Zwei Wollen Meer

Fiji

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Kurs auf Vanuatu!

Pazifik vor Fiji, 30.06.2022

Leinen los – wir legen ab nach Vanuatu! Lange haben wir gebangt, ob der pazifische Inselstaat überhaupt noch rechtzeitig öffnen wird. Und nun haben wir sogar die Erlaubnis, direkt nach Tanna zu segeln. Tanna ist spätestens seit dem gleichnamigen Kinofilm wohl die bekannteste Insel von Vanuatu, besitzt sie doch einen der am leichtesten zugänglichen, aktiven Vulkane der Welt: den Mount Yasur.

Ungefähr vier Tage werden wir nun unterwegs sein, die Windvorhersage ist gut. Die ca. 500 Seemeilen (über 900km) nach Tanna werden wir daher voraussichtlich zum großen Teil segeln können. Die Crew wechselt sich dabei mit den Wachen ab – alle acht Stunden ist man für zwei Stunden verantwortlich, das Schiff, das Meer und das Wetter zu beobachten. Kommt uns ein anderes Schiff entgegen? Wird der Wind stärker und muss eventuell das Segel gerefft werden? Und das natürlich tags wie nachts.

Hier noch eine kurze Übersicht unseres absolvierten Segeltörns in Fiji – 1.250 Seemeilen, d.h. über 2.300km haben wir zurückgelegt. Vielen Dank an die Schule von Cakova, die diese niedliche Karte gemalt hat!

Unser Fiji-Törn

Gern könnt ihr euch während unserer Überfahrt im Blog von unserem Skipper Martin mit Infos über unseren Reisefortschritt versorgen.

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Es geht zurück nach Denarau

Denarau, Viti Levu, Fiji, 25.06.2022

Von der Kadavu-Inselgruppe geht es in großen Schritten zurück nach Viti Levu, zur Hauptinsel Fijis. Eine längere Tagesetappe führt uns zunächst nach Beqa mit ihrer kleinen Schwester Yanutha. Der Wind frischt auf und wir rasen mit durschnittlich 6,5 Knoten (in der Spitze 11,4 Knoten) bis zum Ziel, wo wir in der geschützten Malumu-Bucht das aufgezogene Regenwetter überdauern. Viti Levu ist nun schon sichtbar, wenn auch teilweise in den Wolken versteckt. Bekannt ist die Insel Beqa vor allem auf Grund ihres Shark Reef Marine Reserve, ein Meeresschutzgebiet mit u. a. acht Haiarten. Tourismus und Naturforschung finden hier parallel statt – bei atemberaubenden Haifütterungen auf 15 und 30m Tiefe. Das Dorf Galoa, in dessen Besitz das Riff ist, hat 2004 zugestimmt, das Fischen hier einzustellen. Dafür erhält es einen monetären Ausgleich, der durch den Tauchtourismus finanziert wird.

Wir bleiben jedoch oberhalb der Wasseroberfläche und kümmern uns um den Müll, der in der Malumu-Bucht treibt. Der ist offenbar mit dem Regen von Land hierher gespült worden und treibt in einem Teppich aus Mangrovenblättern und -samen umher. SUP und Kajak kommen zum Einsatz, um Flaschen, Plastiktüten, Snackverpackungen, Schuhe, Synthetik-Windeln, Magarinedosen, Strohhalme, Plastikbesteck uvm. aus dem Wasser zu fischen.

Am Eingang der Malumu-Bucht statten wir am nächsten Morgen dem Lalati Resort einen Besuch ab – die ganze Anlage beginnt gerade, aus einem Dornröschenschlaf aufzuwachen. Nach der Corona-Zwangspause haben die Mitarbeiter allerlei zu tun – Bungalows wollen stellenweise renoviert und der Garten wieder auf Vordermann gebracht werden. Aber alles gemach in Fiji Time.

Nach einer Zwischenübernachtung vor Yanutha, der Nachbarinsel Beqas, nehmen wir Kurs auf Viti Levu. 50 Seemeilen liegen vor uns, nochmals eine lange Tagesetappe. Unterwegs gesellen sich Delfine an den Bug von Vava-U und begleiten uns ein Stück des Weges. Es sind Schlankdelfine, erkennbar an ihren Flecken und der weißen Nasenspitze. In einiger Entfernung tauchen gleichzeitig weitere Meeressäuger auf. Gemäß ihrer Rückenflossen sind es Kleine Schwertwale oder Breitschnabeldelfine – eindeutig bestimmen können wir sie nicht.

Wir passieren Sigatoka und den dort befindlichen Sanddünen-Nationalpark, den wir im April besucht hatten. Wenig später ist schon unser Tagesziel in Sichtweite: Likuri Island, ein kleines Inselchen, geschützt vom Riff. Zu Beginn unserer Fiji-Reise waren wir schon einmal hier – um die notwendige dreitägige Quarantäne zu verbringen. Das ist nun schon fast drei Monate her und das kleine Resort hat sich mittlerweile herausgeputzt. Noch einmal besuchen wir den Show-Abend mit Lovo (Essen aus dem Erdofen), Tanz, Musik, Feuer und Kava.

Einen letzten Zwischenstopp gönnen wir uns vor Malolo Lailai. Im Malolo Barrier Reef genießen wir ein zweites Mal bei Sonnenuntergang die Cloud9, eine schwimmende Bar. In der Musket Cove, wo wir Mitte April ebenfalls schon geankert hatten, überrumpelt uns der Tourismus geradezu. Sechs Wochen ist es her, dass wir in Savu Savu abgelegt sind – in der Zwischenzeit haben wir höchstens ein Duzend anderer Segelschiffe gesehen. Hier liegen nun über 30 Schiffe an der Boje und vor Anker, hinzu kommen Fähren, Ausflugsboote und Dinghys, die Wellen und Lärm in die von Natur aus ruhige Bucht bringen. Mehrere große Resorts verteilen sich auf Malolo Lailai Island und locken püntklich zum australischen Ferienbeginn zahlreiche Urlauber.

Nur noch 12 Seemeilen trennen uns jetzt von Denarau, dem Hafen, von dem wir vor zehn Wochen mit Franzi und Daniel abgelegt sind. Rund 1.250 Seemeilen, d. h. über 2.300km, haben wir mit Vava-U auf unserem Törn durch Fiji zurückgelegt, einen Großteil davon nur mit dem Wind. Dabei haben wir ein Land kennengelernt, was geprägt ist von Fröhlichkeit, Gelassenheit und Gastfreundschaft, von abgelegenen Inseln, langen Stränden und einer unglaublichen Unterwasserwelt. Gleichzeitig ist die Natur stellenweise von einer unendlichen Müllflut bedroht, wie wir sie zuvor im Pazifik nicht erlebt haben. Wir mussten erfahren, dass Fangverbote für Riesenmuscheln, Meeresschildkröten, Barsche, Seegurken und andere seltene Meereslebewesen auf dem Papier zwar existieren, in der Realität aber kaum beachtet werden. Und so hinterlässt Fiji ein zweigeteiltes Bild in unseren Köpfen.

Die folgenden fünf Tage werden wir in Denarau nutzen, um uns auf die Überfahrt nach Vanuatu vorzubereiten: Einkaufen, Tanken, Papiere ausfüllen, Corona-Test „bestehen“ und Vava-U putzen – volles Programm also! Vanuatu, der westliche Nachbarstaat von Fiji, ist ca. 1.000km entfernt und öffnet zum 1. Juli endlich wieder seine Grenzen, nachdem er wegen der Corona-Pandemie über zwei Jahre keine Einreise erlaubte. Wenn das Wetter passt, segeln wir am 30. Juni Richtung Efaté oder Tanna los…

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Majestätische, magische Mantas

Ono, Kadavu-Inselgruppe, Fiji, 18.06.2022

Alle guten Dinge sind drei – und so haben wir auf unserer Reise nun zum dritten Mal das Glück – nach Maupiti und Big Island – Mantarochen zu beobachten. Kadavu ist bekannt dafür, dass zwischen Mai und Oktober zahlreiche Mantas hier logieren. Die über 50km lange Insel liegt ca. 100km südlich von Fijis Hauptinsel Viti Levu und verfügt über viele kleine Nachbarinseln mit einigen Luxusresorts und wunderbaren Schnorchel- und Tauchspots.

Das Great Astrolabe Reef, eines der größten Barriereriffe der Welt, verläuft vom Süden Kadavus bis nach Nordosten, wo es die kleineren Nachbarinseln ebenfalls vor dem starken Schwell des Ozeans schützt. Das Riff dient zahlreichen größeren Fischarten wie Haien und Thunfischen als Brutstätte, da es Kanäle aus der Tiefsee mit den seichten Lagunengewässern verbindet. Und auch den Mantas bieten die Pässe und Kanäle des Astrolabe-Riffs ausreichend Nahrung.

Im Stick Bomby Reef, einem Lagunenriff nahe Kadavu, am Inselchen Vurolevu, befindet sich eine sog. Putzerstation. Hier kann man neben zahlreichen tropischen Fischen und Weißspitzenriffhaien während der Flut Mantarochen beobachten, welche sich von den hier lebenden Putzerfischen reinigen lassen. Dann reicht der Wasserstand aus, dass die großen Meeresbewohner entspannt über den Putzerfelsen schweben können.

Bevor wir jedoch ins Wasser springen können, führt uns der Weg ins Dorf von Buliya. Denn hier lebt Tony, der Chief des Dorfes, zu welchem auch Vurolevu zählt. Wie immer bringen wir für das traditionelle Sevu Sevu ein Bündel Kavawurzeln mit. Tony zeigt uns das Dorf, was recht modern und ordentlich erscheint. Die Häuser sind hauptsächlich gemauert und es gibt Strom durch Solar und Generator. Die geschäftigen Frauen klopfen Tapa, binden Besen aus Kokosblattadern, flechten Schraubenbaum und kümmern sich um die Jüngsten des Dorfes. Sogar ein kleines Geschäft gibt es hier, sodass wir unseren Vorrat etwas aufstocken können.

Mit dem Abhalten unseres Sevu Sevus dürfen wir nun auch Abtauchen und ankern Vava-U vor Vurolevu. Die Männer des Dorfes hatten uns schon bestätigt, dass sie da sind – die Mantas. Doch die See ist rau, trotz des schützenden Astrolabe-Riffs ist die Lagune wellig und aufgewirbelt. Schuld ist ein Tiefdruckgebiet über Neuseeland, was uns Wind und hohe Wellen schickt. Hinzu kommt die King’s Tide, die durch den Vollmond verstärkten Gezeiten.

Trotzdem haben wir Glück: Als wir vom Dinghy in das unruhige Wasser springen, weist uns Skipper Martin den Weg zur Putzerstation, an die er sich noch von letztem Jahr erinnert. Im aufgewirbelten Wasser ist die Sicht recht schlecht (daher auch die schlechte Fotoqualität) und umso erstaunlicher und beeindruckender ist der Moment, in dem die Augen erkennen, was da großes, dunkles vor einem umher schwebt: es sind gleich mehrere Mantas da, knapp vier Meter misst die Spannweite des größten von ihnen.

Zahlreiche Putzerfische schwimmen an und in den Mäulern und Kiemenreusen der Meeresriesen herum und entfernen Parasiten und andere störende Partikel. Die Mantas kreisen gemächlich ihre Runden um die Putzerstation, mal ist es einer, mal sind es gleich drei. Und jeder von ihnen ist individuell gezeichnet. Der Bauch jedes Mantas ist wie ein Fingerabdruck, mit einem persönlichen Muster aus schwarzen bzw. weißen Flecken. Weitere Merkmale, wie Größe, Narben, fehlender Schwanz, Knick in der Flosse oder das Rückenmuster machen sie für uns recht einfach unterscheidbar. Und auch das Verhalten unterscheidet sich sehr: während sich manch einer kaum durch unsere Anwesenheit gestört zeigt und nah ans uns vorbei schwebt, sind andere zunächst misstrauisch und drehen frühzeitig ab. Es heißt also, sich ruhig zu verhalten und auf der Wasseroberfläche zu treiben, ohne zu strampeln. Gar nicht so einfach, bei dem Seegang.
 

Als wir die Aufmerksamkeit abwenden, um einen Weißspitzenriffhai zu beobachten, taucht einer der größeren Mantas plötzlich direkt unter uns durch und mir stockt kurz der Atem. Es ist Pancake, so heißt die Dame, erfahren wir später. Ob sie uns bewusst erschrecken wollte, fragen wir uns lachend? Möglich ist es, denn Mantas haben das größte Gehirn aller Fische, das Verhältnis Gehirn zu Körpergröße entspricht sogar jenem eines Schimpansen.

An insgesamt drei Tagen besuchen wir die Putzerstation zur morgendlichen Flut und mindestens sieben verschiedene Mantas können wir dabei beobachten. Außerdem treffen wir Schnorchler vom nahegelegenen Kokomo-Luxusresort, wo sich eine Forschungsstation für Mantas befindet. Diese arbeitet mit Mantatrust zusammen, eine Organisation die sich weltweit um die Erfassung und die Erforschung der seltenen Meerestiere kümmert. Zu diesem Zwecke sammelt Mantatrust auch jederzeit Fotos von den Mantarochen, um ihre Entwicklung und Bewegung zu verfolgen. Bei den Mantas, die wir in den drei Tagen beobachten, handelt es sich um Kontiki, Ma, Violetta, Pancake, Butter, Wonka und Olena, teilt uns Manta Trust nach Einsenden der Fotos mit. Bei allen handelt es sich um Riffmantas, die man meist an ihrer V-förmigen Färbung auf dem Rücken erkennt.

Was ist außerdem typisch für Mantas, die noch relativ unerforscht sind?

  • Wegen ihrer zwei Kopfflossen, womit sie sich Plankton ins Maul fächern können, nennt man sie auch Teufelsrochen.
  • Sie sind jedoch völlig ungefährlich und besitzen im Gegensatz zu anderen Rochen keinen Giftstachel am Schwanz.
  • Sie gehören zusammen mit den Haien zu den Knorpelfischen und müssen wie Haie auch dauerhaft in Bewegung sein, um atmen zu können.
  • Mantas ernähren sich von Plankton, also Kleinstlebewesen, die sie mit Hilfe ihrer Kiemenreusen aus dem Meerwasser filtern.
  • Sie sind auf Grund von Überfischung und Hype in der chinesischen Medizin weltweit stark bedroht.
  • Die Weibchen brüten ihre Eier im Körper aus und gebären nur alle zwei bis drei Jahre ein einzelnes Junges (nach ungefähr einem Jahr Trächtigkeit),  was bei Geburt bereits ca. 1,5m breit und komplett selbstständig ist.
  • Die Tiere werden bis zu 40 Jahre alt.
  • Ihre Feinde sind große Haiarten (Bullen-, Tiger- und weißer Hai) sowie Orcas. Und natürlich allen voran der Mensch.

Wer noch mehr über Mantas erfahren will, findet auf mantatrust.org weitere Informationen.

Unser Skipper Martin hat einige der Momente per Video festgehalten. Schaut euch folgendes Video von Pancake an, wo ihr Bauch und Rücken von Lippfischen gereinigt wird. Deutlich zu sehen sind ihre zwei Kopfflossen. Außerdem begleiten sie Schiffshalterfische am Bauch:

Beim nächsten Video schwebt Butter, ein großes Männchen, an uns vorbei:

Im folgenden Video präsentiert sich das große Männchen Butter zunächst seinen Bauch. Hier sieht man auch seine zwei Klaspern, die Geschlechtsorgane. Anschließend schwimmen Wonka (das kleine schwarze Männchen mit dem geknickten Schwanz) und Pancake (das Weibchen ohne Schwanz) durchs Bild:

Und hier zeigt uns Pancake ihren Bauch, begleitet von Schiffshalterfischen.

Neben den Schnorchelgängen bei den Mantas genießen wir den Strand von Vurolevu. Wir befreien ihn von allerlei Plastikmüll und können außerdem auf Grund des Vollmondes ein nicht alltägliches Ereignis beobachten: Die King’s Tide führt zu besonders hohem Hochwasser („Flut“) und besonders tiefem Niedrigwasser („Ebbe“). Durch letzteres fallen zahlreiche Korallen trocken, für welche die direkte Sonneneinstrahlung oft tödlich ist: Die in den Korallenpolypen wohnenden Photosynthesealgen sterben ab, was zur Bleiche der Koralle führt. Hiervon kann sie sich nur bei sehr guten Bedingungen wieder erholen – vorausgesetzt es siedeln sich wieder Photosynthesealgen an (zu diesem Thema hatten wir bereits am 27.04.2022 berichtet).

Nach diesem herrlichen Manta-Erlebnis machen wir uns nun auf Richtung Beqa. Die Insel liegt nur wenige Kilometer südlich von Viti Levu, Fijis Hauptinsel. Sie ist weltberühmt für das Shark Reef Meeresschutzgebiet, in dem verschiedenen Haiarten heimisch sind und Taucher ihnen hautnah kommen können.

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Moala - eine vulkanische Inselgruppe

Buliya, Kadavu, Fiji, 15.06.2022

Die aus drei Inseln bestehende Moala-Gruppe liegt ca. 180km westlich von Namuka-i-Lau. Während Totoya (nein, nicht Toyota, sondern Totoya) rein nüchtern betrachtet noch zum Heute zählt, befinden sich Matuku und Moala im Morgen, denn der Antimeridian verläuft mitten durch die Inselgruppe.

Am Nachmittag setzen wir in Namuka-i-Lau die Segel Richtung Matuku, die Fahrt wird mindestens 20 Stunden dauern. Der Wind ist zunächst noch auf unserer Seite, schläft jedoch mit der Dunkelheit immer mehr ein. Als wir versuchen, die Segel zu trimmen, um den schwachen achterlichen Wind („Rückenwind“) maximal zu nutzen, gibt es einen kurzen Knall und das Großsegel rauscht den Mast herunter. Das Großfall – jenes Seil, womit man das Segel am Mast hochzieht und fixiert – ist am Masttop gerissen. Und das in der Dunkelheit. Zum Reparieren muss man auf den Mast hoch, was wir auf den nächsten Ankerplatz vertagen.

Letztlich müssen wir den Motor nutzen, um Matuku zu erreichen. Kurz nach Sonnenaufgang passieren wir den Antimeridian, den 180. Längengrad – die theoretische Grenze zwischen heute und morgen (siehe auch unser Beitrag vom 29. Mai 2022). Fast gleichzeitig beißt ein kleiner Bonito an der Angel an. Eigentlich gehört er zurück ins Meer, da er noch nicht ausgewachsen ist. Denn zur nachhaltigen Fischerei gehört, Fische erst dann zu entnehmen, wenn sie sich bereits fortpflanzen konnten. Doch der Fisch ist durch die Köderhaken zu schwer am Kopf verletzt und landet daher doch in unserer Küche. Um zu verhindern, dass man zu kleine Fische angelt, ist vor allem die Wahl der Ködergröße entscheidend. Ist der Köder jedoch zu groß, besteht die Gefahr, dass zu große Fische anbeißen, welche man überhaupt nicht aus dem Wasser gezogen bekommt – so wie es uns vor Moorea mit dem blauen Marlin passiert ist.

In diesem Zusammenhang möchten wir für den nachhaltigen Fischeinkauf Zuhause den kostenlosen WWF-Fischratgeber als App empfehlen.

Kurz vor Mittag erreichen wir Matuku. Da wir den Großteil unter Motor fahren mussten, sind wir früh dran. Der Ankerplatz in der Lagune ist von herrlichen Blautönen umgeben. Nach dem Sevu Sevu im naheliegenden Dorf Makadru bekommen wir wie so oft eine Dorfführung, besichtigen die Schule, ein Gewächshaus und die Kirche.

Das Gewächshaus wurde im Rahmen der Pacific Island Forest Restoration Initiative errichtet, die u. a. von den USA gefördert wird. Ziel ist, heimische Baumarten wieder anzusiedeln. Viele Inseln Fijis sind großflächig baumlos, da häufig für die Landwirtschaft brandgerodet wird. Austrocknung und Bodenerosion sowie Verlust von Biodiversität sind die Folgen. Dies fiel uns vor allem auf den Yasawa-Inseln auf, wo oft kein Baum, sondern nur noch Grassteppe zu sehen ist. Im hiesigen Gewächshaus kümmern jedoch einige Pflanzen vor sich hin und die Anzucht von Bäumen wurde offenbar mittlerweile schon durch Gemüsepflanzen ersetzt. Die Frauen würden sich kümmern, sagt unser Dorfguide. Und tatsächlich sieht man im Dorf verteilt einige frisch gepflanzte Bäume. Ein grundsätzlich erfolgversprechendes Projekt, was jedoch durch mangelnde Langzeitbetreuung möglicher Weise leider im Sande verläuft.

Und auch in Makadru liegen wieder Batterien, Schildkrötenpanzerreste und Schalen der bedrohten Riesenmuschel am Strand. Letztere sehen wir beim Schnorcheln nur noch extrem selten, obwohl es in Fiji verboten ist, sie zu fischen. Daran hält sich nur niemand, stellen wir fest. Immerhin verfügt das Dorf an vielen Stellen über Mülleimer, vor allem in der Schule. Das hält zahlreiche Snackverpackungen dennoch nicht davon ab, in der Landschaft herum zu fliegen.

Die Bewohner des Dorfes sind uns gegenüber sehr aufgeschlossen und freundlich. Ob wir Lebensmittel bräuchten, erkundigen sich Taka und Inea, ein Paar mit drei Kindern. Sie wollen für uns am nächsten Tag etwas Obst und Gemüse ernten. Erstmalig bekommen wir hier auch Besuch an Bord: am ersten Abend bringen uns zwei Männer fertig zubereiteten Fisch, Taro und Schweinefleisch. Im Nachbardorf ist eine Trauerfeier und es gibt eine Menge zu essen. Am zweiten Tag bringt Inea die Obst- und Gemüselieferung per Boot: Taro, Maniok, Bananen, Zuckerrohr und Papaya. Die vier Männer, welche gerade auf dem Weg zum Fischen sind, freuen sich über eine Führung auf Vava-U, ein Bierchen und Nudeln mit Tomatensoße.

Es geht weiter Richtung Norden nach Moala. Wie Totoya und Matuku ist auch sie vulkanischen Ursprungs, was man der Inselsilhouette mit etwas Phantasie ansehen kann. Nach sieben Stunden entspanntem Sonntagssegeln sind wir in der Bucht von Cakova angekommen. Das kleine Dorf hat sein Einkommen vor allem auf Grund des hier gut wachsenden Kavas. Moala ist sehr regenreich und die mit Pfeffer verwandte Pflanze liebt Feuchtigkeit.

Kurz nach Ankunft bekommen wir Besuch – der Dorfverantwortliche kommt mit seiner Familie zu Besuch. Seinen beiden Enkeln macht es großen Spaß, Vava-U zu erkunden. Am nächsten Morgen fahren wir ins Dorf und werden von Boni und Mela empfangen. Mela ist Krankenschwester und verantwortlich für die kleine Krankenstation hier im Dorf. Sie führt uns zum Chief, wo wir wie immer im Rahmen des Sevu Sevu Kavawurzeln als Geschenk abliefern. Hier, wo die berauschende Pflanze so gut wächst, ist es eher ein symbolisches Mitbringsel.

Bei dem anschließenden Rundgang besuchen wir Melas Arbeitsplatz und die Schule. Zudem schauen wir den Männern des Dorfes bei der Verarbeitung der Kavapflanzen zu. Ganz nebenbei berichtet Mela, dass ihr Bruder seit einiger Zeit in Deutschland lebe. Er habe an seinem Arbeitsplatz in einem Resort eine Deutsche kennengelernt, die Cornelia heiße und die beiden seien nun ein Paar. Wir verbinden uns mit Mela bei Facebook und wie es der Zufall so will, ist Cornelia eine ehemalige Arbeitskollegin einer Reiterfreundin von mir (Carina). Wie klein die Welt doch ist, müssen Mela und ich lachen.

Am Abend sind wir in die Kavarunde eines Dorfbewohners eingeladen. Mela kommt auch dazu und bringt ihre vier Kinder sowie ihre Mutter mit, welche für uns Salusalu, wie man hier in Fiji Blumenketten nennt, gefertigt hat. Außerdem lieben es die Fidschianer, Besucher und sich selbst auch mit Puder im Gesicht zu dekorieren. Wir bekommen also das volle Programm 😉 Etwas ungewöhnlich: Die sonst eher stille Kavarunde wird von den anwesenden Frauen mit Musik, Gesang und Tanz aufgelockert.

Einer der jungen Männer des Dorfes hat für uns einen Beutel voll Trinkkokosnüsse vorbereitet, die unseren langsam zur Neige gehenden Lebensmittelvorrat an Bord kurzfristig etwas auffüllen. Denn der letzte größere Einkauf – auf Taveuni – ist nun schon fast einen Monat her und zumindest die frischen Lebensmittel sind bald aufgebraucht. Ein paar Eier, etwas Käse, Bananen, ein Kürbis, Süßkartoffeln, Taro, Maniok, Kartoffeln, Zuckerrohr sowie ein paar selbst gesammelte Grapefruits werden die Bordküche der nächsten zehn Tage prägen. Dann wollen wir wieder in Denarau sein, dem Start unserer Segelreise vor zwei Monaten. Von dort aus wollen wir Ende Juni nach Vanuatu aufbrechen – zumindest aktuell stehen die Zeichen auf grün, dass ab 1. Juli wieder in den Inselstaat eingereist werden darf.

Wir verabschieden uns in Cakova mit ein paar kleinen Geschenken und einem laminierten Foto für die Schule. Sota tale, auf dass wir uns vielleicht mal Wiedersehen, Mela. Mit achterlichem Wind, Rückenwind würde der Laie sagen, lichten wir den Anker und segeln auf dem Weg nach Denarau zunächst weiter bis Kadavu. Hier hoffen wir, ganz besondere Meereslebewesen antreffen zu können, die zu Unrecht „verteufelt“ werden. Der Vollmond beleuchtet uns den Weg während der nächtlichen Fahrt zur 170 km entfernen Insel Buliya. Und der Pazifik zeigt sich – wie von seinem Namensgeber Magellan einst empfunden – friedlich. Zwar rollen teilweise über drei Meter hohe Wellen an, diese sind jedoch so langgestreckt, dass sie uns sanft auf- und abschaukeln.

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Die abgelegene Lau-Inselgruppe

Matuku, Moala-Inseln, Fiji, 10.06.2022

Vom Atoll Wailagilala bringt uns der Wind knapp 60km nach Süden, wo die Lau-Inselgruppe von Fiji beginnt. Vanua Balavu, eine recht große, aber zerklüftete Insel mit Flugplatz und ca. 1.200 Einwohnern ist bekannt für ihre Geologie: im Nordwesten der Insel schauen zahlreiche Kalksteinfelsen aus dem Meer. Der Qilaqila Bucht, auch Bay of Islands (Bucht der Inseln) genannt, geben die vielen kleinen und großen Felsen ihren Beinamen.

Doch zunächst ankern wir in der Bavatu Harbour Bucht, wo uns eine Holztreppe mit 271 Stufen hinauf zu einer Siedlung führt. Hier hat der Australier Tony Philip eine Farm angelegt, auf welcher Enten, Hühner, Schweine, Schafe, Rinder und Pferde gezüchtet werden. Gleichzeitig haben Einheimische hierdurch einen festen Job und eine gute Behausung erhalten.

Im Sometimes-Store, dem Manchmal-Laden, kann man mit etwas Glück Farmprodukte kaufen. Wir haben Pech – der Laden hat zu und die Mitarbeiter wollen gerade mit dem Boot zum Einkaufen ins Dorf fahren. Wir sollen am Folgetag wiederkommen, eventuell haben sie dann etwas Fleisch für uns. Wir dürfen uns dennoch auf dem Farmgelände bewegen und zu einem Aussichtspunkt auf die Bay of Islands wandern. Wir queren die Weiden der Tiere, welche uns skeptisch beäugen. Es gibt Mauern und Zäune, doch die Landschaft ist so weitläufig, dass alle Tiere ausreichend Bewegung und Freiraum haben. Lediglich die Schweine befinden sich in einem separaten Gehege. Die Pferde würden nur aus Freude gehalten, berichtet uns Kali, einer der Mitarbeiter. Alle anderen Tiere seien für die Fleisch- bzw. Eierproduktion da.

Tatsächlich bringen uns die Männer am Folgetag eine Überraschung ans Schiff: eine Lammkeule sowie Lammnacken überreichen sie uns – und wollen kein Geld dafür. Wir bedanken uns jedoch mit Kavawurzeln und Nudeln für das Geschenk. Beim anschließenden Landgang bekommen wir außerdem noch Trinkkokosnüsse, einen Sauersack und einen Salu Salu, wie Blumenketten in Fiji genannt werden. Der Salu Salu besteht in diesem Fall aus Ranken der Vono-Pflanze, welche herrlich duften und uns an Waldmeister erinnern. Dass beim Ernten der Kokosnüsse eine Schlange vom Baum fällt, überrascht nicht nur uns, sondern auch die Einheimischen. Die pazifische Baumboa, wie wir später im Internet lesen, ist für Menschen ungefährlich und nachtaktiv. Wir haben sie also wirklich sehr unsanft geweckt.

Es folgen drei sehr entspannte Tage in der Bay of Islands, wo wir geschützt zwischen Felsformationen ankern. Einer der Felsen wird wegen seiner Form Wikinger genannt (er ähnelt einem solchen Helm), einen anderen taufen wir selbst Schildkrötenfelsen. Unter Wasser eröffnet sich uns eine fantastische Schnorchelwelt, wenn auch bei ziemlich trübem Wasser. Wir sehen allerlei Korallen, Drückerfische, Blaupunkt- und graue Stechrochen, Snapper und neben der häufiger vorkommenden, grünen Meeresschildkröte auch endlich die seltene, vom Aussterben bedrohte echte Karettschildkröte. Mit Kayak und Standup-Paddle-Board erkunden wir auch die weitere Umgebung, welche tatsächlich paradiesisch anmutet. Zum ersten Mal seit Taveuni begegnen uns andere Segler – insgesamt drei Schiffe an der Zahl.

Bei einem Besuch auf Adavaci, einer kleinen Privatinsel nahe der Bay of Islands, treffen wir ein fidschianisches Pärchen, welches die Insel für den Eigentümer hütet. Die beiden produzieren Kokosöl und wir freuen uns, eine Flasche kaufen zu können, Trinkkokosnüsse zur Erfrischung inklusive. Und etwas macht die Insel außerdem noch aus: zum ersten Mal seit Hawai’i finden wir einen müllfreien Strand vor – was für eine Wohltat!

Der Wind bringt uns nun weiter nach Lakeba, der Verwaltungsinsel der Lau-Gruppe. 166km und 15 Stunden dauert die Reise. Da Martin den Ankerplatz kennt, ist es OK, dass wir erst im Dunkeln ankommen. Ansonsten wäre das wohl eher eine gewagte Sache.
Im Hauptort Tubou leben ca. 2.000 Menschen, es gibt einen Fähranleger, vier kleine Einkaufsläden, einen Bäcker, einen Funkmast, ein paar LKWs und eine Post. Auf dem kleinen Wochenmarkt nutzen wir die Möglichkeit, unsere Vorräte etwas aufzufüllen. Süßkartoffeln, Pak Choi, Chilis und Papayas. Im Ort und am Strand wird deutlich, dass die Fähre zwar viele Waren herbringt, aber den Verpackungsmüll nicht wieder mitnimmt. Müll wird entweder verbrannt oder einfach an Ort und Stelle fallen gelassen.

Mit zunächst passendem Wind reisen wir weiter Richtung Süden – Komo ist das Ziel. Doch der Wind dreht und wir müssen eine Zwischenstation nach 40 Seemeilen in Oneata, östlich von Lakeba, einlegen. Am Abend stellen wir fest, dass der Wind frischer, das Meer kühler und die Tage nochmals kürzer geworden sind. Es ist Winter auf der Südhalbkugel, die Sonne zeigt sich erst um 06:45 Uhr und verschwindet 17:30 Uhr schon wieder.

Ausreichend Wind bringt uns am folgenden Vormittag nach Komo, einer 2,5km langen und 700m breiten Insel mit einer Schule, einem Dorf und einer Quelle. Neben jeder Menge Müll finden wir am Strand das Gehäuse eines Nautilus, auch Perlboot genannt. Diese spezielle, sehr alte und sehr seltene Art einer Sepia lebt in tieferen Gewässern. Die Vorfahren des heutigen Nautilus gab es auf der Erde schon lange vor den Dinosauriern. Seine Behausung ähnelt einem Schneckenhaus und besteht aus mehreren Kammern, welche der Nautilus unterschiedlich stark mit Gas und Wasser füllen und dadurch navigieren kann. Sein Gehäuse ist auch der Grund, warum der Nautilus stark bedroht ist: noch bis vor Kurzem importierte allein die USA Millionen Nautilusbehausungen für Schmuck und Dekozwecke. Seit 2016 steht der Nautilus unter Schutz und der Handel ist weltweit verboten. Das hält die Fidschianer dennoch nicht davon ab, Nautilushäuser als Souvenir an Touristen zu verkaufen.

Im Dorf von Komo bekommen wir nach der traditionellen Sevu Sevu Zeremonie eine Führung durch die etwas mehr als 100 Bewohner zählende Siedlung. Das Dorf erscheint verhältnismäßig wohlhabend. Grund hierfür sind zwei Einkommenszweige: Fischfang sowie Kokosschnüre. Für letztere werden die Fasern noch grüner Kokosnüsse gekocht, getrocknet und geflochten. Beides geht einmal wöchentlich mit dem Frachtschiff Lomaiviti Princess nach Suva auf der Hauptinsel Viti Levu. Außerdem gibt es Dank der Quelle sogar ein Leitungswassersystem im Dorf.

In der Schule werden die Klassen 1 bis 8 unterrichtet, etwas über 30 Kinder aktuell. Als wir ankommen, sitzen die Kinder gerade zur Mittagspause mit ihren Müttern, die das Essen gebracht haben, draußen. Zahlreiche Hunde umringen die Kinder und luchsen ihnen das ein oder andere Stück Pancake ab. Die Tiere sind in recht gutem Zustand, jedoch alles Rüden. Die Weibchen haben in dieser Gesellschaft leider nur selten das Recht auf Leben und werden nach der Geburt getötet (siehe auch unser letzter Beitrag über die Taveuni Animal Lovers).

Zum Ende der Mittagspause müssen alle Kinder antreten – Zähneputzen ist angesagt. Manche teilen sich eine Zahnbürste, andere wiederum nutzen rote Brause als Zahnputzwasser. Es wird geschrubbt, was die Borsten aushalten. Anschließend bekommen wir ein Ständchen in voller Lautstärke. In Fiji gehört das Singen (oder eher Schreien?) kirchlicher Lieder zum Schulalltag. An den Wänden der Klassenzimmer hängen, genauso wie in der Krankenstation des Dorfes, Plakate, welche über die Risiken von Tabak-, Kava-, Alkohol- und Marihuanakonsum aufklären. Außerdem entdecken wir ein von den Schülern gebasteltes Plakat zum Thema „Sea Food“, also Nahrung aus dem Meer. Viermal ist eine Schildkröte darauf zu erkennen. Wäre es nicht Aufgabe des Lehrers gewesen, dass genau dieses Tier nicht auf dem Plakat landet? Meeresschildkröten sind auch in Fiji streng geschützt und ihr Fang unter Strafe gestellt. Gleiches gilt für die seltene Riesenmuschel. Doch Kontrollen gibt es selten bis nie.

„Put all your rubbish in the bin“ – wirf deinen Abfall in den Mülleimer, lautet ein weiterer Zettel an der Wand im Klassenzimmer. Der volle Mülleimer wird dann aber neben der Schule im Busch ausgeleert. Von hier aus gesellen sich viele der Chips-, Kaugummi- und Bonbonverpackungen dank des Windes zu den weiteren unzähligen Verpackungen ihrer Art, die auf dem Sportplatz, im Dorf und am Strand liegen. Nicht zu vergessen, die Plastikflaschen. Wie auch auf anderen kleinen Inseln kommen die Lehrer hier von den Hauptinseln, sind studiert und sollten eigentlich den Umgang mit der Natur und mit Müll vermitteln. Eigentlich. Und so kommen wir wieder mal mit gemischten Gefühlen von einem Dorfbesuch zurück.

Den Nachmittag nutzen wir für eine Lehrstunde mit dem Sextant. Dieses Gerät hat der ein oder andere sicher schon mal in einem historischen Film gesehen, doch auch heute kann man es noch erfolgreich zur Positionsbestimmung und Navigation auf See nutzen. Grundlage bilden der Meereshorizont und der Sonnenstand, mit deren Hilfe man eine Winkelmessung vornimmt und in der Folge die Position ermitteln kann.

Für die Weiterreise nach Namuka-i-Lau brauchen wir den Sextant jedoch nicht. Die Insel liegt in Sichtweite und ist nur 10 Seemeilen Luftlinie entfernt, doch der Wind weht nicht ideal und wir müssen kreuzen. Namuka-i-Lau hat wie Komo auch nur ein Dorf, was jedoch relativ wohlhabend ist. Grund hierfür ist die Produktion von Tapa bzw. Masi, einem dicken Stoff aus der Rinde des Papiermaulbeerbaumes (Broussonetia papyrifera). Die Rinde wird von jungen Stämmen abgezogen und anschließend so lange mit einem Holzstab geklopft, bis sie sich zu einem Gewebe verbindet. Dieses wird getrocknet und mit Naturkleister, z. B. aus Süßkartoffeln, zu großen Flächen verbunden. Anschließend wird der Stoff bedruckt, wozu Schablonen aus Kunststoff und Farbe aus Holzkohle (schwarz) und Ton (rot) verwendet werden.

Wir erreichen das Dorf von Namuka-i-Lau nach knapp zwei Stunden Fußmarsch vom Ankerplatz durch Dschungel, Kokosplantagen und teils zugewucherten Gärten. Den Weg scheint schon länger niemand mehr genutzt zu haben. Da gerade Mittwoch ist, ist in Namuka Sport angesagt. Einmal pro Woche trainieren die Männer Cricket, eine englische Ballsportart ähnlich dem amerikanischen Baseball. Die Bewohner erscheinen wenig beeindruckt von unserem Besuch, obwohl es auch hier eine Weile her ist, dass die letzten Gäste da waren.

Freudiger empfängt man uns in der Schule – wie auch in Komo sind hier junge Lehrer angestellt, welche erst kürzlich ihr Studium abgeschlossen haben und sich nun auf den abgelegeneren Inseln bewähren dürfen. Wir sind eine willkommene Abwechslung: mit etwas Motivation durch die Lehrer stellen sich uns einige Schüler auf Englisch vor. Dies ist offizielle Schulsprache, doch eigentlich spricht man hier in Namuka-i-Lau nur Fidschianisch. Die Lehrer freuen sich, dass das Erlernte nun auch endlich einmal genutzt werden kann.

Übersät mit Grassamen, Farnsporen und Kletten erreichen wir am Nachmittag wieder Vava-U, die in der geschützten Ankerbucht ruhig vor sich hin pendelt.

Bevor am nächsten Nachmittag eine längere Etappe mit über 100 Seemeilen zur Moala-Inselgruppe ansteht, nutzen wir das schöne Wetter noch ein bißchen zum Schnorcheln, Müllsammeln am Strand, Kokosnuss-Vorrat auffüllen und um die SUP-Technik zu verbessern. Wir sind nun schon seit sechs Tagen abgeschnitten von jeglicher Kommunikation nach außen, da es kein Handynetz gibt – Smartphone fasten. Auf der Hauptinsel Moala, die wieder deutlich näher an Viti Levu liegt, wird sich das ändern. Die Zivilisation rückt wieder ein Stück näher…

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Der einsame Nordosten Fijis - Irgendwo zwischen Gestern und Heute

Bay of Islands, Vanua Balavu, Fiji, 29.05.2022

Von Vanua Levu führt unsere Segelreise weiter nach Osten, wo zunächst Taveuni unser Ziel ist. Nicht umsonst wird sie auch die Garteninsel genannt – alles wuchert hier geradezu. Vom wackeligen Ankerplatz aus geht es mit dem Taxi im den Osten der Insel, wo sich der Bouma National Heritage Park befindet, ein Naturpark. Wir wandern entlang der Küste bis zu dem abgelegenen Wainibau Wasserfall. Nur ein einziger weiterer Tourist, Martin aus Tschechien, begegnet uns. Auf dem Rückweg darf er im Kofferraum unseres voll besetzten Taxis mitfahren.

Im Bouma National Park gibt es noch weitere Wanderungen und Wasserfälle sowie ein geschütztes Korallenriff. Die Bewohner von Waitabu haben Mitte der 90er Jahre festgestellt, dass ihr Riff immer leerer wurde und geradezu ausstarb. Die Menschen legten fest, dass ab sofort nichts mehr aus dem Riff entnommen werden darf – und das Leben kehrte wieder ein. Ein Stück Hoffnung!

Auf Grund des anhaltenden Regenwetters können wir leider keine weiteren Wanderungen unternehmen. Dennoch machen wir das Beste aus dem 69. Geburtstag unserer Mitseglerin Marianne. Sie bekommt zu ihrem Ehrentag eine ganz besondere Möglichkeit, mit gestern und heute zu jonglieren. Beim Besuch am 180. Meridian (auch Antimeridian genannt) bzw. Längengrad kann sie – zumindest theoretisch – noch einmal ins gestern springen und sich wieder verjüngen. Denn auf dieser Linie verläuft die menschendefinierte Grenze zwischen heute und gestern. Oder zwischen heute und morgen, je nach dem, auf welcher Seite der Datumsgrenze man gerade steht. Praktisch herrscht natürlich überall in Fiji das gleiche Datum, auch östlich des Meridians ist man schon im „Heute“. Dreht man den Globus einmal zur Hälfte, so befindet sich direkt auf der gegenüberliegenden Seite der Nullmeridian – Greenwich in Großbritannien mit der weltweiten Richtzeit GMT Null (Greenwich mean time).

Da hier in Fiji GMT+12 gilt, sind wir Greenwich also 12 Stunden voraus. Deutschland liegt in GMT+2 und ist unter Berücksichtigung der Sommerzeit zwei Stunden voraus. Französisch-Polynesien hingegen zählt zur Zone GMT-10 und hängt 10 Stunden hinter Greenwich, 12 Stunden hinter Deutschland und 22 Stunden hinter Fiji hinterher (obwohl es „nur“ 2.500km von Fiji entfernt ist). Noch kniffliger wird es ca. 800 km östlich von Fiji. Die Inselgruppe Samoa besteht aus dem eigenständigen Westsamoa und Amerikanisch Samoa. Und obwohl beide Staaten bzw. Territorien nur 50km voreinander entfernt und östlich des 180. Längengrades liegen, ist Westsamoa in GMT+13 und Amerikanisch Samoa in GMT-11 eingegliedert. Westsamoa lebt also im „Heute“, Amerikanisch Samoa im „Gestern“. Begründet liegt dies in den Geschäftsbeziehungen, die Westsamoa vor allem mit Australien und Neuseeland hat – ein Datumsunterschied wäre ein absolutes Hindernis.

Nach dieser lehrreichen Geografie-Einheit unternehmen wir einen kurzen Bummel durch das „Hauptstädtchen“ Somosomo, um unserer Vorräte aufzufüllen – die nächsten drei Wochen gibt es voraussichtlich keine Einkaufsmöglichkeit mehr. Die angeblich bei Touristen so beliebte Insel Taveuni kommt uns geradezu familiär vor, wir begegnen nur einer weiteren Gruppe Touristen und vier Segelyachten, die wir schon aus Savu Savu kennen.

In Somosomo nutzen wir erneut die Möglichkeit, eine Tierschutzorganisation zu unterstützen. Julie ist Leiterin der Taveuni Animal Lovers und engagiert sich mit vielen freiwilligen Tierärzten dafür, dass Hunde und Katzen auf der Insel kastriert werden – alles auf Basis von Spenden. Bei Dorfbesuchen können die Bewohner ihre Tiere gratis kastrieren bzw. versorgen lassen. So wird der grausamen Praxis vorgebeugt, dass vor allem ungewollte weibliche, neugeborene Tierbabys getötet werden. Mit ihrer Arbeit konnten auf Taveuni  geschätzt bereits 75.000 Geburten und damit Tötungen von Tierbabys verhindert werden. Wer die Taveuni animal lovers ebenfalls unterstützen will, kann dies bequem über die Seite der Animal Lovers z. B. per PayPal tun – jeder Euro erreicht wirklich etwas!

Der nächste Törnabschnitt bringt uns in den Nordosten Fijis, zu den Ringgold Inseln. Auf Yanuca befindet sich das einzige Dorf der Inselgruppe mit ca. 60 Einwohnern sowie einer Schule. Ringsum liegt eine handvoll unbewohnter Inseln. Cobia, ein ehemaliger Vulkan, ist eine von ihnen. Doch bevor wir eine Wanderung auf den Rand des langsam im Meer versinkenden Kraters unternehmen, statten wir dem Dorf einen Besuch ab. Zur Sevu Sevu Zeremonie überreichen wir neben Kava dieses mal auch eine große Goldmakrele, da wir auf der Fahrt gleich doppeltes Angelglück hatten.

Timothy wird vom Chief beauftragt, mit uns einen Dorfrundgang zu machen. Letztes Jahr seien zuletzt Touristen hier gewesen, berichtet er. Und tatsächlich sind wir das einzige Schiff weit und breit. Es ist gerade Ebbe und die Mädchen des Dorfes sammeln Muscheln und Schnecken im Riff. Das Dorf macht wie immer einen recht gepflegten Eindruck – der Rasen ist gemäht und Timothy ärgert sich über zwei leere Kokosnüsse, die die Kinder nach dem Trinken einfach liegen gelassen haben. Es ist eine absurde Szenerie – liegt doch gleichzeitig wieder Plastikmüll sowie zu Hauf leere Batterien am Strand herum, was niemanden zu stören scheint… die meisten der Batterien mögen beim nächtlichen Fischen hier gelandet sein, als die Taschenlampe dunkel wurde. Erneut finden wir auch Knochen und Panzerüberreste von Meeresschildkröten. Dorfbesuche sind für mich (Carina) daher immer ein schwerer Gang.

Plastikmüll begrüßt uns auch beim Landgang auf dem Kraterinselchen Cobia. Auf einer Strecke von 10 Metern ist der Sack voll, den ich eingesteckt hatte: Flaschen, Fischerei-Utensilien und Ölkanister. Hoffnung gibt uns ein Korallenriff im Westen der Ringgold-Inseln, nahezu unversehrt und mit einer außergewöhnlichen Vielfalt an Fischen dürfen wir es erleben.

Qamea und Laucala, zwei Resortinseln östlich von Taveuni, steuern wir als nächstes an. Zwischen beiden Inseln befindet sich eine schmale Bucht, welche nach Norden zwar offen, aber durch ein Korallenriff abgetrennt ist. Die Lage ist so geschützt, dass Vava-U fast regungslos auf dem Wasser liegt.

Kaum haben wir geankert, bekommen wir Besuch. Es ist eine dieser Begegnungen, die das Reisen so wunderschön machen. Linda und ihre Nichte kommen gerade vom Como-Resort auf Laucala zurück, wo sie Lindas Mann zur Arbeit gebracht haben. Sie habe sich über den seltenen Besuch in der Bucht gefreut und sei deshalb mit ihrem Boot gleich zu uns gekommen, um uns zu begrüßen, berichtet Linda. Sie arbeitet als Lehrerin auf Qamea, wo sie auch ein eigenes, abgelegenes Haus hat. Ganz selbstverständlich überreicht sie uns eine Schüssel Bananen und bekommt im Austausch von uns ein paar Kleidungsstücke. Ob wir Kokosnüsse mögen, fragt sie uns – natürlich! Und tatsächlich bringt sie uns am darauffolgenden Tag fertig geschälte Trinkkokosnüsse, Maracujas, Guaven und Kalamansi-Limetten. Geld möchte sie dafür nicht haben, also überreichen wir ihr ein paar Schulsachen, welche wir zuvor in Savu Savu gekauft hatten.

Auf Laucala befindet sich eines der luxuriösesten Hotels der Welt. Das Como Resort hat z. B. einen eigenen kleinen Flughafen und einen Golfplatz, aber auch eine eigene Farm mit ökologischem Landbau und Nutztierhaltung. Die Gäste werden in den fünf Restaurants so gut es geht mit regionalen Lebensmitteln versorgt. Unter anderem werden auf Laucala Wagyu Rinder und Sulmtaler Hühner gehalten. Letztere ließ Inselbesitzer und Red Bull Gründer Dietrich Mateschitz hier eigens aus Österreich einführen. Fisch und Meeresfrüchte kauft das Hotel bei lokalen Fischern ein. Und Lindas Mann hat dank der zahlungskräftigen Gäste einen gesicherten Job.

Von dem ganzen Trubel bekommen wir an unserem einsamen Ankerplatz nichts mit. Laucala zeigt uns ihre dicht bewachsenen, grüne und wilde Seite. Und nachts lädt der Sternenhimmel – frei von Lichtverschmutzung – zum Staunen ein.

Etwas wehmütig sind wir, als wir hier ablegen. Doch das nächste Inselchen erscheint ebenfalls vielversprechend. Wailagilala ist Luftlinie zwar nur 60km entfernt, doch wir wollen nach Möglichkeit ohne Motor und nur mit dem Wind dahin kommen. Das bedeutet Kreuzen, ein direktes Ansteuern ist auf Grund der Windrichtung nicht möglich. Somit liegen 95 Seemeilen, ca. 175km, und 18 Stunden Fahrt vor uns. Es geht bei recht rauer See und sportlichen 15 bis 20 Knoten Wind durch die Nacht. Am Vormittag erreichen wir Wailagilala – ein kleines Privatinselchen mit Saumriff. Der Name der Insel bedeutet übersetzt „kein Wasser oder Regen“, doch der Anblick des satten Grüns und der dunklen Wolken verrät etwas anderes.

Ein wackeliger Ankerplatz nach einer wackeligen Überfahrt, noch dazu ein wackeliges Übersetzen mit dem Dinghy bis zum feinen Sandstrand von Wailagilala bescheren uns einen spürbaren Muskelkater und schwere Knochen. Doch die Anreise hat sich gelohnt. Vili und seine Verlobte Rupina begrüßen uns herzlich – schon lange seien keine Gäste mehr hier gewesen. Das Pärchen hütet abwechselnd mit ihrem Onkel die Insel für den Eigentümer. Für sechs Millionen US-Dollar steht Wailagilala zum Verkauf, hatten wir zuvor im Internet gelesen. Hier, ca. 300km von Fijis Hauptinsel entfernt, gibt es weder Internet noch Telefon. Auch deshalb freuen sich die zwei so sehr über unseren Besuch.

Die beiden wohnen in einem halb verfallenen Haus im Inneren der Insel, weitere sieben verlassene Häuser liegen auf Wailagilala verteilt. Es handelt sich um ehemalige luxuriöse Strandhäuser, ausgestattet mit Möbeln, Küche und teilweise sogar Waschmaschine sowie gefüllte Taschen und Koffer. Zahnpasta und Seife liegen im Badezimmer bereit. Richtige „lost places“. Irgendwann nach 2010 sind die Häuser gebaut worden, das MHD einer Flasche Olivenöl im Küchenschrank verrät, dass wohl spätestens 2015 hier jemand gewohnt haben muss.

Vili und Rupina erlauben uns, die Insel zu erkunden. Wir bedanken uns mit ein paar haltbaren Lebensmitteln bei ihnen – was promt mit einer ganzen Bananenstaude, Papayas und Limetten erwidert wird. Rupinas Wunsch nach einem Schreibheft und Stiften können wir außerdem erfüllen. Nächsten Monat werden sie wieder mit ihrem Onkel tauschen, dann geht es zurück nach Vanua Levu.

Beim Inselrundgang treffen wir zahlreiche Vögel an. In den Bäumen wimmelt es von Rotfußtölpeln. Fregattvögel, Noddies und die Barking Imperial Pigeon, benannt nach ihrem bellenden Ruf, gesellen sich dazu.

Wailagilala liegt weit im Osten Fijis. Weiter östlich befindet sich nur noch der offene Pazifik, bevor man auf die Inselstaaten Tonga (ca. 600km entfernt) und Samoa (ca. 800km entfernt) trifft. Diese Entfernung hält den menschlichen Müll trotzdem nicht davon ab, hier auf einer so abgelegenen Insel angespült zu werden. Allen voran sind es Plastikflaschen, deren Etikett ihre Herkunft verrät. Die gesamte Ostseite von Wailagilala ist übersät mit Flipflops, Wäscheklammern, Fischernetzen, Fässern, Kanistern, Bojen, Eimern, Kisten, Flaschendeckeln, Shampoo-, Getränke- und Putzmittelflaschen und allerlei anderem Plastikmüll. Mehr Müll als Muscheln.

Der Blick ins Gebüsch verrät, dass die Insel seit Jahren oder Jahrzehnten mit Plastik verseucht wird. In den Ästen der Büsche hängen Überreste von Seilen und Fischernetzen, am Boden ist Müll teilweise fest eingewachsen. Hannes findet die Überreste eines Wetterballons der amerikanischen Wetter- und Ozeanografiebehörde NOAA inklusive Rückumschlag. Wir werden Kontakt aufnehmen, um zu schauen, ob die Forscher das verrostete Ding noch gebrauchen können.

Zwei Stunden lang sammeln wir Müll von der Landzunge an der Südspitze von Wailagilala, denn die Plastikteile drohen beim nächsten Sturm wieder ins Meer zu gelangen. Der restliche Strand liegt einfach zu voll, um den Müll bewältigen zu können. Wie auch auf Nananu-i-Ra und Motu Piscine müssen wir aufgeben. Doch immerhin die Landzunge ist nun – vorerst – sauber.

Wieder einmal sind wir geschockt davon, in welch kurzer Zeit die Menschheit es geschafft hat, die ganze Erde mit Plastikmüll zu versuchen. Selbst das abgelegene Inselparadies Wailagilala versinkt im Müll. Wie mag es dann erst in den Tiefen unserer Ozeane aussehen?

Wenn ihr von dem ganzen Plastikmüll und unsinnigen Verpackungen auch die Nase voll habt, möchten wir euch „Küste gegen Plastik“ empfehlen. Der Verein hat die kostenlose App „replace plastic“ ins Leben gerufen, mit der jeder Nutzer vor allem unsinnige Verpackungen melden kann. Man muss nur den Barcode scannen und die Meldung abschicken. Der Verein sammelt die eingegangenen Nachrichten und schickt „Denkzettel“ an die Hersteller bzw. Vertriebsunternehmen. Bereits ca. 260.000 Produkte wurden gescannt und fast 100.000 „Denkzettel“ versendet. Mit Erfolg: schon viele Produkte sind heute bereits mit plastikteduzierter oder gar plastikfreier Verpackung im Handel anzutreffen. Hier kommt ihr zu den Beispielen – die Andersmacher. Außerdem zeigt die ReplacePlastic-App Alternativprodukte mit weniger Verpackung an, wenn man einen Artikel scannt. Wem der Verein und seine App gefällt, der kann Küste gegen Plastik mit einer Fördermitgliedschaft (Beitrag frei wählbar) oder bei Amazon Smile als zu begünstigenden Verein unterstützen.

Unsere Segelreise führt uns nun weiter nach Südosten, in die Lau-Gruppe der Fiji-Inseln beginnend mit Vanua Balavu. Auf Grund mangelnder Netzabdeckung wird es wohl wieder eine Weile dauern, bis der nächste Beitrag folgt…

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Crewwechsel auf Vanua Levu

Viani Bucht, Vanua Levu, Fiji, 16.05.2022

Nach zwei gemeinsamen Monaten Reisezeit steht der Abschied von Franzi und Daniel an: Beide fliegen zurück nach Deutschland. Dies bedeutet für uns gleichzeitig einen Crewwechsel. Lucia aus Österreich sowie Marianne und Peter aus Bayern ziehen auf der Vava-U ein. Die nächsten drei Monate werden wir gemeinsam verbringen, mit dem Ziel Neukaledonien im August.

Aber nun heißt es erst einmal, Vava-U wieder auf Vordermann zu bringen: Deck und Kabinen reinigen, Dinghy flicken, Fiji-Flagge am Mast erneuern, Windmesser auf der Mastspitze und Stoff-Verdeck vom Steuerstand reparieren. Außerdem Lebensmittel sowie Gastgeschenke (Kava und Schulmaterial) für die nächsten fünf Wochen bunkern. Dazu geben wir beim lokalen Obst- und Gemüsehändler sowie bei der Deutschen Hobbybäckerin Elke Bestellungen auf. Den „Rest“ kaufen wir in den drei Supermärkten, beim Fleischer, auf dem Wochenmarkt und im Feinkostladen von Savusavu ein, nachdem wir Angebot und Preise studiert und eine detaillierte Einkaufsliste erstellt haben. Günstigen Taxipreisen sei Dank wird alles ohne Schleppen bis zum Steg gefahren.

Nebenbei besuchen wir noch die heißen Quellen Savusavus, wo auf Grund von Vulkanismus kochendes Wasser aus dem Boden quillt. Gleich nebenan befindet sich die Tierschutzorganisation Animals Fiji, deren Mitarbeiter sich um die Versorgung, Kastration und Vermittlung von Straßenhunden und -katzen kümmern. Wir freuen uns, dass wir hier verlässlich und unkompliziert eine Spende überreichen können. Ihr wollt ebenfalls helfen? Das geht bei Animals Fiji ganz einfach per Paypal – jeder Euro hilft. Für umgerechnet 20 Euro kann z. B. ein Tier kastriert werden.

Zur Belohnung nach dem Einkaufsstress gibt es einen Besuch bei Kokomana, einer kleinen Schokoladenmanufaktur mit eigenem Anbau, sozusagen „from bean to bar“ – von der Bohne bis zur Tafel. Kokomana, die „Magie der Schokolade“, hat sich dem Erhalt des fidschianischen Regenwaldes verschrieben. Statt auf gerodeten Flächen wachsen die Kakaobäume im Schutze der Urwaldriesen – in Mischkultur mit Taro, Vanille, Mangostane, Kava, Kaffee und anderen tropischen Obstbäumen und Gemüsepflanzen. Der Boden ist nicht künstlich bearbeitet sondern lediglich mit Blättern gemulcht. Dünger wird aus Kakaoschalen sowie -fruchtfleisch gewonnen und so dem Kreislauf wieder zugeführt. Die Abluftwärme aus der Patisserie dient zur Trocknung der Kakao- und Kaffeebohnen. Kokomanas Produkt – die Schokolade – besteht aus 70 bzw. 85 Prozent Kakaobohnen und 30 bzw. 15 Prozent fidschianischem Rohrzucker. Je nach Sorte werden noch Gewürze wie Chili oder Salz zugesetzt. Echte Handarbeit aus nachhaltiger Produktion.

Der erste Tag auf See mit der neuen Crew beginnt entspannt. Wir verlassen Savu Savu Richtung Süden und suchen uns nach drei Seemeilen einen Ankerplatz. Am Folgetag soll der Wind passen, sodass wir weiter Richtung Taveuni, der drittgrößten Insel Fijis, segeln können. Es bleibt also noch genug Zeit, uns im Flora Tropica Botanical Garden vom üppigen Grün hier auf Vanua Levu berauschen zu lassen. Über 250 Palmenarten, darunter auch bedrohte Arten, hat ein Liebhaber hier angesiedelt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

56 Seemeilen liegen nun vor uns: Wir segeln dank passendem Wind zur Südostspitze Vanua Levus, in die Viani Bay. Unterwegs haben wir ordentlich Seegang, doch das hält die Seebären an Bord nicht vom Angeln ab. Eine große Goldmakrele beißt an und beschert uns für die kommenden zwei Tage ein reiches Abendbrot.

Am späten Nachmittag erreichen wir die Viani Bay. Von hier aus ist es nur noch ein Katzensprung bis Taveuni, doch erst genießen wir zwei Tage die Ruhe, das Riff und das schöne Wetter in der Bucht. Sowohl nachts als auch beim Schnorcheln stellen wir fest, dass so langsam Winter auf der Südhalbkugel einkehrt. Natürlich erwartet uns kein Schnee, so nah am Äquator. Aber die Nachttemperaturen liegen nun oft unter 20°C und das Meer hat sich merklich abgekühlt. Die Sonne geht erst nach 6 Uhr auf und ist um 18 Uhr bereits hinterm Horizont verschwunden.

Die kommende Etappe führt uns hinüber nach Taveuni, zur drittgrößten Insel Fijis. Auf Grund ihrer üppigen Vegetation nennt man sie auch die Garteninsel. Wanderungen mit Wasserfällen, Regenwald, Küstenabschnitten und Bergen warten auf uns!

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Angekommen in Vanua Levu

Savu Savu, Vanua Levu, Fiji, 10.05.2022

Drei Wochen Segeltörn mit insgesamt 360 Seemeilen liegen nun schon hinter uns: Gestartet waren wir in Denarau, auf der Hauptinsel Viti Levu. Von hier aus haben wir die Mamanuca- und Yasawa-Inseln in Fijis Westen besucht. Herrliche, einsame Buchten, tolle Riffe, lange und menschenleere (aber leider nicht Müll-leere) Sandstrände, Delfinbegleitung am Schiffsbug, eine Höhle und unglaubliche Sonnenuntergänge zählten zu den Highlights.

Im Norden der Yasawa-Inselgruppe bogen wir dann ab Richtung Südosten: In einer Nachtfahrt segelten wir Richtung Wakaya, bevor uns der Wind verließ und wir die berühmte Bligh Water Region zwischen den zwei Hauptinseln Viti Levu und Vanua Levu per Motor passierten.

Rund um Ovalau empfingen uns weitere herrliche Buchten – sowohl Riffe als auch Sonnenuntergänge waren hier nicht minder schön als auf den Yasawas. Auf der Insel Ovalau besichtigten wir die UNESCO-Welterbe Stadt Levuka, welche im 19. Jahrhundert für eine Weile Fiji’s Hauptstadt war. Die historische Architektur einiger Häuser hat die Stadt zu ihrem Welterbetitel verholfen – uns hat sie an einen Wild-West-Film erinnert.

Auf Makogai, einer Insel nahe Ovalau, wurden bis 1969 Lepra-Kranke behandelt – bis zu 5.000 Menschen lebten hier in der Spitze. Heute versucht man auf Makogai – mehr oder weniger erfolgreich – Riesenmuscheln zu züchten. Diese Muscheln sind in der fidschianischen Küche so beliebt, dass man sie heute in kaum einem Riff mehr antrifft. Daher sollen sie hier nun in einem von der Regierung bezahlten Projekt nachgezüchtet und wieder ausgewildert werden. Ein paar tatsächlich riesige Exemplare finden wir in der Bucht – genauso wie im Riff der Insel Leleuvia. Auch hier schützt man die seltenen Muscheln und züchtet außerdem Korallen auf teils künstlerischen Metallgestellen. Sowohl vor Leleuvia als auch vor Makogai sichten wir endlich ein paar Meeresschildkröten! Dass hier wenig bis gar nicht gefischt wird beweist die große Anzahl von Papageifischen, die uns beim Schnorcheln begegnen (über deren herausragende  Bedeutung für Riffe hatten wir erst kürzlich berichtet).

Die letzte Etappe fuhren wir – mangels Wind leider unter Motor – zur zweitgrößten Insel Fijis hinüber: Vanua Levu ist ca. 5.500km² groß (ein Drittel der Fläche Thüringens) und die Berge reichen bis auf 1.000m Höhe. Im Hafenstädtchen Savu Savu endete unsere erste Segeletappe nach drei Wochen und 360 Seemeilen. Auch wenn das Wetter durchwachsen und nicht allzu seglerfreundlich war, konnten wir einiges an Seglerwissen aufsaugen – mancher geradezu schwammartig!

Leider verlassen uns Franzi und Daniel nun nach acht Wochen gemeinsamer Reisezeit. Wir wünschen euch einen guten Heimflug und nehmt etwas Sonne mit!

An Bord kommt nun eine neue Crew, mit welcher wir dann gemeinsam voraussichtlich Fijis Osten erkunden. Leider können wir auf Grund der anhaltenden Covid-Restriktionen nicht wie geplant nach Wallis und Futuna segeln. Das kleine, zu Frankreich gehörige Überseeland lässt nach wie vor nur Einreisen aus zwingenden Gründen zu. Und auch Vanuatu ist noch geschlossen – dies wäre das Törnziel nach Wallis und Futuna gewesen. Vielleicht haben wir Glück – zum 1. Juli sollen erste Einreisen von Touristen wieder möglich werden. Drückt uns die Daumen!

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Dorfbesuche auf den Yasawas

Savu Savu, Vanua Levu, Fiji, 07.05.2022

Besucht man in Fiji erstmals ein Dorf oder eine Gegend, so ist es Tradition, sich beim Dorfältesten bzw. Chief vorzustellen. Sevusevu nennt sich diese Zeremonie, in der der Besucher dem Chief ein Geschenk – im Regelfall Kava – überreicht und um Erlaubnis bittet, bleiben zu dürfen. Akzeptiert der Chief das Sevusevu, wird der Besucher in die Dorfgemeinschaft aufgenommen und darf sich von diesem Zeitpunkt an z. B. frei im Dorf bewegen, den Strand nutzen oder den nahegelegenen Hügel erklimmen. Versäumt man es der Tradition nachzukommen, gilt dies als Zeichen von Missachtung.

Sevusevu ist also auch für uns als Segler Pflicht, wenn wir in einer Bucht nahe eines Dorfes ankern. Die weithin bekannte Gastfreundschaft der Fidschianer ermöglicht natürlich, dass das Sevusevu im Regelfall positiv beschieden wird. So auch in den zwei Dörfern Nabukeru und Yasawa-i-Rara, welche wir im Laufe unseres Yasawa-Törns besuchen.

Im Vergleich zu Nakalavo, dem Dorf was wir auf Fijis Hauptinsel besucht haben, gibt es hier aber weder fließend Wasser noch Strom. Einzig von der Regierung für jeden Haushalt bereitgestellte Solarlampen erleuchten abends die Häuser. Die Wasserversorgung findet mittels großer Regenwassersammeltanks statt. Die meisten Häuser bestehen aus nur einem Raum für alle Familienmitglieder zugleich. Tagsüber werden die Matratzen beiseite geräumt – aus dem Schlafzimmer wird so das Wohnzimmer. Die Küche ist entweder als offene Feuerstelle im Haus integriert oder außerhalb des Hauses angebracht. Der Baustil ist sehr vielseitig, vom traditionellen Holzhaus mit Schilfbedachung über Wellblechhütten hin zu gemauerten, massiven Häusern. Einkaufsmöglichkeiten gibt es nicht – es wird getauscht, bestellt und per Fähre geliefert oder im nächstgelegenen Resort mit Mini-Supermarkt eingekauft.

Zum Teil sind die Dorfbewohner Selbstversorger, sie bauen Taro, Maniok, Yams, Kürbis, Süßkartoffeln, Papayas, Bananen und Mangos an. Außerdem werden Schweine gehalten und Meerestiere gefangen. Mit Bedauern müssen wir in einem Haus feststellen,  dass auch Meeresschildkröten nach wie vor zur Nahrung dienen – auch wenn dies gesetzlich verboten und mit 20.000 FJD und / oder fünf Jahren Gefängnis belegt ist. Doch wer soll dies hier, fernab der Hauptinseln, kontrollieren oder bestrafen?

Ähnlich verhält es sich mit dem Müll – offiziell ist das Wegwerfen von Müll in die Natur verboten, doch in den Dörfern sieht man ihn überall. Verpackungsmüll von Instant-Nudeln, Crackern, Süßkram und Plastikflaschen. Stellenweise wird er zusammengerecht und verbrannt, andernorts landet er im Meer und „verschwindet“. Von einer Einheimischen erfahren wir, dass in der Schule zwar unterrichtet wird, dass Müll nicht in die Natur geworfen werden darf. Doch wenn die Eltern es noch anders vorleben?

In Fiji herrscht Schulpflicht, jedes Kind hat das Recht auf Bildung und somit verfügt fast jedes Dorf über eine Schule oder zwei Dörfern teilen sich eine. Die Lehrer werden meist von den Hauptinseln für sechs Jahre bestellt und sind in der Nähe der Dorfschule untergebracht. Um den Kindern eine kleine Freude zu machen, kaufen wir vor unserem Törnbeginn Schulhefte, Stifte und Rugby-Bälle. Bewusst haben wir uns gegen Süßigkeiten entschieden – sind diese stets in Plastik verpackt und heizen die weit verbreitete Kariesproblematik weiter an.

Kurz zum Thema Gesundheit: pro Dorf gibt es eine staatlich bestellte Krankenschwester bzw. einen -pfleger, der die nötigsten medizinischen Maßnahmen vornehmen kann. Für alles größere ist jedoch ein Besuch auf den Hauptinseln nötig.

Nachdem wir von Süd nach Nord entlang der Yasawas gesegelt sind, führt uns unser Törn nun durch das Bligh Water Gebiet in die Korosee und von dort aus zur zweitgrößten Insel Fijis, nach Vanua Levu mit der Hauptstadt Savu Savu.

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Naturschutz dank Tourismus

Sawa-i-Lau, Fiji, 27.04.2022

Dass Tourismus nicht nur zerstörerisch für die Natur sondern auch förderlich für sie sein und ihren Schutz garantieren kann, haben wir im Laufe unserer Reise bereits mehrfach erlebt. Auf Bora Bora sind es die Schwarzspitzenriffhaie, auf Hawai’i die Mantarochen und die Meeresschildkröten und auf Rurutu die Wale, die Touristen anlocken. Aus früher Gejagten wurden heute geschützte Tierarten, die den Einheimischen eine Einnahmequelle sichern. Und so profitieren alle Seiten – wie auch auf der fidschianischen Insel Drawaqa.

Das Barefoot Manta Resort hat erkannt, dass nicht nur ein weißer, feiner Sandstrand, sondern auch ein intaktes, lebendiges Riff ein Alleinstellungsmerkmal im Tourismus bedeuten kann. In Zusammenarbeit mit dem Chief des Inseldorfes wurden ein Drittel des Riffes von Drawaqa unter Schutz gestellt. Fischen ist hier verboten. Direkt am Resort taucht man wortwörtlich in eine zauberhafte Unterwasserwelt ein: eine solche Diversität an Korallenarten haben wir selbst in Taha’as Korallengärten nicht erlebt. Hinzu kommt, dass Mantarochen von Mai bis Oktober gern hier logieren.

Doch warum geht es dem Riff hier so gut, während in vielen anderen Ecken von Fiji die gefürchtete Korallenbleiche festzustellen ist? Zunächst sind hier engagierte Biologen beschäftigt, welche einerseits die bestehenden Korallen beobachten und pflegen und andererseits in zwei „Kindergärten“ Korallenableger aufziehen und später im Riff an geeigneten Stellen pflanzen. Biologe Rob MacFarelane macht mit uns eine Schnorcheltour durchs Riff und zeigt uns den Kindergarten. An einem Ablegerseil hängen zahlreiche Stücke von verschiedenen Mutterkorallen, um eine genetische Vielfalt zu gewährleisten. Insgesamt sind es 50 Korallenarten, die hier aufgezogen werden. Mit ihnen werden später im Riff Lücken geschlossen, die Artenvielfalt (wieder-)hergestellt und nicht nur besonders schöne, sondern auch besonders robuste Korallenarten angesiedelt.

Dadurch, dass nicht gefischt werden darf, gibt es auch eine große Vielfalt an Fischen. Zählung haben ergeben, dass hier dreimal so viele Papageifische wie in den nicht geschützten Riffen leben. Diese Fische spielen zusammen mit den Doktorfischen eine besondere Rolle für die Korallen, denn sie reinigen deren Oberflächen von Algen und entfernen außerdem abgestorbene Teile. Somit schaffen Papageifische wiederum Lebensraum für die Neuansiedlung von Korallen. Korallenfressende Arten, wie der Dornenkronenseestern werden durch ausreichend Gegenspieler, die nicht vom Menschen weggefischt werden, in Schach gehalten. Ein solch gesundes Riff ist besser in der Lage, Stressoren wie erhöhte Wassertemperatur abfedern zu können.

Rob zeigt uns, dass am Boden liegende, abgebrochene Korallenstücke durchaus wieder anwachsen können und man sie durch Anbringen an geeigneten Stellen „pflanzen“ kann. Sie benötigen jedoch ungefähr ein halbes Jahr, um selbstständig fest anzuwachsen, weshalb das Ankleben mit Zement praktiziert wird.

Auf Luftbildern wird deutlich sichtbar, dass das Riff viel dichter und farbiger ist, als die umgebenden Riffe – siehe nachfolgende Satellitenaufnahme von GoogleMaps (unten links auf „Satellit“ umstellen). Auch den Einheimischen sei bereits aufgefallen, dass die Unterwasserwelt hier viel bunter und fischreicher ist, berichtet Rob. Ihm ist gleichzeitig bewusst, dass eine Ausweitung der Schutzmaßnahmen nur möglich ist, wenn das Verständnis und die Zustimmung der Inselbewohner vorhanden sind. Doch in Coronazeiten, als es keine Einnahmen für die Einheimischen gab, sei es schwierig gewesen, dass Riff vor Fischern zu schützen – verständlicher Weise.

Rob hat ein Video über seine Arbeit im Barefoot Manta Resort gedreht – hier könnt ihr es anschauen (in englischer Sprache):

Leider ist Fiji aktuell wieder stark von der Korallenbleiche betroffen, bei welcher die symbiotischen Photosynthese-Algen von der Koralle abgestoßen werden. 50 Prozent der Riffe seien aktuell von diesem Phänomen bedroht. Ursächlich ist neben schlagartigen Temperaturspitzen vor allem die Übersäuerung der Meere. Stoßen die Korallen die Symbionten ab, bedeutet dies nicht zwingend den Tod, lernen wir von Rob. Zunächst verliert die Koralle aber ihre Farbe und ihren Nahrungslieferanten. Bis zu einem gewissen Grad seien die Korallen in der Lage, wieder Algen aufzunehmen. Insbesondere wenn ausreichend Fischkot als Nahrung vorhanden ist, können die Polypen der Koralle eine gewisse Zeit ohne die Nahrung aus der Photosynthese überleben. Wird das Korallenskelett jedoch zu fragil, sterben die Polypen und somit die ganze Koralle ab. The Ocean Agency hat das weltweite Korallensterben mit Hilfe von Google Earth dokumentiert.

An Temperaturanstiege könnten sich die Riffe durchaus anpassen, meint Rob. Die deutlich größere Gefahr geht von der Übersäuerung der Meere aus – welche zu jener Fragilität der Korallen führt. Ursächlich ist der erhöhte CO2- Eintrag in die Ozeane, welcher menschengemacht ist. Über ein Viertel des weltweit ausgestoßenen CO2 nehmen die Ozeane auf und binden es als Kohlensäure, wodurch der pH-Wert des Meeres sinkt. Hierdurch wiederum sind weniger Karbonat-Ionen verfügbar, welche Grundlage für das Skelett der Korallen sind. Den Korallen und anderen kalkbedürftigen Lebewesen, wie z. B. Muscheln, wird ihr wichtigster Baustein entzogen. Hieran können sich die Korallen weder anpassen noch davon erholen, sie sterben ab. Mit dem Korallensterben schrumpfen die Riffe mehr und mehr, was letztlich auch für den Menschen fatal ist: Die natürliche Schutzbarriere unzähliger Inseln in den Weltmeeren geht verloren. Gegen die Übersäuerung ist auch das Riff von Drawaqa nicht gewappnet – nur die weltweite Reduktion des CO2-Ausstoßes kann die Riffe noch retten.

Ein weiterer menschengemachter Fluch, mit dem die Ozeane zu kämpfen haben, ist die nicht endende Plastikflut. Hier in Fiji werden wir damit noch mehr konfrontiert als bisher auf unserer Reise. Wir besuchen zahlreiche unbewohnte, einsame Strände und finden solche Mengen an Plastikmüll vor, dass wir teilweise aufgeben müssen – so wie auf dem Inselchen Nananu-i-Ra. Doch selbst da, wo Menschen leben, liegt zu Hauf Plastik am Strand. Auch hier gibt es einen Zusammenhang zwischen Tourismus und Naturschutz: da, wo Touristen beherbergt werden, sind die Strände sauber. Wir treffen George auf Nanuya Island, der gerade am Aufräumen ist. Am nächsten Tag käme ein Schiff mit Touristen aus Denarau, da müsse alles ordentlich sein, sagt er. Und tatsächlich – am Strand finden wir nicht ein einziges größeres Stück Plastikmüll. Ob mangelnde Bildung oder fehlende Motivation die Ursache sind, dass abseits der Touristenorte kein Müll aufgeräumt wird? Fest steht, dass die Fidschianer (fast) überall da, wo Touristen beherbergt werden, den Müll beseitigen.

Doch was passiert in Fiji eigentlich mit dem Müll? Auf der Hauptinsel Viti Levu gibt es eine offizielle, von der EU geförderte Müllhalde – klassischer „Landfill“, wie auch auf Hawai’i oder Tahiti. Hier rottet der Müll Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte vor sich hin, während die Müllberge immer größer werden. Immerhin wird der Austritt von Schadstoffen unterbunden. Stellenweise wird in Fiji recycelt, vor allem in den Städten kann man Plastikflaschen und Dosen getrennt entsorgen. Was uns erstaunt: Die Glasflaschen der zwei lokalen Biere Fiji Bitter und Fiji Gold sind sogar Mehrweg. LKWs sammeln das Leergut an verschiedenen Stellen wieder ein und entlohnen den Sammler mit einem geringen Betrag.

Und was passiert auf den restlichen 331 Inselchen, aus denen Fiji außerdem besteht, mit dem Müll? Hier gibt es weder organisierte Müllhalden noch Transporte zur Hauptinsel. Da, wo er nicht im Meer oder in der Landschaft landet, wird der Müll verbrannt, auch wenn das gesetzlich zumindest im urbanen Bereich verboten ist. Das Dilemma ist groß: Wird der Müll zu Landfill, also irgendwo im Inselinneren abgeladen, sickern Giftstoffe nach und nach in den Boden und landen letztlich im Meer. Außerdem tragen Wetterereignisse Teile des Mülls früher oder später ebenfalls in den Ozean. Wird der Müll verbrannt, entstehen dabei schädliche Gase, welche einerseits giftig bzw. krebserregend für die umliegenden Bewohner sind (z. B. Kohlenmonoxid, Aromate, Dioxine). Andererseits schaden die Gase der Natur, da sie in die Atmosphäre gelangen und durch Niederschlag letztlich auch wieder in den Wasserkreislauf gelangen. Wer mehr über das Thema Müllmanagement auf Fiji wissen möchte, kann sich hier weiter informieren (auf Englisch).

Den auf Vanua Levu Island gesammelten Müll (siehe vorangegangener Beitrag) dürfen wir bei Rob im Barefoot Manta Resort abgeben. Doch auch hier wird der Unrat vermutlich verbrannt. Vorerst müssen wir akzeptieren, dass die Entwicklung eines organisierten und möglichst umweltschonenden Müllmanagements hier in Fiji noch Jahrzehnte dauern wird. Dennoch geben wir nicht auf und sammeln weiter Müll. So landet er wenigstens nicht direkt im Meer – ob als Mikroplastik im Organismus der Fische, die wir wiederum essen, oder als unverdauliche Plastiktüte im Magen einer Meeresschildkröte, welche sie mit einer Qualle verwechselt hat und jämmerlich daran eingeht.

Nach dem Besuch des Drawaqa-Riffs segeln wir weiter Richtung Norden. Am Nanuya Lailai Island ankern wir geschützt zwischen mehreren Inseln der Yasawa-Gruppe. Franzi und Daniel üben sich mit Martins Unterstützung im Gerätetauchen, ein paar Landgänge bringen uns außerdem Abwechslung vom Bootsalltag.

In den kommenden Tagen werden wir noch weitere Inseln der Yasawas ansteuern und dabei auch Dörfer der Einheimischen besuchen, bevor es durch die Bligh Waters in Richtung des Koro-Seegebietes geht.

Gern könnt ihr euch auch im Blog von unserem Skipper Martin mit täglichen Infos über unsere Segelreise versorgen. Unsere Positionsangaben lassen sich hier nachvollziehen.

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Endlich wieder auf dem Meer

Vanua Levu Island, Fiji, 20.04.2022

Dass Ostern für uns dieses Jahr mehr mit Hamstern als mit Hasen zu tun hat, liegt an den Vorbereitungen für unseren Segeltörn. Denn in den kommenden drei Wochen werden wir vermutlich an keinem Geschäft vorbei kommen, was der Bezeichnung Supermarkt gerecht wird. Es heißt also Hamsterkäufe machen und Vorräte anlegen – „Bunkern“ in der Seglersprache. Drei Einkaufswägen voll mit Reis, Nudeln, Linsen, Dosentomaten, Mehl, Müsli, Knabbereien, Tee, Saft, Erfrischungsgetränke, Eier, Käse, Joghurt, Toilettenpapier usw., sechs Kisten Obst und Gemüse, ein Beutel Hähnchen- und Rindfleisch, vier Kartons Bier und so einige weitere alkoholische Getränke sollten das Überleben der fünfköpfigen Crew 21 Tage lang gewährleisten.

Geduldig transportiert Skipper Martin die wertvolle Fracht in seinem Dinghy zur Vava-U, die an einer Boje im Hafen von Denarau festgemacht ist. Der fast 18m lange Katamaran und Martin sind in Fijis Seegebiet seit fast zwei Jahren unterwegs: Der Inselstaat hatte als eines der wenigen Pazifikländer die Einreise für Segelboote in Pandemiezeiten ermöglicht. Martin segelt seit 2016 um die Welt und war z. B. auch schon in Französisch-Polynesien. Wer mehr zu Martins Reise mit seinem Schiff Vava-U (benannt nach einer Inselgruppe im Nachbarstaat Tonga) erfahren will, klickt hier.

Es ist Ostersonntag, als wir gegen Mittag an Bord gehen. Franzi und Daniel beziehen die Heckkabine, Hannes und ich die Bugkabine im linken Rumpf des Katamarans. Wir teilen uns ein komfortables Badezimmer und eine Toilette. Platz ist mehr als genug, Vava-U ist nochmal fünf Meter länger und einen Meter breiter als Namaka, auf der unsere Reise im September letzten Jahres begann.

Nach Bezug der Kabinen folgt die Sicherheitseinweisung: Wo befinden sich Schwimmwesten, Feuerlöscher, Rettungsinseln und Funkgerät? Wie verhält man sich im Notfall? Anschließend besprechen wir grob die Route. Wir werden von Denarau aus erst ein Stück nach Westen und dann nach Norden segeln und die Inselgruppen Mamanuca und Yasawa besuchen. Ziel ist am 8. Mai die zweitgrößte Insel Fijis, Vanua Levu.

Ostermontag können wir leider keine Segel setzen: wie schon die letzten Tage ist es schwül und windstill. Unter Motor fahren wir dennoch zum Malolo Barrier Reef, ca. 25km westlich von Denarau. Am Abend genießen wir echte Steinofenpizza auf Cloud 9, einem schwimmenden Restaurant im Riff, was wir mit dem Dinghy erreichen. Die Nacht am Ankerplatz ist einsam – nur der Vollmond und ein weiteres Segelboot in einiger Entfernung leisten uns Gesellschaft.

Bei anhaltender Windflaute fahren wir am nächsten Morgen hinüber zu Insel Malolo, wo sich in der Musket Cove eine Hand voll weiterer Segelboote befindet. Mehrere kleine Riffe innerhalb der Bucht laden zum Schnorcheln und Standup-Paddle-Boarden ein. Außerdem frischt Hannes bei der Fahrt zu einer Sandbank seine Wakeboard-Fähigkeiten auf. Vava-U ist in Sachen Wassersport gut ausgestattet!

Am Nachmittag entladen sich erste Gewitterwolken, auch über Nacht donnert es kräftig am Himmel. Beim Ablegen am nächsten Morgen ist er endlich da – der Segelwind. Fast 30 Knoten (55 km/h) sind es auf einmal, dazu starker Regen. Sowohl Wind als auch Regen bleiben uns den ganzen Tag erhalten – wie die Sonne hat heute auch der Schiffsmotor Pause und wir segeln bis zum Inselchen Vanua Levu (gleichnamig mit unserem Törnziel), wo wir uns einen ruhigen Ankerplatz im Windschatten suchen.

Begrüßt werden wir von insgesamt acht Schwarzspitzenriffhaien, welche neugierig um Vava-U kreisen. Nach zwei Wochen durchgängig schwülwarmem Wetter in Fiji frieren wir zum ersten Mal, da bei der Fahrt alle ordentlich nass geworden sind. Am Abend bessert sich das Wetter, ein fantastischer Regenbogen begleitet den Sonnenuntergang.

Am nächsten Morgen haben wir wieder herrlichen Sonnenschein und besuchen das unbewohnte Inselchen Vanua Levu. Schon von Vava-U aus sehen wir mit dem Fernglas Müll am Strand, weshalb wir einen Sack zum Sammeln mitnehmen. Die Menge des Mülls übersteigt das Volumen des Sackes wieder um ein Vielfaches, doch wir versuchen so viel wie möglich mitzunehmen: Plastikflaschen, Flipflops, Wäscheklammern, Lollistiele, Teile von Fischernetzen und Bojen, Zahnbürsten, Magarinedosen, Windeln, Shapooflaschen, Teile von Lebensmittelverpackungen und Styropor sind die üblichen Verdächtigen. Per Kajak bringen wir den Unrat an Bord, um ihn später in Savu Savu zu entsorgen.

In den nächsten Tagen fahren wir weiter in Richtung Norden. Bei Naviti Island hoffen wir, vielleicht die ersten Mantarochen der Saison begrüßen zu dürfen!

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Homestay in Nakalavo

Nadi, Viti Levu, Fiji, 14.04.2022

Nakalavo ist ein kleines fidschianisches Dorf auf der Hauptinsel Viti Levu. Über airbnb finden wir einen sog. Homestay bei einer Familie, d. h. die Möglichkeit, direkt am Familien- und Dorfleben teilzunehmen. Navitalai und seine Frau Assy führen hier ein recht einfaches Leben und haben sich durch die Beherbergung von Touristen ein Einkommen geschaffen. Nach der Wiedereröffnung des Landes für den Tourismus sind wir die zweiten Gäste der Familie und des Dorfes – die Freude ist groß, ist doch nun hoffentlich die lange finanzielle Durststrecke überstanden.

Das Dorf ist verhältnismäßig gut erschlossen, eine unbefestigte Straße macht es sogar für den Schulbus erreichbar, Strom und Trinkwasser sind ebenfalls vorhanden. In acht Kilometern Entfernung befindet sich die nächste größere Stadt Sigatoka. Für Touristen gibt es ein paar traditionelle Bedingungen, um das Dorf besuchen zu dürfen: Sonnenbrillen, Mützen und ärmellose T-Shirts sind verboten, Frauen müssen Röcke tragen und die Knie bedecken. Außerdem muss jeder „Neuankömmling“ Kavawurzeln für den Dorfältesten bzw. „Chief“ mitbringen. Mit einer Kava-Zeremonie werden die Besucher dann wiederum von den wichtigsten Personen des Dorfes (ausschließlich Männer) willkommen geheißen.

Zu unserer Begrüßung nehmen wir alle im Schneidersitz unter dem Vordach des Nachbarhauses Platz. Es folgen für uns nicht zu verstehende Unterhaltungen auf Fidschianisch, dazwischen wird immer wieder Kava gereicht – auch uns. Die Kavawurzel wurde zuvor in einem Metallgefäß gestampft, in einen Stoffsack gefüllt und dann in einer Schale in Wasser aufgelöst. Aus dieser Schale – traditionell ein Holzgefäß mit Füßen, in Nakalavo eine halbe Fischerboje – reicht ein Dorfbewohner Trinkschalen aus Kokos mit der bräunlichen Flüssigkeit. Jeder, dem die Schale gereicht wird, muss einmal klatschen, die Schale übernehmen, das Wort Bula („Hallo“, „Leben“ bzw. „Gesundheit“) aussprechen und dann ohne Absetzen austrinken. Danach reicht man die Schale zurück und klatscht dreimal, das fidschianische Zeichen für Respekt. Einfluss auf den Füllstand der Schale kann man durch „low tide“ (Ebbe) oder „high tide“ (Flut) nehmen. Bekanntlich hat Kava einen nicht allzu genüsslichen Geschmack und eine leicht betäubende Wirkung. Fast amüsiert beobachten wir die Dorfbewohner, welche mit Guaven oder Bonbons versuchen, den Kava-Geschmack kurz nach dem Trinken zu vertreiben.

Nach der Begrüßung durch den Chief dürfen wir uns frei bewegen und am Dorfleben teilnehmen. Navitalai zeigt uns außerdem die touristischen Sehenswürdigkeiten der Region – eine Festungsruine eines tonganischen Stammes (Tavuni Hill Fort) und den Sanddünen Nationalpark von Sigatoka. Wir sind etwas überrascht, an beiden Orten die einzigen Besucher zu sein. Was leider mittlerweile keine Überraschung mehr für uns ist: wie auch schon auf Likuri Island liegt der Strand voller Müll, vor allem Plastikflaschen, z. B. vom weltberühmten Fiji Water. Wir versuchen zumindest einen Teil – so viel wir tragen können – einzusammeln und entsorgen ihn fachgerecht am Nationalparkhaus. Bedauerlicher Weise liegt auch im Dorf Plastikmüll an fast jeder Ecke, sogar im Bach. Hauptsächlich ein Bildungsproblem, erfahren wir später (zum Thema Müllmanagement auf Fiji erfolgt später ein gesonderter Beitrag).

Assy, unsere Gastgeberin, führt uns während unseres Aufenthaltes einmal quer durch die fidschianische Küche: wir essen Currys, Roti, Dal, Fisch, Rind, Kochbananen, Maniok, Yams, Kartoffeln, Reis und Kürbis. Außerdem serviert sie uns selbst gebackene Brötchen und Kuchen.

Dass die meisten Menschen hier sehr schlechte Zähne haben, mag einen zunächst bei dieser Ernährung verwundern. Doch zuckerhaltige Lebensmittel und Getränke haben längst auch in den fidschianischen Dörfern Einzug gehalten. Kaffee und Tee werden nur mit Zucker getrunken, „Saft“ wird aus Pülverchen angerührt und selbst die kleinsten Kinder bekommen schon Süßigkeiten wie Bonbons und Brausepulver. Als Assy uns für den Tee Zucker anbietet und ich diesen ablehne, fragt sie mich, warum wir Europäer Kaffee oder Tee nie gesüßt trinken. Aus meiner Antwort, dass Zucker nicht gesund sei, zieht sie selbst den Schluss, dass wir wohl deshalb so schöne Zähne haben, weil wir weniger Zucker essen als sie.

Sonntags ist das Dorfleben zum Großteil der Kirche gewidmet. Es gibt zwei freikirchliche Strömungen im Ort, die Methodisten und Assemblies of God, jeweils werden drei Gottesdienste angeboten. Wir besuchen mit Assy die Assemblies, es ist Palmsonntag und die Kinder des Dorfes haben Lieder und Tänze einstudiert. Im Anschluss gibt es für Jung und Alt übersüßten „Saft“, Cola und Kekse. Die Kinder stehen geduldig in eine langen Schlange an und bekommen außerdem Eis. Da ist es wieder, das Zuckerproblem.

Unsere drei Tage im Dorf waren kurzweilig, sättigend und haben uns tatsächlich einen Einblick in das Dorfleben sowie die fidschianischen Gepflogenheiten – zumindest hier auf der Hauptinsel Viti Levu – verschafft. Viele Gemeinsamkeiten mit dem ursprünglichen fidschianischen Leben, so wie es auf den abgelegeneren Inseln noch sein soll, konnten wir jedoch nicht erfahren. Vielleicht bietet sich diese Gelegenheit aber noch in den kommenden Wochen…

Bevor wir uns nun langsam auf unseren Segeltörn vorbereiten, gönnen wir uns noch drei Tage Erholung auf der Insel Nananu-I-Ra im Nordosten Viti Levus. Hier befinden sich einige wenige gemütliche Unterkünfte – wir genießen die Ruhe und Abgeschiedenheit in den Macdonald Beach Cottages.

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Aus Aloha wird Bula

Likuri Island, Viti Levu, Fiji, 07.04.2022

Wenn man nach Hawai’i reist, wird oft vom sog. „Aloha-Spirit“ (Aloha-Geist) gesprochen, den die Inseln und ihre Bewohner versprühen sollen. Aloha bedeutet übersetzt Hallo, Tschüss und Liebe. Außerhalb Honolulus treffen wir jedoch kaum jemanden, der das Wort im Alltag verwendet. Es scheint eher zu einem touristischen als zu einem Alltagsbegriff geworden zu sein.

Ursprünglich hatten wir uns für Hawai’i als Reiseziel im Anschluss an Französisch-Polynesien entschieden, weil von hier aus Direktflüge nach Fiji führen, wo wir ab dem 17. April segeln wollen. Die Flugstrecken möglichst kurz zu halten, war uns wichtig. Leider wurde die Verbindung jedoch zwischenzeitlich gestrichen, sodass uns nun nur ein Umweg über Los Angeles bleibt. Es ist so, als würde man von Erfurt nach München über Hamburg fahren.

Schon bei Betreten des Flugzeuges in Los Angeles empfängt die Stewardess uns mit „Bula“, dem wohl bekanntesten fidschianischen Wort. Es dient als Hallo und soll dem Gegrüßten gleichzeitig Leben und Gesundheit wünschen. Ganz anders als Aloha hören wir dieses Wort schon an unserem ersten Tag auf Viti Levu, der Hauptinsel Fijis, unzählige Male – am Flughafen, bei der Taxifahrt, beim Einkaufen, beim Empfang an unserer Unterkunft sowie bei der abendlichen Kava-Zeremonie. Bula!

Die ersten drei Tage in Fiji ist eine Art Quarantäne in einer zertifizierten Unterkunft erforderlich, wo man jedoch nicht im Zimmer bleiben muss. Am zweiten Tag muss man einen Corona-Test ablegen und darf sich mit negativem Ergebnis dann ab dem dritten Tag frei im Land bewegen und aufhalten.

Wir verbringen unsere drei Tage auf Likuri Island, einer kleinen Insel mit einer Bungalowanlage. Wir werden mit dem Lied Bula Maleya von den Inhabern und Angestellten empfangen und am Abend gibt es eine kleine Kava-Zeremonie, natürlich unter Einhaltung aller Corona-Regeln 😉 Langeweile kommt auf dem Inselchen nicht auf – wir sind nur acht Touristen und bekommen ausreichend Unterhaltungsprogramm von den Angestellten: Kokosnuss-Überlebenstraining, Flechten, Feuertanzen, Netzfischen und Beachvolleyball.

Unsere nächste Station ist der Besuch des kleinen fidschianischen Dorfes Nakalavu. Hier wollen wir das Leben der Menschen abseits des Tourismus kennenlernen. Am 17. April wartet das Segelboot Vava-u mit dem deutschen Eigner Martin auf uns.

Mit dem neuen Reiseziel Fiji gibt es natürlich auch wieder eine neue Unterseite, die ihr hier findet. Wie immer mit Infos zum Land und unserem aktuellen Standort.

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Von Waikiki nach Likuri - Wir reisen nach Fiji!

Los Angeles, USA, 03.04.2022

Es ist soweit – nach über sechs Wochen Hawai’i steht ein neuer Reiseabschnitt an – es geht nach Fiji! Hier erwarten uns zunächst drei Tage „Inselquarantäne“ auf Likuri Island. Wenn Internetverbindung und Elektrizität es erlauben, folgen dann ein Beitrag zu unserem fünftägigen Waikiki-Erlebnis sowie die obligatorischen Infos zu Fiji und zum weiteren Reiseverlauf. Seid gespannt und lest gern in der Zwischenzeit den Beitrag über unsere zweite Inselrunde auf Big Island – siehe unten!

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Ein paar Informationen zu Fiji

Der Inselstaat Fiji (deutsche Schreibweise Fidschi) liegt im Westpazifik und hat knapp 900.000 Einwohner. Vor Ankunft der Europäer siedelten hier seit ca. 3.000 Jahren die Melanesier. Später war Fiji britische Kronkolonie, bevor es 1970 unabhängig wurde und seit 1987 Republik ist. Weitere Informationen zur Geschichte des Landes gibt es hier.

Die insgesamt 332 Inseln ergeben eine Fläche von ca. 18.000 km², etwas größer als Thüringen und vergleichbar mit Sachsen. Die zwei größten Inseln sind Vanua Levu und Viti Levu, wo sich die Hauptstadt Suva befindet. Der Großteil der Bevölkerung besteht aus Melanesiern und Indern. Als Amtssprachen gelten Fidschianisch, Fidschi-Hindu und Englisch.

Zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen des Landes zählen Tourismus und Landwirtschaft. Außerdem wird in einer Mine auf Viti Levu Gold gewonnen.

 

Wo liegt Fiji?

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