Zwei Wollen Meer

Hawai'i

Hawai'i

Aus Aloha wird Bula

Likuri Island, Viti Levu, Fiji, 07.04.2022

Wenn man nach Hawai’i reist, wird oft vom sog. „Aloha-Spirit“ (Aloha-Geist) gesprochen, den die Inseln und ihre Bewohner versprühen sollen. Aloha bedeutet übersetzt Hallo, Tschüss und Liebe. Außerhalb Honolulus treffen wir jedoch kaum jemanden, der das Wort im Alltag verwendet. Es scheint eher zu einem touristischen als zu einem Alltagsbegriff geworden zu sein.

Ursprünglich hatten wir uns für Hawai’i als Reiseziel im Anschluss an Französisch-Polynesien entschieden, weil von hier aus Direktflüge nach Fiji führen, wo wir ab dem 17. April segeln wollen. Die Flugstrecken möglichst kurz zu halten, war uns wichtig. Leider wurde die Verbindung jedoch zwischenzeitlich gestrichen, sodass uns nun nur ein Umweg über Los Angeles bleibt. Es ist so, als würde man von Erfurt nach München über Hamburg fahren.

Schon bei Betreten des Flugzeuges in Los Angeles empfängt die Stewardess uns mit „Bula“, dem wohl bekanntesten fidschianischen Wort. Es dient als Hallo und soll dem Gegrüßten gleichzeitig Leben und Gesundheit wünschen. Ganz anders als Aloha hören wir dieses Wort schon an unserem ersten Tag auf Viti Levu, der Hauptinsel Fijis, unzählige Male – am Flughafen, bei der Taxifahrt, beim Einkaufen, beim Empfang an unserer Unterkunft sowie bei der abendlichen Kava-Zeremonie. Bula!

Die ersten drei Tage in Fiji ist eine Art Quarantäne in einer zertifizierten Unterkunft erforderlich, wo man jedoch nicht im Zimmer bleiben muss. Am zweiten Tag muss man einen Corona-Test ablegen und darf sich mit negativem Ergebnis dann ab dem dritten Tag frei im Land bewegen und aufhalten.

Wir verbringen unsere drei Tage auf Likuri Island, einer kleinen Insel mit einer Bungalowanlage. Wir werden mit dem Lied Bula Maleya von den Inhabern und Angestellten empfangen und am Abend gibt es eine kleine Kava-Zeremonie, natürlich unter Einhaltung aller Corona-Regeln 😉 Langeweile kommt auf dem Inselchen nicht auf – wir sind nur acht Touristen und bekommen ausreichend Unterhaltungsprogramm von den Angestellten: Kokosnuss-Überlebenstraining, Flechten, Feuertanzen, Netzfischen und Beachvolleyball.

Unsere nächste Station ist der Besuch des kleinen fidschianischen Dorfes Nakalavu. Hier wollen wir das Leben der Menschen abseits des Tourismus kennenlernen. Am 17. April wartet das Segelboot Vava-u mit dem deutschen Eigner Martin auf uns.

Mit dem neuen Reiseziel Fiji gibt es natürlich auch wieder eine neue Unterseite, die ihr hier findet. Wie immer mit Infos zum Land und unserem aktuellen Standort.

Wir freuen uns auf einen Kommentar von dir!

Sende uns HIER dein Kommentar, den wir in Kürze freischalten.

Bisher gibt es keine Kommentare zu diesem Beitrag.

Wir freuen uns auf einen Kommentar von dir!

Sende uns HIER dein Kommentar, den wir in Kürze freischalten.

Bisher gibt es keine Kommentare zu diesem Beitrag.

Von Waikiki nach Likuri - Wir reisen nach Fiji!

Los Angeles, USA, 03.04.2022

Es ist soweit – nach über sechs Wochen Hawai’i steht ein neuer Reiseabschnitt an – es geht nach Fiji! Hier erwarten uns zunächst drei Tage „Inselquarantäne“ auf Likuri Island. Wenn Internetverbindung und Elektrizität es erlauben, folgen dann ein Beitrag zu unserem fünftägigen Waikiki-Erlebnis sowie die obligatorischen Infos zu Fiji und zum weiteren Reiseverlauf. Seid gespannt und lest gern in der Zwischenzeit den Beitrag über unsere zweite Inselrunde auf Big Island – siehe unten!

Wir freuen uns auf einen Kommentar von dir!

Sende uns HIER dein Kommentar, den wir in Kürze freischalten.

Bisher gibt es keine Kommentare zu diesem Beitrag.

Big Island - Inseltour Die Zweite

Honolulu, O’ahu, 29.03.2022
(veröffentlicht am 03.04.2022)

Dass zwei Wochen viel zu wenig sind, um Big Islands Vielfalt ausgiebig kennenzulernen, hatte ich schon bei meinem Besuch vor acht Jahren hier gelernt. Gut, dass wir uns die doppelte Zeit genommen haben. Es bleiben immer noch genug Highlights übrig, die wir uns nun gemeinsam mit Franzi und Daniel anschauen wollen.

Feuergöttin Pele ist uns gnädig und füllt den Lavasee des Halema’uma’u nach einer kurzen Ruhepause wieder auf. Dank der steigenden Aktivität können wir beobachten und auch hören, wie ein kontinuierlicher Lavafluss in einem kollabierten Bereich des Kraters verschwindet.

An der Chain of Craters, einer tatsächlichen Kette von Kratern, haben Ausbrüche des hiesigen Hotspots immer wieder Lavaflüsse in Richtung Meer entstehen lassen – und glücklicherweise eine historische Besonderheit verschont. In einer früheren Siedlung von Hawaiianern befindet sich ein Feld von Petroglyphen, in den Lavastein gemeißelte Felsbilder. Ein Wanderweg erlaubt es, diese zu erkunden – Menschen und Schildkröten, aber z. B. auch individuelle Familiensymbole sind erkennbar. Petroglyphen findet man noch an weiteren Orten der Insel, unter anderem an ehemaligen Grenzen, wo sich Häuptlinge und deren Nachkommen namentlich verewigten.

Einblicke in die Geschichte Hawai’is gewinnen wir auch im Pu’uhonua O Honaunau National Historical Park, welcher Aufschluss über das Leben der Ali’is, der hawaiianischen Herrscher, gibt. Eine Tempelnachbildung mit riesigen Ki’i (hölzerne Götterstatuen, bei uns als Tiki bekannt) ist das Herz des Nationalparks.

Historische Bedeutung hat auch der Steilküstenwanderweg hinab zur Kealakekua-Bucht. Hier befindet sich das Cook Monument – ein Denkmal, was Großbritannien zu Ehren des Entdeckers James Cook errichtete. Bei einer Eskalation wurde der Kapitän 1779 hier von Hawaiianern getötet. Auch zahlreiche Hawaiianer starben in der Folge. Dass nicht jedem die Erinnerung an die Ankunft des Westens passt, ist deutlich auf dem Denkmal manifestiert. Heute planschen tagsüber unzählige Touristen mit ihren Schwimmnudeln durch die Bucht, die mit Ausflugsbooten hierher gekarrt werden. Über 200 Delfine und eine nahezu unversehrte Unterwasserwelt haben die Bucht berühmt gemacht. Versuche, den Bootstourismus hier zu beschränken, scheinen nicht gelungen zu sein. Glücklicherweise hat das Riff eine solche Tiefe, dass die Korallen vor den meisten „Trampeltieren“ geschützt sind. Ein so vielfältiges und halbwegs intaktes Riff konnten wir leider nirgends mehr auf der Insel finden.

Dennoch begeistert uns der Fischreichtum an den hawaiianischen Stränden fast täglich. Nur wenige Menschen Angeln oder Harpunenfischen hier, außerdem gibt es einige Schutzgebiete und Fangregularien insbesondere für Papageifische, die eine entscheidende Rolle im Korallenriff spielen. In Französisch-Polynesien hingegen wurde so ziemlich alles gefischt, was ausreichend groß zum Essen ist.

Im Westen von Big Island leben permanent über 300 besonders große Fische, welche weltweit auf der Liste der bedrohten Arten stehen. Jeder von ihnen erwirtschaftet im Jahr ca. 1,7 Millionen Dollar, erfahren wir auf einer kommerziellen Schnorcheltour, bei der wir anfangs noch etwas unsicher sind, ob es richtig ist, teilzunehmen. Es geht um Mantarochen, die friedlichen Giganten, welche zu Unrecht auch Teufelsrochen genannt werden. Schon zu Beginn unserer Reise hatten wir im September auf Maupiti das Glück, tagsüber Mantas an einer Putzerstation beobachten zu können. Hier auf Hawai’i wollen wir nun nachts ins Wasser. Hintergrund ist, dass in den 70er Jahren ein Hotelbetreiber im Meerwasser vor seinem Gebäude Lampen installierte. Dies lockte Plankton an, die Nahrung von Mantarochen. Seitdem siedelten sich immer mehr der sanften Riesen hier an.

Bei dem nächtlichen Schnorchelgang sind wir insgesamt 12 Touristen und zwei Guides, die uns mit dem Boot zur besagten Bucht bringen. Wir alle werden eingewiesen, uns im Wasser möglichst ruhig zu verhalten und die Tiere nicht zu berühren. Wir müssen uns an einer Art beleuchtetem Standup-Paddle-Board mit Griffen festhalten und an der Wasseroberfläche schweben. Es dauert nicht lange und schon nähert sich eines der bis zu sieben Meter großen Tiere. Der Manta öffnet sein Maul, dreht sich auf den Rücken und schwimmt nur wenige Zentimeter unterhalb von uns vorbei, wo sich das Plankton im Licht des Paddelboards sammelt. Er scheint keinerlei Scheu vor uns zu haben. Aus nähester Nähe können wir in seine Augen und zwischen seine Kiemenreusen blicken, womit der Manta das Plankton aus dem Meerwasser filtert.

Dass der riesige Fisch weltweit bedroht ist, liegt neben der Verschmutzung und der Überfischung der Meere (Mantas landen ebenso wie Haie, Schildkröten, Wale und Delfine als Beifang in Netzen) vor allem daran, dass seine Chiemen auf dem chinesischen Markt gefragt sind. Bis 2009 war der Fang von Mantarochen selbst auf Hawai’i noch nicht reguliert, weshalb auch hier Mantas für den Handel mit China getötet wurden. Dank der Organisation Manta Pacific, welche sich unermüdlich für den Schutz der Tiere einsetzte, ist dies nun verboten. Die Mantas sind stattdessen ein regelrechter Wirtschaftszweig im Tourismus geworden, an welchem wir heute Abend teilhaben. Wir haben uns einen Touranbieter ausgesucht, welcher von der Organisation auf Grund des schonenden Umgangs mit den Tieren empfohlen wird.

Weitere fünf Mantas schweben während des dreißigminütigen Schnorchelganges an uns vorbei. Jeder der Teilnehmer verhält sich ruhig, die Tiere werden nicht berührt und der Guide gibt uns unermüdlich Informationen über das Leben der Mantas. Auch wenn es sich bei den Mantas von Kona fast um Haustiere handelt, ist unsere persönliche Schlussfolgerung, dass diese Art von Tourismus mehr zur Erhaltung und zum Schutz der Tiere beiträgt, als ihnen zu schaden.

 

Weniger „organisiert“ laufen hingegen unsere Treffen mit weiteren großen Meeresbewohnern ab – zu denen es im Vergleich zu den Mantas einen gesetzlichen Mindestabstand einzuhalten gilt. Die Aktion amazingfromafar.org („Erstaunlich aus der Ferne“)  macht vielerorts mit Plakaten darauf aufmerksam, dass gesetzlich 10 Fuß (3 m) von Meeresschildkröten, 50 Fuß (15 m) von Robben, 150 Fuß (46 m) von Delfinen und 300 Fuß (91 m) von Walen Abstand gehalten werden muss. Kommen Schildkröten und Robben an Land, so stellen Freiwillige und Bademeister Zäune um die Tiere herum auf, um den Abstand zu gewährleisten.

Der Ort Kailua-Kona ist nicht nur für seine Mantarochen und den jährlich stattfindenden IRONMAN-Wettkampf bekannt, sondern auch für Kaffee. Der Kona-Kaffee wächst in den höheren Lagen, wo es ausreichend feucht, schattig und nicht zu heiß ist. Unzählige Kaffeefarmen und -röstereien bieten rund um Kona Rundgänge über Plantagen und Verkostungen an. Dass der Kaffee seinen Preis hat, liegt neben dem amerikanischen Lohnniveau vor allem daran, dass er komplett handgepflückt und knapp ist. Auf einer Farm erhalten wir die Möglichkeit, den sog. Kona-Schnee zu sehen – so wie man hier die Kaffeeblüte nennt.

Ebenfalls botanisch erleben wir die Ostküste mit ihren Wasserfällen, botanischen Gärten und dichten Regenwäldern aus Palmen, Efeututen, Monsteras und Tulpenbäumen.

Zum Abschluss unserer Big-Island-Reise wollen wir uns an einer Baumpflanzaktion beteiligen und den heiligen Berg der Hawaiianer, den Mauna Kea, besuchen. Beide Vorhaben stehen enger in Verbindung, als wir zunächst denken. Das Bäumepflanzen organisiert Hamakua Harvest, eine Gemeinde, die sich zum Gärtnern und Erhalt der polynesischen Kulturpflanzen zusammen geschlossen hat. Im Internet haben wir von der Aktion erfahren und dürfen nun abseits der Touristenzentren endlich in die echte hawaiianische Kultur eintauchen. Je 40 Kokospalmen, Brotfruchtbäume, Cordylines (Keulenlilien) und Basilikumableger stehen zum Pflanzen bereit. Fleißige Helfer haben bereits in den vorangegangenen Tagen Löcher ausgehoben und Kompost ausgebracht. Die Gemeinde betont, dass sie die Bäume nicht für die nächsten fünf Jahre, sondern für die nächsten fünf Generationen pflanzen möchte.

Doch zunächst folgt eine traditionelle Zeremonie, in Form von Hulas und Gebeten zu den hawaiianischen Göttern und dem Mauna Kea. Anschließend wird ‚awa (Kava), ein berauschendes Getränk, hergestellt und dem Erdboden sowie den Setzlingen geopfert, um ein gutes Anwachsen zu garantieren. Der Mauna Kea steht als zentraler Tempel immer wieder im Mittelpunkt der Zeremonie, alle Gebete finden in seiner Himmelsrichtung statt. Hoffen wir, dass die im Anschluss gemeinsam gesetzten Sprösslinge gut anwachsen und fruchten werden.

Der Mauna Kea ist international vor allem für seine hervorragenden Möglichkeiten zur Himmelsbeobachtung bekannt. Dass die Errichtung gigantischer Teleskope bei den Hawaiianern immer wieder auf Widerstand stößt, ist auf Grund der kulturellen Bedeutung des Berges vorprogrammiert. Gleichzeitig haben schon die alten Hawaiianer den Berg zur Himmelsbeobachtung genutzt. Wir haben hierfür den Pu’u Kalepeamoa, einen Aschekegel an der Flanke des Mauna Kea auf ca. 3.000m Höhe gewählt. Der Sonnenuntergang bleibt uns auf Grund dichtem Nebels verwehrt, aber mit Einbruch der Dunkelheit verziehen sich immer mehr Wolken – der Nachthimmel wird klar und vor lauter Sternen sieht man ihn kaum mehr. Milchstraße, Orion, Stier, Zwilling,  Hund, Widder, großer Wagen und zahlreiche Sternschnuppen, dazu das Lavaleuchten des Kilauea am Horizont bescheren uns einen gelungenen Abschluss von einem Monat auf Big Island. Honolulu ist nun die letzte hawaiianische Station, bevor es für uns am 3. April weiter nach Fiji geht.

Wir freuen uns auf einen Kommentar von dir!

Sende uns HIER dein Kommentar, den wir in Kürze freischalten.

Bisher gibt es keine Kommentare zu diesem Beitrag.

Big Island - unsere Inseltour

Kea’au, Big Island, 19.03.2022

Zweieinhalb Wochen sind wir nun schon auf Hawai’is größter Insel und dennoch haben wir noch lange nicht alles gesehen. Bewusst haben wir uns für einen häufigen Wechsel der Unterkunft entschieden, um die Fahrzeiten möglichst gering zu halten – insgesamt elf verschiedene Übernachtungsorte haben wir.

Begonnen hat unsere Reise im Westen der Insel – die touristische Hauptstadt Kailua-Kona ist für zwei Tage unser Domizil. Ganz nach Belieben der Amerikaner stehen hier vor allem Shopping und Restaurantbesuche (es muss aber möglichst schnell gehen) im Vordergrund. Im Kontrast dazu steht ReefTeach, die Riffschulung von Badegästen an der Kahalu’u-Bucht. Freiwillige, vor allem Rentner, informieren hier täglich Badegäste über das richtige Verhalten beim Schnorcheln und Sonnenbaden. Außerdem stehen Spender mit rifffreundlicher Sonnencreme bereit. Die Ehrenamtler berichten darüber, dass ihre Arbeit, das Tabakverbot und die Aufklärung zum Thema Sonnencreme Wirkung zeigen. Die Wasserqualität wird regelmäßig gemessen und die Schadstoffbelastung hat deutlich abgenommen. Beim Schnorcheln können wir uns vom Fischreichtum der Bucht überzeugen – ein Lichtblick für uns! Weitere Infos zu rifffreundlicher Sonnencreme findet ihr in unserem Nachhaltigkeitsbereich, unter Umweltschutz und Bootsleben.

Fast froh sind wir nach dem quirligen Kona in den ruhigen, abgelegenen und vulkanischen Süden der Insel umzuziehen. Auf der Fahrt dahin passieren wir die Gemeinde Captain Cook, benannt nach dem berühmten europäischen Entdecker, der hier in einer Bucht nach einem eskalierten Streit den Tod fand. Die Region zieht sich bis in die höheren Lagen, wo Kaffee, Avocados und Macadamia-Nüsse angebaut werden.

Am Straßenrand begegnet uns hier häufig das handgeschriebene Schild „no spray“. Auf Nachfrage bei Einheimischen erfahren wir, dass der Bundesstaat Hawai’i nahezu alle Straßenränder, Bachläufe, Entwässerungskanäle sowie Geh- und Radwege systematisch mit Herbiziden wie Glyphosat behandeln lässt, um diese nicht mähen bzw. pflegen zu müssen. Daher stellen Anwohner „no spray“ in ihren Einfahrten auf, um das Spritzen der Herbizide zu verhindern. Tatsächlich sehen wir vor allem außerorts viele gelbe oder braune Randstreifen an den Straßen – es wird „gesprayt“. Auf Grund wachsenden Widerstands der Bevölkerung wurde 2019 bereits das Ende dieser Maßnahmen beschlossen – es soll jedoch erst 2024 in Kraft treten und nur für Stoffe gelten, die auf der Liste krebsverdächtiger Substanzen stehen.

Je weiter wir in den Süden fahren, umso rauer und geprägter von Lava wird die Landschaft. Verhältnismäßig günstig sind dafür hier die Grundstücke, vor allem auf jüngeren Lavafeldern. Muss man sie doch zunächst mit dem Bulldozer glätten. Die raue Lavalandschaft macht es sonst nahezu unmöglich, irgendetwas zu bauen. Außerdem sind selten Strom- und Wasseranschluss vorhanden.

Wir wohnen in einer einfachen Bambushütte in Ocean View, die Outdoorküche und das Badezimmer werden mit Regenwasser und Solarstrom versorgt. Trinkwasser, Kühlschrank oder WiFi sind hier undenkbar – dafür Lagerfeuerromantik und 1A-Sternenhimmel gratis. Vermieter David macht mit uns einen Ausflug, vier Meilen eine Allradpiste bergab gibt es einen sog. Green-Sands-Beach, einen Strand mit olivgrünem Sand. Ursächlich dafür sind die vielen kleinen Olivine, welche aus dem fein gemahlenen Lavagestein stammen.

Im Anschluss führt uns der Weg in den Osten der Insel, zum Lava-Lookout, wo wir auf recht junge Lavafelder des Volcanoes Nationalparks Aussicht haben. Im Hintergrund sieht man das sanfte Leuchten des Kilauea-Vulkans. Weiter im Osten gibt es sog. Lava-Trees zu bestaunen – bei einstigen Ausbrüchen wurden Bäume von Lava umflossen, bevor sie verbrannten. Die äußeren Lavaschichten flossen ab und es blieben erstarrte Lavaröhren zurück, welche die Stämme ummantelt hatten.

Nur wenige Kilometer östlicher ergossen sich erst vor vier Jahren unglaubliche Massen von Lava über die Region Puna, über 700 Häuser wurden zerstört. Die Lava erreichte das Meer und ließ Big Island wieder einmal wachsen. Im Gegenzug lief der Lavasee des Kilauea-Vulkanes leer, woraufhin der Krater großflächig einstürzte. Dass der Lavasee mittlerweile wieder gut gefüllt ist, ist dem vulkanischen Hotspot zu verdanken, der sich zwar mittlerweile südöstlich von Big Island befindet, aber noch ausreichend Lava liefert. Der gleiche Hotspot hat alle hawaiianischen Inseln geschaffen, wobei sich die Erdkruste währenddessen langsam Richtung Nordwesten bewegte. Daher erscheint die Inselgruppe auch wie auf einer Kette aufgefädelt. Diese Kette setzt sich auch heute noch fort: Südöstlich von Big Island wächst unter der Meeresoberfläche der Unterseevulkan Lo’ihi heran, welcher aber wohl erst in tausenden Jahren als weitere hawaiianische Insel aus dem Meer ragen wird.

Der aktuell noch vom selben Hotspot gespeiste Vulkan Kilauea lockt uns nicht nur tagsüber, sondern auch nach Sonnenuntergang und vor der Dämmerung an. Zu dieser Uhrzeit ist das Leuchten der Lava am besten zu sehen, wie wir schon in unserem letzten Beitrag zeigten. 

Nach unserem Besuch im Volcanoes Nationalpark wohnen wir ein paar Tage im Inselnorden. Hierfür müssen wir vom Südosten zunächst nach Westen – die sog. Saddle Road („Sattelstraße“) ist die kürzeste Verbindung. Sie beginnt auf Meereshöhe in der Hauptstadt Hilo und führt hinauf auf über 2.000m Höhe. Hier fährt man zwischen den zwei Bergmassiven Mauna Kea und Mauna Loa entlang. Wir sehen noch einige ausharrende Hawaiianer, welche in Form eines Zeltlagers gegen die Errichtung eines weiteren, riesigen Teleskopes (TMT) auf dem für sie heiligen Mauna Kea protestieren. Seinen Höhepunkt hatte der Protest im Sommer 2019, als sogar die Straße hinauf zum Gipfel von den Demonstranten blockiert wurde. Der Bau ist nach wie vor umstritten, wie wir aktuell aus dem Radio erfahren.

Nach den zwei Bergmassiven führt die Saddle Road hinab in den trockenen Westen. Sonnenschein fast das ganze Jahr und ein Überfluss an Stränden hat hier zahlreiche Touristendörfer mit Hotelanlagen, Golfplätzen und teuren Shoppingcentern entstehen lassen. Grün sind hier nur die bewässerten Rasenflächen, ansonsten wechseln sich Lavafelder und vertrocknetes Gras ab.

Unsere Fahrt führt uns weiter in den Norden – der trockene Westen und der nasse Osten prallen hier aufeinander. Gab es wenige hundert Meter vorher nur trockenes, gelbes Gras und fast keinen grünen Baum, ändert sich die Landschaft mit der Ortschaft Hawi komplett. Grüne Wiesen, Bäume von Monstera und Efeutute überrankt und Farmen findet man hier. Zwei Täler, Pololu und Waipio, verhindern geografisch eine Rundstraße um die Insel. Und so endet die Straße kurz vor Pololu als Sackgasse.

Jeden zweiten Sonntag im Monat organisiert die Vereinigung clean rewards Müllsammelaktionen an einem Strand von Big Island. Dieses Mal ist es der Pololu-Strand. Über Facebook haben wir von der Aktion erfahren und machen mit. Insgesamt 36 Teilnehmer sammeln an diesem Tag ca. 90 kg Müll. Der Organisator stellt Eimer sowie Sammelzangen zur Verfügung und kümmert sich um Abtransport und Entsorgung des Mülls. Warum so viele Leute an der Aktion teilnehmen? Einerseits wird sie recht gut in sozialen Medien geteilt. Andererseits verteilt clean rewards nach getaner Arbeit Gutscheine an die Teilnehmer. Diese kommen von lokalen Unternehmen, wie Cafés, Foodtrucks oder Restaurants, welche die Aktion unterstützen möchten und im Gegenzug ihre Bekanntheit etwas steigern können. Wir wählen zwei Freigetränk in einem Café, nachdem wir drei Stunden (inkl. des schweißtreibenden Aufstieges) aktiv waren. Auch dieser Strand war – verglichen mit Französisch Polynesien – glücklicherweise recht sauber. „Nur“ zwischen den Felsen versteckten sich Reste von Plastikflaschen, Flipflops und Fischernetzen. Ein Ergebnis der regelmäßigen Sammelaktionen, wie wir es schon auf Kauai festgestellt haben? Weniger Plastikkonsum kommt zumindest nicht als Ursache in Frage – es gibt kaum Getränke aus Glasflaschen und die Einkaufsregale und -wägen der Amerikaner sind voll mit plastikverpackten Lebensmitteln.

Doch was passiert eigentlich mit dem ganzen Müll auf einer Insel wie Hawai’i? Wie auch auf Tahiti gibt es kaum Recyclingfirmen bzw. -möglichkeiten. Lediglich Getränkedosen, Plastik- und Glasflaschen, welchen offiziell mit Pfand (5 ct.) belegt sind, werden getrennt gesammelt und auf den Recyclingweg gebracht, jedoch ohne Deckel. Der restliche Müll (auch z. B. Shampoo- oder Speiseölflaschen, Konservendosen, Pappe und Papier, Marmeladengläser und Joghurtbecher) landet auf einer Müllhalde. Auch Biomüll wird nicht getrennt gesammelt und kommt in den Restmüll, insofern der Verbraucher nicht selbst kompostiert (nur bei zwei unserer Unterkünfte gab es bisher einen Gartenkompost). Die Müllhalde muss man sich als eine Art ausgekleidetes, riesig großes Loch vorstellen, von denen es mittlerweile zwei Stück auf der Insel gibt – natürlich gut versteckt vor Touristen. Den Restmüll bezeichnet man – makaberer Weise – daher auch als „Landfill Rubbish“.

Jeder Flaschendeckel, jedes Plastiktütchen und jede Einmal-Essensverpackung landet also dort, um das „Land mit Müll zu füllen“. Auch unser gesammelter Strandmüll. Er ist hier zwar besser aufgehoben als im Meer, aber eine optimale Lösung sieht dennoch anders aus. Sind wir in Deutschland besser aufgestellt? Ja, zum Teil: Papier, Pappe, Glas und weitere Verpackungen werden recycelt. In Bezug auf den Plastikmüll sind die Quoten nicht eindeutig. Ein Teil wird zum Recyceln nach Asien verschifft, doch was dort wirklich mit dem Müll passiert, wird nur mangelhaft kontrolliert.

Dass hier auf Hawai’i nun nur noch angeblich kompostierbare Verpackungen für Essen und Getränke zum Mitnehmen verwendet werden dürfen, ist auf Grund der fehlenden professionellen Kompostieranlagen nutzlos. Die an Foodtrucks und Schnellrestaurants genutzten Plastikverpackungen sind zwar auf Basis von nachwachsenden Rohstoffen hergestellt, benötigen jedoch konstante 80°C, um nicht einfach zu kleinen Plastikteilchen, sondern zu Biomasse zu zerfallen. Gleiches gilt für die dünnen Kunststoffbeutel für Obst und Gemüse im Supermarkt. Bisher ist dieses Gesetz also einfach nur ein Feigenblatt bzw. Greenwashing. Weg von Einwegplastik jedweder Beschaffenheit, hin zu Mehrweg-Verpackungen scheint die einzige Lösung für das immer größer werdende Müllproblem zu sein. Corona jedoch hat Mehrweg einen herben Rückschlag verpasst.

Was tun wir zwei eigentlich konkret, um so wenig wie möglich „Landfill-Rubbish“ zu produzieren? Hier ein paar Tipps zur Müllvermeidung:
– immer Essensboxen, Trinkbecher und Mehrwegbesteck dabei haben
– Papiertüten mehrfach verwenden
– stabile Tragetaschen zum Einkauf mitnehmen
– Obst und Gemüse unverpackt / lose und ohne Tüte einkaufen (alternativ eigene Verpackung nutzen) – am besten auf dem Wochenmarkt oder direkt beim Produzenten statt im Supermarkt (ist meist auch noch billiger)
– Produktverpackung im Supermarkt vor dem Kauf kritisch prüfen (übermäßig viel Plastik, mehrfach verpackt etc.)
– in Glas statt in Plastik verpackte Produkte kaufen (ist sowieso gesünder, auf Grund der Weichmacher)
Das sind nur einige Ideen – für weitere Anregungen empfehlen wir die Bücher von smarticular.

Doch zurück in den Norden von Big Island. Das Landesinnere wird hier seit ca. 200 Jahren durch intensive Beweidung geprägt. Aus dem einst bewaldeten Gebiet ist eine eintönige, baumlose Landschaft geworden, die nur von Weidezäunen und Straßen unterbrochen wird. Die Paniolos, wie die Cowboys von Hawai’i bezeichnet werden, züchten hier auf der fünftgrößten Rinderfarm der gesamten USA vor allem Fleischrinder. Teilweise werden die halbstarken Kälber dann auf das amerikanische Festland verschifft, als Luxusfleischlieferant.

Historische Anlagen im Nordwesten Hawai’is belegen, dass die alten Hawaiianer hier einst Dörfer und Kultstätten, sog. Heiau, errichteten. Dass diese aufgegeben werden mussten, lag wahrscheinlich an dem Versiegen von Brunnen, erfahren wir im historischen Park Lapakahi. 15 Prozent des Trinkwassers der Insel stammt nicht aus Regen, sondern wird von den Bergwäldern aus tief hängenden Wolken aufgenommen, lernen wir in einem kleinen, ja gerade zu winzigen Waldreservat. Die Rodung der Waldflächen für die intensive Beweidung hier im Norden scheint eine Hauptursache für den sinkenden Grundwasserspiegel und die Steppenbildung gewesen zu sein.

Im Pu’ukohola Heiau, dem größten bedeutendsten Heiau Hawai’is, treffen wir auf Volunteers, also Freiwillige, die Fragen rund um das Thema Wale beantworten. Von hier aus hat man auf Grund der erhöhten Lage einen geeigneten Aussichtspunkt auf das Meer. Zwar erspähen wir auf Big Island bei Weitem nicht so viele Wale wie auf Kauai, aber dennoch ist das ein oder andere Platschen in der Ferne zu sehen. Der Heiau selbst beeindruckt uns ebenfalls. Im Vergleich zum polynesischen Marae ist er zwar ebenfalls aus überwiegend runden Steinen errichtet, ist aber deutlich größer und imposanter.

Der letzte Abschnitt unserer Inselumrundung zu zweit führt uns in den Osten Big Islands, wo die Natur zu explodieren scheint. Noch viel grüner als im Norden ist es hier, oft führen die Nebenstraßen durch dichte Tropenwälder und man fühlt sich wie in einem riesigen botanischen Garten. Big Islands Hauptstadt Hilo gilt als regenreichste Stadt der USA und bildet den Übergang vom tropisch bewachsenen Osten in die kargeren Gebiete nahe des Vulkans. Hier endet unsere Inselrundfahrt vorerst – und beginnt gleichzeitig neu. Wir erwarten Besuch aus Deutschland und mit unseren Freunden Franzi und Daniel werden wir in den kommenden zwölf Tagen noch weitere Highlights der Insel besuchen. Unter Standort erfahrt ihr immer, wo wir gerade wohnen.

Wir freuen uns auf einen Kommentar von dir!

Sende uns HIER dein Kommentar, den wir in Kürze freischalten.

Bisher gibt es keine Kommentare zu diesem Beitrag.

Mauna Loa - der lange Berg

Fern Forest, Big Island, 11.03.2022

Über eine Woche sind wir nun schon auf Big Island, doch den 4.169m hohen Gipfel des Mauna Loa haben wir bisher nur beim Landeanflug auf die Insel gesehen. Täglich versteckt er sich in den tief hängenden Wolken, sodass der Großteil dieses massiven Berges verborgen bleibt.

Um auf den Gipfel zu gelangen gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder man fährt mit dem Auto zu einer gipfelnahen Wetterwarte (3.400m hoch), von wo aus man die letzten 800 Höhenmeter auf zehn Kilometer einfacher Strecke an einem Tag zurücklegt. Oder man wählt eine Mehrtagestour, beginnend an einem 2.000m hohen Aussichtspunkt oberhalb des Kilauea-Vulkanes. Hierfür muss man jedoch drei bis fünf Tage einplanen und in einfachen Hütten übernachten. 

Um uns besser an die Höhe zu gewöhnen und Höhenkrankheit nach Möglichkeit zu vermeiden, entscheiden wir uns für die Mehrtagesroute. Zwei Tage Auf- und zwei Tage Abstieg planen wir ein, mit jeweils 1.000m Höhendifferenz. Immer noch ein extremer Höhenunterschied, doch da es auf der Strecke nur zwei Wanderhütten gibt, ist es nicht anders machbar. Zelten fällt zu dieser Jahreszeit aus, auf dem Berg herrschen nachts großflächig Temperaturen unter dem Gefrierpunkt und selten ist es windstill. Wir sind aber optimistisch, die geplante Route zu schaffen, hatten wir doch in der Vergangenheit auf Teneriffa, La Reunion oder Lombok keine Schwierigkeiten mit Höhen über 3.000m.

Am ersten Tag starten wir bei recht gutem Wetter. Die heutige Etappe führt uns in etwas über 12 Kilometern zur Pu’u Ula Ula (Red Hill) Cabin. Wir sind ordentlich bepackt: lange Kleidung in mehrfacher Ausführung (inkl. Handschuhe und Mütze), Verbandpäckchen, Ersatzschuhe, Tarp als Notfallzelt, Schlafsäcke, Mini-Gaskocher und Geschirr, Essen für vier Tage sowie Wasser für zwei Tage. Auf den Hütten soll es grds. einen Regenwasserspeicher geben, auf dessen Füllstand wir uns jedoch nur bedingt verlassen wollen. Außerdem kann das Wasser gefroren sein und es muss aus Gefahr von Leptospirose gefiltert werden. (einen entsprechenden Filter haben wir dabei). Also lieber etwas mehr Trinkwasser mitschleppen.

Der Nationalparkranger, bei dem wir uns einen Tag vor der Wanderung melden müssen, hat uns bereits vorgewarnt: die Strecke ist sehr anspruchsvoll und man schafft höchstens 1,5 bis 2 Meilen pro Stunde,  also nur ca. zwei bis drei Kilometer. Außerdem müssen wir eine Belehrung inkl. Checkliste unterschreiben, was unser Verhalten am Berg und die mitzuführende Ausstattung angeht.

Der Ranger sollte recht behalten – wir kämpfen uns inklusive Pausen in sechs Stunden bergauf zur Red Hill Cabin. Unterwegs holen uns die Wolken ein. Der Untergrund ist grausam, sowohl für unsere Wanderschuhe als auch unsere Füße selbst. Es geht über alle Arten und Formen erstarrter Lava. Die glatte Pahoehoe-Lava (aus dem Hawaiianischen übersetzt: die, auf der man barfuß laufen kann) überwiegt leider nicht. Hauptsächlich laufen wir auf A’a-Lava, wie der Name schon sagt macht sie dem nackten Fuß mächtig „aua“. Von locker geröllig über fest und uneben bis hin zu scharfkantig ist alles unbequeme dabei. Jeder Schritt muss kontrolliert sein, der Blick darf nur bei Stillstand in die Ferne schweifen. Der Weg ist teilweise sehr schwer zu verfolgen, markiert ist er ausschließlich mit Steinmännchen (Ahu). Erst, wenn man den nächsten Ahu erspäht, soll man weiterlaufen. Ab und an kommen wir ins Stocken und müssen uns orientieren.

Hannes und ich sind seit ca. zwei Jahren Fans und Verfechter von Barfußschuhen, auch zum Wandern haben wir jeweils ein Paar. Doch hier stoßen sie defintiv an ihre Grenzen. Wir sehnen uns nach robusten, dicken Sohlen, durch die man auch den größten Stein kaum merkt.

Bei kühlem Wind und dichten Wolken, die uns bis zuletzt auf den Fersen waren, erreichen wir die Cabin. Wir sind beide ziemlich erschöpft, leichte Kopfschmerzen und erhöhter Puls machen sich bemerkbar – erste Anzeichen von Höhenkrankheit. In der einfachen Behausung befinden sich acht Betten, doch wir sind die einzigen Gäste. Für unser Empfinden ist es klirrend kalt, vorhergesagt sind 3 Grad für die Nacht. Wir kochen uns Tee sowie Wasser für unsere Trinkflaschen, die wir als Wärmespeicher für die Nacht in die Schlafsäcke legen. Eine Maßnahme, die sich bewähren soll.

Abends fühlen wir uns beide noch nicht besser. Wir einigen uns darauf, mit dem Weckerklingeln um 5 Uhr zu entscheiden, ob wir überhaupt weiter aufsteigen wollen. Über 18 Kilometer liegen am Folgetag vor uns, nochmal ein Drittel mehr als heute…

Nachts wache ich mit leichten Kopfschmerzen auf. Man könne die Höhenkrankheit mit Schmerzmitteln behandeln, hatten wir zuvor gelesen. Doch das kommt für uns nicht in Frage. Ich lausche noch eine Weile der unglaublichen Stille hier am Berg, die nur von einer Maus im Küchenschrank unterbrochen wird.

Als auch Hannes am Morgen Kopfschmerzen hat, entscheiden wir uns, nicht weiter aufzusteigen. Zu weit ist die Strecke bis zum Gipfel, zu hoch die Gefahr, dass wir es vor der Dunkelheit nicht bis zur Gipfelhütte schaffen. Zu groß die Befürchtung, dass sich die Höhenkrankheit noch verstärkt. Wir genießen stattdessen den Sonnenaufgang vom Pu’u Ula Ula aus, blicken Richtung Norden auf den Nachbarn Mauna Kea mit seinen 4.205m und Richtung Osten auf den Kilauea-Vulkan, der eine sichtbare Dunstschicht im Nationalpark erzeugt. Im Westen sehen wir den Gipfel des Mauna Loa, der noch ewig weit entfernt zu sein scheint. Einige Schneefelder reflektieren das morgendliche Sonnenlicht. Ein herrliches Erlebnis, allein hierher hat sich die Wanderung mehr als gelohnt.

Beim Abstieg legen sich unsere Kopfschmerzen schnell. Zu lange haben wir wohl auf Meeresniveau gewohnt, dass wir Höhenunterschiede nicht mehr so einfach wegstecken. Ich erinnere mich an einen Internet-Beitrag, in dem ein Läufer über seinen Auf- und Abstieg zum Gipfel berichtet – an einem Tag. Respekt, für uns absolut unvorstellbar! Nach knapp fünf Stunden erreichen wir den Wanderstart. Der Gipfel ist schon wieder in den Wolken verschwunden.

Die Alternativ-Unterkunft wird nun wieder unser Zelt, was wir auf dem abgelegenen Kulanaokuaiki-Campingplatz im Nationalpark aufbauen. Auch hier sind wir die Einzigen. Als sich am Folgetag Gewitterwolken auftürmen, die sich weit über den Gipfel des Mauna Loa ausbreiten, sind wir mehr als froh, die Wanderung nicht fortgesetzt zu haben. Das Vorhaben hatte uns ganz schön an unsere Grenzen gebracht und dennoch hat sich der Versuch gelohnt. Die zwei übrigen Tage, die wir eigentlich am Berg verbringen wollten, nutzen wir stattdessen zur ausgiebigen Beobachtung des Halema’uma’u-Kraters.

Wir freuen uns auf einen Kommentar von dir!

Sende uns HIER dein Kommentar, den wir in Kürze freischalten.

Bisher gibt es keine Kommentare zu diesem Beitrag.

Hawai'i - die 'Große Insel'

Kalapana, Hawai’i, 06.03.2022

Schon beim Landeanflug auf Big Island, wie Hawai’i passender Weise genannt wird, ist ihre Größe kaum zu erfassen. Auf 10.400 km² befinden sich zwei Berggipfel, welche als die höchsten der Erde zählen, wenn man sie vom Meeresboden aus misst (zum Vergleich – Thüringens Fläche beträgt 16.200km²). Mauna Kea und Mauna Loa ragen bereits aus der Ferne aus den Wolken und sind von der Nachbarinsel Maui, auf der wir zwischenlanden, gut zu sehen.

Mauna Kea, 4.205m von der Meeresoberfläche und ca. 10.000m vom Meeresgrund aus gesehen, macht seinem hawaiianischen Namen alle Ehre: Hier oben liegt regelmäßig Schnee. Der Berg ist vulkanischen Ursprungs, jedoch nicht mehr aktiv. Auf Grund der klaren, wenig verschmutzten Luft befinden sich auf dem Gipfel mehrere internationale astronomische Observatorien.

 

zwei wollen meer reiseblog segeln pazifik hawaii mauna loa mauna kea big island flugzeug
Der Schneeberg und der Lange Berg

Der Nachbar Mauna Loa, der ‚lange Berg‘, ist hingegen noch vulkanisch aktiv und mit 4.170m nur etwas niedriger. Die Feuergöttin Pele sorgt für regelmäßige und andauernde Ausbrüche am Kilauea-Krater, der sich auf ca. 1.200m an der Ostseite des Mauna Loa befindet. Hierbei handelt es sich jedoch um verhältnismäßig ungefährliche, effusive Ausbrüche.

Dank der beiden Bergmassive verfügt Big Island über zahlreiche Klimazonen (acht bis zehn, je nach Defintion), vom feuchttropischen bis zum polaren Tundra-Klima. Die Insel ist folglich nicht nur groß, sondern auch extrem vielseitig.

 

zwei wollen meer reiseblog segeln pazifik hawaii mauna loa kilauea halemaumau lava nacht leuchten orange
Der Kilauea ist aktiv

Daher haben wir uns entschieden, sie vier Wochen lang zu erkunden – was jedoch immer noch ein sportlicher Zeitansatz ist. Sportlich werden nun auch unsere nächsten vier Tage: Vom Volcanoes Nationalpark aus wandern wir auf den Gipfel des Mauna Loa und legen in dieser Zeit fast 60km Strecke zurück – ca. 2.000 Höhenmeter wollen auf- und wieder abgestiegen werden. Hierzu haben wir im Nationalpark die Erlaubnis zur Übernachtung in der Red Hill Cabin sowie der Mauna Loa Summit Cabin eingeholt.

 

zwei wollen meer reiseblog segeln pazifik hawaii mauna loa kilauea halemaumau lava nacht leuchten orange sternenhimmel
Blick vom Lava Lookout zum Kilauea bei Nacht

Nach unserer Wandertour gibt es dann weitere Infos zu Klima, Vulkanismus sowie Flora und Fauna auf Big Island. Und wir erwarten wieder Besuch aus Deutschland, worauf wir uns schon sehr freuen!

Noch eine kleine Neuerung auf der Website: Die Seite „Hawai’i“ hat jetzt die Unterseite „Standort“ (siehe im Menü oben). Dort seht ihr – insofern wir Internetzugang haben und den Inhalt aktualisieren können – unseren jeweiligen Übernachtungsort.

Wir freuen uns auf einen Kommentar von dir!

Sende uns HIER dein Kommentar, den wir in Kürze freischalten.

Bisher gibt es keine Kommentare zu diesem Beitrag.

Koke'e State Park und Waimea Canyon

Lihue, Kauai, 26.02.2022
(Veröffentlicht am 04.03.2022)

Die zweite Hälfte unserer Reise auf Kauai führt uns in die beiden Naturschutzgebiete Koke’e und Waimea Canyon State Park. Beide liegen dicht beieinander im Nordwesten der Insel, wobei der Canyon auf Meereshöhe beginnt und Koke’e sich in den Höhenlagen bis 1.300m anschließt.

Koke’e ist bekannt für seine ursprünglichen Wälder und Sümpfe, während der Waimea Canyon tatsächlich wie ein kleiner Bruder des Grand Canyon auf dem amerikanischen Festland wirkt. Von Koke’e aus kann man außerdem zu den Klippen der Na Pali Coast herunter wandern.

Leider ist die ursprüngliche Natur Kauais, wie auf vielen anderen Inseln des Pazifik auch, von eingeschleppten Pflanzen- und Tierarten bedroht. In Koke’es Wäldern machen sich Pflanzen wie Zieringwer, Erdbeerguave und Himbeere breit und überwuchern die langsamer wachsenden, endemischen Gewächse gnadenlos (als endemisch bezeichnet man Arten, die nur an einem bestimmten Ort der Erde vorkommen). Auch Wildschweine, Ziegen, Amphibien wie die Aga-Kröte, Reptilien wie der Rotkehlanoli und Vögel wie der Kardinal sind nicht heimisch und schädigen die ursprüngliche Flora und Fauna zusätzlich. Man bezeichnet diese Arten auch als invasiv oder als „Pest“.

Eingeschleppt wurden diese Lebewesen teils absichtlich, wie z. B. der Erckel-Frankolin (optisch einem Rebhuhn ähnlich), um als „Game bird“, also Jagdbeute zu dienen oder wie die Aga-Kröte als Fressfeind gegen heimische Insekten, welche die Ernte der Zuckerrohr-Monokulturen beeinträchtigen. Da die giftige Kröte hier aber selbst keine Fressfeinde hat, konnte sie sich sehr schnell ausbreiten und bedroht nun wiederum den Bestand vieler Insektenarten.

Die wenigen heimischen Vogelarten sind seit kurzem stark durch eine von Mücken übertragene Krankheit bedroht. Durch den Klimawandel und den damit verbundenen Anstieg der Temperaturen gelangen die Mücken in immer höher gelegene Gebiete und infizieren die Vögel mit einem Malaria-Virus (Avian Malaria), der innerhalb kurzer Zeit zum Tod führt.

Und auch die wenigen, verbliebenen Hawaii-Mönchsrobben sind von einem Parasit bedroht. Dieser gelangt durch den Kot von Katzen ins Süß- und Salzwasser und wird so auf die Robben übertragen. Viele Tiere versterben innerhalb kürzester Zeit an diesem Parasit.

Der Koke’e State Park versucht an mehreren Orten, die stark gefährdete, ursprüngliche Natur zu erhalten bzw. wiederherzustellen. Gewisse Areale werden von eingeschleppten Arten befreit und anschließend eingezäunt. Endemischen Pflanzen werden im Gegenzug darin neu angesiedelt. Da die Samen invasiver Arten jedoch auch über den Kot von Vögeln verbreitet werden und sich der Klimawandel nicht lokal stoppen lässt, ist diese Aufgabe mehr als herausfordernd. 

Zu Fuß geht es für uns Auf- und Ab durch den Wald zum Alaka’i Swamp, einem Hochmoor. Die Holzstege, auf denen man die Gegend erkunden kann, haben ihre beste Zeit bereits hinter sich. Einige wurden erneuert, aber zu unserer Verwunderung mit Kunststoffplanken. Warum muss man ein so bedeutendes Naturschutzgebiet mit Plastik verschandeln? Im Moor bestätigt sich die Aussage von Einheimischen, dass es dieses Jahr deutlich weniger geregnet hat als sonst: es gibt kaum noch Wasserflächen, teilweise ist das Moor regelrecht trockengelegt.

Nachts wird es ziemlich kalt in Koke’e, etwas unter zehn Grad sinkt das Thermometer. Dafür dürfen wir einen klaren Sternenhimmel bestaunen. Grunzende Laute wecken uns gegen Mitternacht – ein paar Wildschweine freuen sich über herabgefallene, verwilderte Avocados hinter unserem Zelt.

Die zweite Koke’e-Wanderung führt uns herab an die Klippen der Na Pali Coast, der stark zerklüfteten und schroffen Nordwestküste Kauais. Vom Nua’lolo-Aussichtspunkt bestaunen wir eines der beeindruckenden Täler. Einzig störend sind die unzähligen Hubschrauber, die im Fünf-Minuten-Takt über die Klippen und in die Täler hinein rauschen. Ruhe gibt es hier nicht, auch nicht für die in den Tälern kreisenden Tropikvögel. Die Amerikaner hingegen lieben es, sich an die entlegendsten Orte mit dem Hubschrauber fliegen zu lassen – Wandern ist eben nicht ihr Ding.

Abends heißt es Rucksäcke packen – am Folgetag steht die Wanderung nach Lonomea, dem hintersten Winkel des Waimea Canyon an. Zelt, Schlafsäcke, Luftmatratzen, sieben Liter Wasser, Essen, Kochgeschirr und Notfallpäckchen machen unsere Rucksäcke schwerer als zunächst gedacht. Doch auf den Genuss von Flusswasser, auch abgekocht und gefiltert, wollen wir nach Möglichkeit verzichten. Die Gefahr von Leptospirose oder anderen Verunreinigungen erscheint uns zu hoch. Als wir im Zelt liegen, habe ich immer noch das Rattern der Hubschrauber in den Ohren.

Zu Tagesanbruch steigen wir in den Canyon hinab, knapp 800 Höhenmeter. Die Ausblicke auf die steilen Felswände sind beeindruckend. Im Tal angekommen führt uns ein schmaler, teils mit Geröll, teils mit Kukui-Nüssen übersäter Pfad zum Lonomea-Camp. Unterwegs begegnen wir wilden Ziegen und durchqueren ehemalige Kaffee-Terrassenfelder, während auch hier wieder regelmäßig Hubschrauber den Canyon beschallen. An natürlichen Badegumpen mit kleinen Wasserfällen gelegen erreichen wir ziemlich kaputt unsere Übernachtungsstelle: Lonomea ist ein einfacher Unterstand mit Feuerstelle und recht modernem Kompost-WC. Vermutlich hat es ein Hubschrauber hierher geflogen. Da es nur eine Erlaubnis pro Nacht gibt, sind wir die einzigen, neben den vielen tierischen Waldbewohnern. An einem kleinen Lagerfeuer bereitet Hannes uns eine Nudelsuppe zu. In der Ferne hören wir eine Eule, neben einer endemischen gibt es auf Kauai noch eine weitere, aus Amerika eingeschleppte Art. Auch ein Hirsch oder ein Ziegenbock meldet sich aus der Ferne, am Camp selbst gibt es nachts aber offenbar keine größeren Besucher.

Dass die Wildtiere hier scheuer sind als in Koke’e  mag daran liegen, dass fast der gesamte Canyon Jagdgebiet ist. Es wird insbesondere an den Jagdtagen Freitag bis Montag empfohlen, bunte Kleidung zu tragen. Als wir kurz nach unserem Frühstück mehrere Schüsse hören, werden wir daran erinnert, dass Freitag ist. Mit gepackten Rucksäcken machen wir uns auf den Rückweg, 250 Höhenmeter bergab und 800 Höhenmeter bergauf, verteilt auf ca. 10 Kilometer, fordern uns noch einmal.

Die Szenerie von Schüssen und den ständig fliegenden Hubschraubern erweckt in uns beinahe den Eindruck, im Canyon sei ein Krieg ausgebrochen. Dass wir nur wenige Stunden später – nach fünf Tagen ohne Handyempfang – lesen werden, dass in Europa ein Krieg begonnen wurde, ahnen wir zu diesem Zeitpunkt nicht.

Kurz vor dem steilen Aufstieg kochen wir uns doch noch Flusswasser ab. Unser Wasservorrat geht zur Neige und wir wollen eine Reserve für den Aufstieg haben. Unterwegs gibt es noch einmal grandiose Blicke auf die Landschaft.

Ziemlich erschöpft erreichen wir unseren Mietwagen am Wanderparkplatz. Unser Kauai- Aufenthalt neigt sich damit so langsam dem Ende zu. Trotz einiger Unwägbarkeiten war er wunderschön. Gut 80 Kilometer und einige Höhenkilometer haben wir zu Fuß zurückgelegt und recht entlegene Orte besucht. Doch Ruhe haben wir dort meist nur nachts gefunden.

Wir hoffen, dass die Naturschutzorganisationen, welche auf Kauai teils wie David gegen Goliath kämpfen, nicht den Mut verlieren und hier auch in Zukunft noch endemische Pflanzen und Tiere zu finden sein werden. Unser Weg führt uns nun weiter nach „Big Island“, auf die größte Insel des Bundesstaates Hawaiʻi und gleichzeitig dessen Namensgeber.

Wir freuen uns auf einen Kommentar von dir!

Sende uns HIER dein Kommentar, den wir in Kürze freischalten.

Werner schrieb am 4. März 2022:

Hallo Hannes
Viele Grüße aus Leimbach von Elle und Werner und wir finden es ganz toll, was ihr beiden da alles unternehmt. Es sind tolle Bilder und ich kann euch sagen wir sind stolz auf euch, wie ihr das alles macht.

Wir wünschen weiterhin viel Spaß und kommt gesund wieder 😜

Kauai, Natur- oder Konsumparadies?

‚Anini Beach, Kauai, 21.02.2022
(Veröffentlicht am 25.02.2022)

Als wir Mitte Januar anfingen, unseren Hawaii- Aufenthalt zu planen, merkten wir schnell, dass wir wohl spät dran sind. Alle bezahlbaren Unterkünfte sind bereits ausgebucht, Mietwagen gibt es nur überteuert und so gut wie alle Sehenswürdigkeiten kann man nur gegen Eintritt und mit Termin besichtigen. (Eine kurze Info zu unseren Finanzen – pro Tag kalkulieren wir zusammen mit 150 Euro, um mit unserem Budget gut über unser Sabbatical zu kommen. Das günstigste, noch verfügbare Doppelzimmer liegt mit 155 Euro zzgl. Steuern also schon drüber, ohne Frühstück.)

Also Campen wir – so die Idee. Die wenigen geöffneten Campingplätze können frühestens 30 Tage im Voraus gebucht werden, wir sind also noch rechtzeitig dran und sichern uns sowohl am Strand als auch in den Bergen ein paar Übernachtungen. Mit einer Wanderung an der berühmten, aber seit kurzem zugangsbeschränkten Na Pali Coast hingegen sieht es schlecht aus – alle freien Plätze sind bereits ausgebucht. Und auch eine rechtzeitige Buchung des Kilauea Lighthouse, eines Vogelschutzgebietes, verpassen wir. Ähnlich verhält es sich mit den botanischen Gärten, man kann nur noch termingebundene Führungen ab 60 Dollar aufwärts buchen. Wer also plant, Kauai voll und ganz zu besichtigen, muss lange im Voraus und sehr detailliert planen. Und er muss ordentlich Daumen drücken, dass das Wetter am gebuchten Tag mitspielt, insbesondere bei den Wanderungen.

Am Tag unserer Ankunft auf Kauai geht es zuerst in den Walmart, sowas wie Real oder Kaufland in Deutschland. Hier bekommen wir die nötige Campingausstattung (Zelt, Luftmatratzen, Pumpe, Schlafsäcke, Campingkocher und -geschirr, Solarlampe) für insgesamt ca. 160 Dollar.

Vor unserem ersten, gemieteten Campingplatz warnt uns bereits die Dame der Autovermietung. Dies sei Ghetto und wir sollten ja auf uns aufpassen. Der Anahola Beach Park hat in der Tat eine interessante Kulisse, man fährt vorbei an Schrottautos und „Kapu“ (Tabu) Schildern, bevor der eigentliche Campingplatz erreicht ist. Am Rande zelten einige Obdachlose, auf der Mitte hat sich eine Motorrad- und Quad-affine Familie samt ihrer „Spielzeuge“ niedergelassen. Die Nacht ist dennoch ruhiger als gedacht und nur der kalte Wind sowie die frühmorgens krähenden, wilden Hühner stören uns.

In der Tat sind die Preise auf Hawaii explodiert, zuletzt durch die Corona-Pandemie, was die Inseln zu einem noch begehrteren Inlandsreiseziel der Amerikaner machte. Verglichen mit meinem Hawaii- Besuch 2014 haben z. B. Mietwagen eine Preissteigerung von über 150% erfahren, Unterkünfte zwischen 50 und 100%. Benzin ist mit knapp 5 Dollar pro Gallone (1,14 € pro Liter) verhältnismäßig günstig, Lebensmittel sind hingegen teilweise noch teurer als in Französisch-Polynesien: Für ein einfaches Weißbrot vom Bäcker zahlen wir zwischen 5 und 7 Euro, für eine Dose Tomatensuppe 4,40 Euro, genauso wie für eine Packung Mehl oder einen einfachen Cheddar-Käse. Ein paar Bananen vom Bauernmarkt kosten 5 Euro, eine Hand voll Macadamia-Nüsse 8 Euro, eine Orange 1,50 Euro, ein Glas Oliven 8,80 Euro, eine lokale Ananas 6 Euro und die billigste Schokolade knapp 3 Euro. Obendrauf kommen dann an der Kasse immer noch vier Prozent Steuern. Kleiner Einkauf zum großen Preis. Einmal mehr wird uns bewusst, wie extrem billig Lebensmittel in Deutschland sind.

Von unserem ursprünglichen Vorhaben „Hawaii plastikfrei“ mussten wir uns schon bei unserem ersten Einkauf verabschieden. Es ist noch unmöglicher als in Deutschland, hier Produkte ohne Plastik zu kaufen. Wir versuchen dennoch, zumindest auf verpackungsreduzierte Produkte zurückzugreifen. Doch den Geldbeutel schont das nicht. Grundsätzlich gilt ein Plastiktüten-Verbot auf Hawaii und im Supermarkt gibt es Papiertüten an der Kasse (in Amerika wird der Einkauf im Regelfall gratis an der Kasse eingepackt). Aber beim Obst und Gemüse gilt dieses Verbot offenbar nicht, hier findet man nach wie vor die dünnen Plastiktüten. Immerhin ist Hawaii einer der wenigen Bundesstaaten mit Getränkepfand. Mit gerade einmal 5 ct pro Dose bzw. Flasche ist der Wert jedoch so gering, dass kaum jemand motiviert ist, sein Leergut an einem der öffentlichen Wertstoffhöfe zurückzugeben.

Positiv fällt uns auf, dass die vielen Strände Kauais relativ müllfrei sind. Die Vereinigung Surfrider Chapter Kauai organisiert mindestens 1x wöchentlich Müllsammelaktionen an den Stränden der Insel und sammelt außerdem gemeldete Geisternetze ein. Es ist also sicher auch ihr Verdienst, dass verhältnismäßig wenig Müll am Strand zu finden ist. Leider passen die Termine der Surfrider nicht mit unserem Camping- und Wanderprogramm überein, sodass wir auf eigene Faust nahe des Wailua-Rivers am Lydgate Strand Müllsammeln gehen. „Nur“ vier Flipflops, eine Plastikflasche, ein paar kleinere Fahrzeugteile und Fetzen eines Fischernetzes finden wir auf den ersten Blick. Beim genaueren Hinsehen ist allerdings auch hier wieder der ganze Strand mit kleinen, bröseligen Kunststoffteilen sowie Teilen von Fischernetzen und Schiffstauen kontaminiert.

Mit dem Programm „Adopt a highway litter control“ versucht Hawaii, die Straßenränder müllfrei zu halten. Hierüber können Vereine und Organisationen zwei Meilen Highway „adoptieren“ und sich um das Einsammeln des aus Fahrzeugen geworfenen Mülls kümmern. Im Gegenzug bekommen sie einen werbenden Schriftzug am Beginn des Straßenabschnittes. Und tatsächlich sehen wir ab und zu jemanden am Straßenrand Müll sammeln. Ein Lichtblick? Eine Idee auch für Deutschland? Kauais Wanderwege und Campingplätze machen ebenfalls einen recht sauberen Eindruck, zumindest landet der viele Müll in der Tonne und nicht in der Natur.

Die Natur ist der eigentliche Grund, warum es uns nach Kauai verschlagen hat. Die Garteninsel hat reihenweise spektakuläre Wanderungen und kilometerlange Strände parat. Den Norden und Osten der Insel haben wir in den vergangenen Tagen bereits erwandert und einige Kulissen und Gewächse aus „Jurassic Park“ oder „Avatar“ wiedererkannt. Uralte Akazien, teilweise überwuchert mit Farnen, Bromelien und Efeututen vermitteln den Eindruck, man sei ein Winzling und der Wald wäre tatsächlich für viel größere Geschöpfe als Menschen geschaffen. Doch wir treffen nur Eidechsen, Spinnen, Insekten, Frösche, Vögel und Spuren von Wildschweinen in „Normalgröße“.

In Küstennähe hingegen sichten wir regelmäßig Giganten – allerdings in einiger Entfernung. Zehntausend von ihnen sollen es sein, lesen wir auf einer Infotafel. Es geht um Buckelwale, welche sich in den Wintermonaten aus dem Nordpazifik hierher in die wärmeren Gewässer zurückziehen. Und wie auch schon auf Tahiti erblicken wir regelmäßig die ein oder andere Schildkröte, die zum Atmen auftaucht. Unter Wasser bietet sich uns jedoch ein trauriges Bild. Nur wenige lebendige Korallen entdecken wir – die Riffe in Strandnähe sind tot. Totgetrampelt von zu vielen Touristen? Zu hohe Wassertemperaturen im Sommer? Bisher ist uns die Ursache noch nicht klar, wir werden später noch dazu berichten.

Mit viel Glück können wir eine der vom Aussterben bedrohten Hawai’i-Mönchsrobben beim Jagen in der Lagune, nah am Strand, beobachten. Von ihnen gibt es schätzungsweise noch 1.300 Exemplare. Vor acht Jahren waren es noch knapp doppelt so viele. Genauso wie für Meeresschildkröten gibt es in Hawaii ein Gesetz, dass man sich den Tieren nicht mehr als 50 Fuß bzw. 15 Meter (bei Schildkröten 10 Fuß bzw. drei Meter) nähern darf, insbesondere wenn sie an am Strand ruhen. Theoretisch. Kaum hat eine Familie die im seichten Wasser befindliche Robbe entdeckt, stürmen deren drei Kinder mit Käschern „bewaffnet“ ins Wasser – angefeuert von ihren Eltern – und verjagen das seltene Tier. Es mag pessimistisch klingen, doch zukünftige Generationen werden Hawaii nur noch ohne Robben erleben.

Unsere erste von sieben Wochen Hawaii ist nun schon vergangen. Jetzt geht es in Kauais Bergwelt, in den Koke’e State Park und den Waimea Canyon. Nachts soll es bis zu 5 Grad kalt werden. Deutsche Verhältnisse, könnte man sagen…

Wir freuen uns auf einen Kommentar von dir!

Sende uns HIER dein Kommentar, den wir in Kürze freischalten.

Bisher gibt es keine Kommentare zu diesem Beitrag.

Aus Iaorana wird Aloha

‚Anini Beach Park, Kauai, 15.02.2022

Fast sechs Monate nachdem wir auf dem Flughafen Faa’a angekommen sind, ist dieser der Beginn unserer nächsten Reisestation: es geht mit Hawaiian Airlines nach Kauai. Doch vorher steht uns noch ein schwerer Schritt bevor – wir müssen Abschied von unserer Gastfamilie nehmen. Seit Ende Oktober haben wir bei den Boosies in Papara gewohnt, gemeinsam Geburtstage, Halloween, Allerheiligen, Weihnachten, Silvester und Neujahr gefeiert. Die Großfamilie, aus der Herenui stammt, hat uns herzlichst integriert, sich rührend um unser Wohlbefinden gesorgt und uns versorgt. Im November haben sie uns sogar zu ihren Verwandten auf die Australs vermittelt. Wir waren also praktisch zu Familienmitgliedern geworden, einschließlich des immer wiederkehrenden Adoptionsangebotes…

Da der Pazifik aber noch so viele weitere Schätze beherbergt, ist der Abschied jetzt dennoch nötig. In Französisch Polynesien sind in den vergangenen Wochen die Covid-Zahlen sprunghaft explodiert: lag die Inzidenz am 02.02.2022 noch bei 167, ist sie nun auf über 1.533 angestiegen. Auch in der Familie gibt es mehrere bestätigte Fälle bzw. Kontaktpersonen, sodass leider nicht alle Familienmitglieder zu unserer Verabschiedung am Flughafen kommen können. Facebook Messenger macht es jedoch möglich, dass sie zumindest digital dabei sind.

Mit Ukulele, Gesang, Bier von der Pickup-Ladefläche und „coliers de départ“ (Abschieds-Muschelketten) wird unsere Abreise begleitet. Zur Erinnerung gibt es noch eine kleine Fotosession, bevor wir – dekoriert mit über 3kg Muschelketten – schweren Herzens den Weg zur Passkontrolle antreten. Dass wir eines Tages hierher wiederkehren werden, steht fest!

Schon an der Sicherheitskontrolle merken wir, dass uns die polynesische Freundlichkeit und Herzlichkeit sehr fehlen wird. Ein amerikanischer Mitarbeiter gibt uns in rauem Ton Verhaltensanweisungen – das sind wir so gar nicht mehr gewöhnt…

Anschließend geht es mit dem Flieger über Nacht in fünfeinhalb Stunden nach Honolulu. Wenn überhaupt, ist das Flugzeug zu einem Fünftel gefüllt und wir haben viel Platz, uns lang zu machen. Spürbar schwer fällt uns die Kommunikation auf Englisch. Immer wieder beginnen wir unsere Sätze auf Französisch (und das soll uns noch eine ganze Weile so gehen), war dies doch nun für lange Zeit unsere Alltagssprache.

Der Flug führt uns vorbei an den Tuamotus und Kiritimati (auch als Christmas Island bekannt), ansonsten ist jedoch erst mit Big Island, der größten Insel Hawaiis, wieder Land in Sicht. In Honolulu steigen wir in einen Inlandsflieger nach Kauai um, wo wir die nächsten zwei Wochen mit dem Zelt unterwegs sind. Aus Iaorana wurde für uns über Nacht Aloha, so wie man sich auf Hawaii klassischer Weise begrüßt. In unseren Köpfen ist das noch nicht so ganz angekommen.

Ziemlich übermüdet von der Reise erledigen wir die ersten Einkäufe – Zelt, Campingkocher und Luftmatratzen brauchen wir in der nächsten Zeit. Von eigentlich acht Beach-Camping-Parks sind aktuell leider nur zwei geöffnet – ob Covid tatsächlich die wahre Begründung ist, wissen wir nicht. Um auf den Plätzen schlafen zu können, muss man pro Person für 3$ pro Nacht eine Erlaubnis online kaufen, was wir bereits im Voraus gemacht haben. Unseren Mietwagen haben wir leider nicht so günstig bekommen – der schlägt mit 84 Euro pro Tag (kleinste Kategorie) ein Loch in die Reisekasse.
Auf einen Mietwagen zu verzichten ist hier leider jedoch schwierig bis unmöglich. Die schönsten Wandergegenden der Insel erreicht man nur mit dem Auto.

Die erste Nacht frieren wir ordentlich, bereits am Abend fällt die Temperatur spürbar von ca. 25 auf 17 Grad, dazu weht ein kühler Wind. Das sind wir überhaupt nicht mehr gewöhnt, merken wir schnell. Deshalb muss am nächsten Tag noch ein Schlafsack her, unsere dünnen Reiseschlafsäcke reichen nicht aus. Das Meer ist ebenfalls deutlich kühler als in Französisch Polynesien. Es ist eben noch Winter, hier auf der Nordhalbkugel.

In den nächsten Tagen stehen ein paar Erkundungsfahrten und kürzere Strand- bzw. Küstenwanderungen an, bevor wir im Laufe der nächsten Woche auf die Campingplätze in den Bergen wechseln. Neben dem trockenen Waimea Canyon möchten wir dann auch in die Nähe des regenreichsten Ortes der Erde – dem Mount Wai’ale’ale – wandern, wo an 355 Tagen im Jahr und im jährlichen Mittel ca 12.000 mm Niederschlag fallen (zum Vergleich: in Erfurt fallen 539 mm an 170 Tagen). Dann wird unsere Ausrüstung vermutlich auf Regentauglichkeit getestet. Aloha!

Wir freuen uns auf einen Kommentar von dir!

Sende uns HIER dein Kommentar, den wir in Kürze freischalten.

Bisher gibt es keine Kommentare zu diesem Beitrag.

Es geht nach Hawai'i

Papara, Tahiti, 28.01.2022

Der nächste Abschnitt unserer Reise steht nun fest: Es geht auf die Nordhalbkugel – nach Hawai’i. Am 12. Februar bringt uns Hawaiian Airlines nach Kauai, auch Garden Island (Garten-Insel) genannt. Vielen von uns ist diese Insel unbewusst aus dem Kinofilm „Jurassic Park“ bekannt.

Neuland sind die Hawaiianischen Inseln für mich, Carina, nicht. Ich konnte sie bereits im März 2014 besuchen. Dennoch bin ich gespannt, was sich vor allem in Bezug auf den Umweltschutz getan hat.

zwei wollen meer strand sonnenuntergang klappstuhl strand hawaii
Sonnenuntergang auf Hawai'i

Damit heißt es nun langsam Abschied nehmen von Französisch-Polynesien, wo wir die vergangenen fünf Monate verbracht haben. Schmerzlicher Abschied von Menschen, deren Ehrlichkeit und Freundlichkeit uns jeden Tag aufs Neue überrascht haben, von ehemals Fremden, die nun echte Freunde geworden sind. Hingegen wird es ein einfacher Abschied von Tahiti mit seiner Konsumwelt, seinem Plastikwahn und der hier teilweise herrschenden Ignoranz gegenüber der Natur und dem Umweltschutz.

Abschied nehmen wir auch von den seichten Lagunen mit ihrem unglaublich türkisblauem Wasser. Hawai’i, was im Gegensatz zu Französisch-Polynesien erdgeschichtlich jünger ist, ist umgeben von tiefblauem Ozean, ohne Lagune und schützende Korallenriffe. Es erwarten uns dafür Nationalparks, ein fast unendliches Wanderwegenetz, aktive Vulkane und über 4.000m hohe, schneebedeckte Berge.

Doch bevor es losgeht, genießen wir noch zwei Wochen lang den Aufenthalt bei unserer Gastfamilie Boosie in Papara auf Tahiti. Ob wir so schnell wieder in den Genuss kommen, in 1A-Lage am Strand zu wohnen und täglich den Sonnenuntergang zu beobachten? Für Hawai’i gibt es jedenfalls noch allerlei Planungsbedarf: Camplätze, Unterkünfte, Nationalparkgenehmigungen und Mietwagen wollen reserviert werden…

Wir freuen uns auf einen Kommentar von dir!

Sende uns HIER dein Kommentar, den wir in Kürze freischalten.

Bisher gibt es keine Kommentare zu diesem Beitrag.

Ein paar Informationen zu Hawai'i

Der 50. Bundesstaat der USA, auch Aloha-State genannt, besteht aus insgesamt 137 Inseln, von denen gerade einmal acht bewohnt sind. Im Gegensatz zu Französisch Polynesien liegt Hawai’i zwar ebenfalls im Pazifik, jedoch auf der Nordhalbkugel.

Alle Inseln sind vulkanischen Ursprungs, wobei nur noch auf Big Island (‚die große Insel‘) aktiver Vulkanismus herrscht. Die beiden über 4.000m hohen Vulkankrater gelten sogar als höchste Berge der Erde, wenn man sie von ihrem Fuße am Meeresgrund auf über 5.000m Tiefe misst.

 

Wo liegt Hawai'i?

Besiedelt wurde Hawai’i aus Richtung des heutigen Französisch Polynesiens und ist somit Teil des polynesischen Dreiecks. Im 18. Jahrhundert hat James Cook mit seiner Ankunft auf Hawai’i die erste dokumentierte Beziehung mit Europa hergestellt. Danach waren die Inseln noch einige Zeit ein eigenständiges Königreich, bevor die USA es Ende des 19. Jahrhunderts annektierten. Seit 1959 ist Hawai’i offiziell der 50. Bundesstaat der USA, jedoch bestehen nach wie vor Unabhängigkeitsbestrebungen seitens polynesischer Nachfahren. Detailliertere Informationen über die Hawaiianische Geschichte gibt es bei Wikipedia.
 
Im Gegensatz zum Tahitianischen, was heute wieder Pflichtfach ist und von über der Hälfte der Einwohner Französisch Polynesiens gesprochen wird, handelt es sich beim Hawaiianischen um eine bedrohte Sprache, da sie immer mehr vom Englischen verdrängt wurde und wird. Nur wenige Worte kommen im amerikanischen Alltag auf Hawai’i vor, wie Aloha (Begrüßungs- und Verabschiedungsformel, gleichzeitig „Liebe“), Mahalo („Danke“), ‚Ohana („Familie“) oder Keiki („Kind“).
 
Besser geschützt als die Sprache scheint zumindest die Natur auf den Hawaiianischen Inseln zu sein: Es gibt zwei Nationalparks sowie 50 State Parks, welche einen vergleichbaren Status mit den deutschen Natur- und Landschaftsschutzgebieten haben. Zahlreiche seltene Meerestiere leben in den Gewässern rund um die Insel – Haie, Delfine, Wale, Rochen, Schildkröten und die vom Aussterben bedrohte Hawaiianische Mönchsrobbe. Trotz bestehender Schutzprogramme schrumpft die Population dieser Robben jedoch immer weiter.