obst-/Gemüsenetze nutzen (werden mittlerweile an nahezu jeder Kasse akzeptiert – Läden, wo es nicht geht, packen die Ware an der Kasse zum Wiegen aus).
- Alternativ einfach auf die Folietüte verzichten und die Ware lose in den Wagen legen – zuhause wird sowieso alles nochmal abgewaschen.
- Sollte es doch mal nötig sein, eine Tüte vom Supermarkt zu nehmen, diese wiederverwenden (beim nächsten Einkauf oder als Mülltüte).
- Statt einem Produkt aus Plastik im Regal zu einem in Papier oder Glas verpackten Produkt greifen. Insbesondere bei Getränken gibt es immer eine plastikfreie Alternative!
- Leitungswasser ersetzt Mineralwasser, insbesondere aus der Plastikflasche.
- Beim Direktvermarkter einkaufen – hier bekommt man das Produkt meist frisch und unverpackt.
- Auf dem Wochenmarkt einkaufen – hier ist die Akzeptanz eigener Verpackungen und Gefäße besonders hoch.
- Unverpacktläden (Liste vom Nabu) besuchen und eigene Verpackung mitbringen. In Thüringen gibt es z. B. das Clärchen in Erfurt, das Unverpackt in Gera, das Pack’s Ein in Eisenach und das Jeninchen in Jena.
- Wurst und Käse am Stück einkaufen statt scheibenweise eingeschweißt in Plastik (ist meist in der Summe sogar günstiger).
- Döner oder anderes to-go-Essen mit der eigenen Glasdose abholen. Spätestens beim zweiten Mal guckt der Betreiber nicht mehr komisch, sondern freut sich über das Wiedersehen.
Für Fortgeschrittenene gibt es zusätzlich diese Ideen:
- An der Frischetheke (Käse, Fleisch, Backwaren) akzeptieren viele Supermärkte mitgebrachte Tüten und Gefäße (am besten aus Glas, siehe „in der Küche“). Manchmal muss man etwas hartnäckiger sein.
- Produkte, die es nur in Plastik verpackt gibt, aus plastikfreien Zutaten selbst herstellen, z. B. Hummus, palmölfreie Magarine, Puddingpulver, Gemüsebrühe.
Beim Einkauf von Kleidung kann man darauf achten, dass diese kunstfaserfrei bzw. aus Naturfasern hergestellt ist. Ein Shop, der nachhaltige Kleidung verschiedener Hersteller im Angebot hat, ist Avocadostore.
Unverpacktläden bieten oft auch Kosmetik und sonstigen Hygiene- und Haushaltsbedarf an, z. B. Deo- und Sonnencremes, palmölfreie Seifen, festes Shampoo, Menstruationstassen, Holzzahnbürsten, flüssiges Spülmittel und Waschmittel zum Nachfüllen.
Für alles, was sich (noch) nicht plastikfrei einkaufen lässt, gibt es die Replace Plastic App.
Der Verein „Küste gegen Plastik“ hat die kostenlose App entwickelt, mit der jeder Nutzer unsinnige Verpackungen melden kann. Man muss nur den Barcode scannen und die Meldung abschicken. Der Verein sammelt die eingegangenen Nachrichten und schickt „Denkzettel“ an die Hersteller bzw. Vertriebsunternehmen. Bereits ca. 260.000 Produkte wurden gescannt und fast 100.000 „Denkzettel“ versendet. Mit Erfolg: schon viele Produkte sind heute bereits mit plastikteduzierter oder gar plastikfreier Verpackung im Handel anzutreffen. Hier kommt ihr zu den Beispielen – die Andersmacher.
Außerdem zeigt die ReplacePlastic-App Alternativprodukte mit weniger Verpackung an, wenn man einen Artikel scannt. Wem der Verein und seine App gefällt, der kann Küste gegen Plastik mit einer Fördermitgliedschaft (Beitrag frei wählbar) oder bei Amazon Smile als zu begünstigenden Verein unterstützen.
Lässt sich ein Tipp nicht sofort umsetzen? Dann probier es nochmal, bei einem anderen Geschäft oder einem anderen Verkäufer im gleichen Supermarkt. Wir wurden bisher nur ganz selten mit unseren Glasdosen nicht bedient, was wir mit einem Woanders-Kaufen „honoriert“ haben.
Eine Ausnahme machen wir übrigens beim Lebensmittel-Retten, da es noch schlimmer wäre, die Verpackung mit samt beinhalteten Lebensmittel wegzuwerfen. Vereine wie Fairly Fair bieten bspw. gratis abgelaufene Lebensmittel zum „Retten“ an. Das sog. „Foodsharing“ wird meist über „Fairteiler“ organisiert. Eine deutschlandweite Karte dieser Regale, wo man gratis Lebensmittel retten kann, findet ihr hier. Was man sonst noch alles tun kann, um der Verschwendung von Lebensmitteln entgegenzuwirken, erfahrt ihr bei smarticular.
Da Glas, Papier und Pappe in Deutschland dem Wertstoffkreislauf wieder zugeführt werden und nicht als Müll enden, sind sie DIE Alternative für Plastik. Häufig wird argumentiert, dass ihre Ökobilanz viel schlechter sei, als jene von Plastik. Dies ist jedoch nur eine einseitige Betrachtungsweise aus energetischer Sicht. Denn auf den zweiten Blick (Entsorgung mit eingeschlossen) gewinnen Papier, Pappe und Mehrwegglas, weil sie nicht als Mikroplastik in der Umwelt landen und besser wiederverwertet werden können.
Getränke- und Konservendosen sind für uns nur bedingt eine Verpackungsalternative. Sie sind zwar recycelbar, meist aber an ihrer Innenseite mit giftigem BPA beschichtet. Außerdem erfordert ihr Recycling einen hohen Material- und Energiebedarf. Mehrwegflaschen aus Glas sollten Plastikflaschen und Getränkedosen folglich vorgezogen werden. Sie können – wie der Name schon sagt – bis zu 50 Mal verwendet werden, bevor sie eingeschmolzen werden müssen, sind gesünder und noch dazu geschmacksneutral. Stammt die Mehrwegglasflasche von einem regionalen Getränkehersteller mit kurzen Transportwegen, verbessert dies die Ökobilanz der Glasflasche.
Noch eine kurze Info zum Thema „Bioplastik“ : Diese ist äußerst problematisch, da sie zwar vom Namen her vermittelt, ökologisch zu sein. Zwar wird sie nicht aus Erdöl, sondern aus Biomasse hergestellt. Diese wird aber häufig in der industriellen Landwirtschaft unter Pestizideinsatz und noch dazu aus Lebensmitteln produziert. „Bio“ ist sie also keinesfalls. Und auch kompostierbar ist sie nur in industriellen Kompostieranlagen, die ausreichende Temperaturen erreichen. Verrottet „Bioplastik“ nicht richtig, zerfällt auch sie in Mikroplastik. Daher lieber auch bioplastikfrei – am besten ganz verpackungsfrei – einkaufen.